Assistenzhunde - Therapeuten auf vier Pfoten

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine HĂŒndin Frida mit fĂŒnf Monaten aus einem rumĂ€nischen Shelter zu mir kam, beschĂ€ftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die fĂŒr mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergĂ€nze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Welpentrainer Podcasts sprechen die Hosts AndrĂ© Vogt und Eva Birkenholz mit ihrem Gast Claudia Staudt ĂŒber das Leben mit einem Assistenzhund. Claudia ist Mutter der 12-jĂ€hrigen Lena, die aufgrund einer Zerebralparese im Rollstuhl sitzt. Ihr Leben wurde durch die Golden-Retriever-HĂŒndin Ypsi grundlegend verĂ€ndert.

Die Episode gibt einen tiefen und emotionalen Einblick in die vielfĂ€ltigen Aufgaben von Ypsi, die weit ĂŒber praktische Hilfe hinausgehen. Sie beleuchtet den sorgfĂ€ltigen Auswahl- und Ausbildungsprozess von Assistenzhunden, die immense Bedeutung fĂŒr die emotionale StabilitĂ€t und SelbststĂ€ndigkeit von Lena und die gesellschaftlichen Herausforderungen, denen Assistenzhunde-Teams im Alltag begegnen. Es geht um die zentrale Frage, wie ein Hund nicht nur ein Helfer, sondern ein Freund, Therapeut und SchlĂŒssel zu einem selbstbestimmteren Leben werden kann.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Mehr als ein Helfer: Ein Assistenzhund wie Ypsi ist fĂŒr ihre Besitzerin Lena nicht nur eine praktische Hilfe, sondern auch „Therapeut auf vier Pfoten“, beste Freundin und emotionale StĂŒtze, die ihr Sicherheit und Gesellschaft gibt.
  • Das „SchlĂŒssel-Schloss-Prinzip“: Die Auswahl des richtigen Hundes ist entscheidend. Organisationen wie Vita Assistenzhunde e.V. achten darauf, dass der Charakter des Hundes exakt zu den BedĂŒrfnissen und der Persönlichkeit des Menschen passt.
  • Emotionale und physische UnterstĂŒtzung: Ypsi hebt heruntergefallene GegenstĂ€nde auf, öffnet TĂŒren und alarmiert bei Bedarf. Ihre wichtigste Aufgabe ist jedoch die emotionale Regulation: Sie spĂŒrt Lenas aufkommende Anspannung oder Trauer und beruhigt sie aktiv durch ihre NĂ€he.
  • Ein Gewinn fĂŒr die ganze Familie: Obwohl ein Hund zusĂ€tzliche Arbeit bedeutet, empfindet Mutter Claudia die Zeit mit Ypsi als wertvolle Bereicherung und eine Art Therapie fĂŒr sich selbst. Der Hund entlastet sie im Alltag und schenkt ihr neue FreirĂ€ume.
  • SelbststĂ€ndigkeit und Selbstbewusstsein: Durch Ypsi erlebt Lena ein neues Maß an UnabhĂ€ngigkeit. Sie kann zum ersten Mal alleine kleine Runden in der Nachbarschaft drehen, was ihr enormes Selbstvertrauen und Stolz verleiht.
  • Gesellschaftliche HĂŒrden: Trotz gesetzlich verankerter Rechte stoßen Assistenzhunde-Teams immer wieder auf Unwissenheit und Ablehnung. So wurde Lena beispielsweise aus einem Supermarkt geworfen, was zeigt, wie wichtig mehr AufklĂ€rung in der Öffentlichkeit ist.

Lena, Ypsi und der Weg zum Assistenzhund

Claudia Staudt beschreibt den Alltag mit ihrer 12-jĂ€hrigen Tochter Lena, die seit einer FrĂŒhgeburt an einer Zerebralparese leidet. Diese spastische LĂ€hmung bindet Lena an einen Elektrorollstuhl und macht sie in fast allen Lebensbereichen von Hilfe abhĂ€ngig. Claudias Tag ist stark von der intensiven Pflege und Betreuung ihrer Tochter geprĂ€gt.

Der erste Kontakt zu Assistenzhunden entstand auf einer Reha-Messe. Obwohl Claudia damals große Angst vor Hunden hatte, beobachtete sie, wie Lena in der Gegenwart der Tiere aufblĂŒhte. Sie begann, sich körperlich auf eine Weise zu bewegen, die ihr zuvor unmöglich schien, nur um mit den Hunden zu interagieren. Inspiriert von einer Teenagerin mit einer Ă€hnlichen Behinderung, die selbstbewusst von ihrem Leben mit Hund berichtete, entschied sich die Familie, sich bei dem Verein Vita Assistenzhunde e.V. zu bewerben. Nach einer Wartezeit und einem intensiven, sechswöchigen gemeinsamen Training im Ausbildungszentrum zog die HĂŒndin Ypsi im April 2021 bei der Familie ein.

Die vielfĂ€ltigen Aufgaben von Ypsi: Eine BrĂŒcke zur SelbststĂ€ndigkeit

Ypsis Aufgaben sind laut Claudia Staudt extrem vielfĂ€ltig und gehen weit ĂŒber das rein Praktische hinaus. Zu ihren wichtigsten FĂ€higkeiten gehören:

  • Praktische Hilfe: Ypsi hebt zuverlĂ€ssig alles auf, was Lena herunterfĂ€llt - vom Handy bis zum Taschentuch. Sie kann TĂŒren öffnen und auf Kommando GegenstĂ€nde wie kleine Taschen tragen. Wenn Lena Hilfe benötigt und Claudia sie nicht hören kann, schickt Lena Ypsi mit einer speziellen Socke im Maul los, um ihre Mutter zu alarmieren.
  • Emotionale Regulation: Eine ihrer zentralsten Aufgaben ist die UnterstĂŒtzung bei Lenas GefĂŒhlsausbrĂŒchen. Claudia erklĂ€rt, dass Ypsi oft schon vor ihr spĂŒrt, wenn Lena emotional ĂŒberfordert ist. Sie geht dann sofort zu Lena, springt auf ihren Schoß und beruhigt sie durch ihre körperliche NĂ€he. Lena lernt dadurch, sich selbst zu regulieren, indem sie in Ypsis Fell greift und ihre Atmung verlangsamt.
  • Förderung der UnabhĂ€ngigkeit: Ypsi ermöglicht Lena ein bisher ungekanntes Maß an Freiheit. Seit knapp einem Jahr gehen die beiden alleine in ihrer Siedlung spazieren. FĂŒr ein Kind, das sonst nie alleine das Haus verlĂ€sst, ist dies ein riesiger Schritt zu mehr SelbststĂ€ndigkeit und stĂ€rkt ihr Selbstbewusstsein enorm.

Das „SchlĂŒssel-Schloss-Prinzip“: Wie der richtige Hund gefunden wird

Die Ausbildung und Zuweisung eines Assistenzhundes ist ein hochindividueller Prozess. Claudia Staudt erlÀutert das Vorgehen des Vereins Vita. Die Welpen wachsen zunÀchst bei ehrenamtlichen Patenfamilien auf, wo sie sozialisiert werden und eine Grunderziehung erhalten. SpÀter kommen sie ins Ausbildungszentrum.

Dort wird nach dem „SchlĂŒssel-Schloss-Prinzip“ gearbeitet: Statt einfach den nĂ€chsten Hund an den nĂ€chsten Menschen auf der Warteliste zu vergeben, wird der Charakter jedes Hundes genau analysiert. Es wird geprĂŒft, ob ein Mensch eher einen ruhigen, ausgleichenden Hund oder einen aktiven, fordernden Partner benötigt. Im Fall von Lena und Ypsi war die Entscheidung klar: WĂ€hrend eines Kennenlernens hatte Lena einen emotionalen Ausbruch. Zwei der anwesenden Hunde zogen sich zurĂŒck, doch Ypsi lief sofort zu ihr und tröstete sie. Damit war klar, dass diese beiden perfekt zusammenpassen.

Rechte und gesellschaftliche HĂŒrden im Alltag

Assistenzhunde haben gesetzlich verankerte Sonderrechte. Sie dĂŒrfen ihre Besitzer an Orte begleiten, die fĂŒr andere Hunde tabu sind, wie Arztpraxen, LebensmittelgeschĂ€fte und die Kabine eines Flugzeugs. Sie sind zudem von der Leinen- und Maulkorbpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln befreit.

Claudia Staudt berichtet jedoch, dass die Umsetzung in der Praxis oft an mangelnder AufklĂ€rung scheitert. Sie erzĂ€hlt von einem einschneidenden Erlebnis, bei dem Lena und Ypsi aus einem Supermarkt geworfen wurden, obwohl Ypsi ihre offizielle Kenndecke trug. FĂŒr Lena, die sich auf diesen selbststĂ€ndigen Einkauf gefreut hatte, war dies eine tief verletzende Erfahrung. Solche VorfĂ€lle zeigen, dass die Rechte von Assistenzhunde-Teams in der Gesellschaft noch nicht ausreichend bekannt sind und respektiert werden.

Praktische Tipps zum Umgang mit Assistenzhunde-Teams

Aus der Diskussion lassen sich klare Verhaltensregeln fĂŒr die Begegnung mit einem Assistenzhund im Dienst ableiten:

  1. Nicht ablenken: Ein Assistenzhund, der seine Kenndecke trĂ€gt, ist bei der Arbeit. Sprich ihn nicht an, locke ihn nicht und streichle ihn auf keinen Fall. Jede Ablenkung kann seine Konzentration stören und im schlimmsten Fall gefĂ€hrlich fĂŒr seine Bezugsperson sein.
  2. Die Bezugsperson ansprechen: Richte deine Aufmerksamkeit und deine Fragen immer an den Menschen, nicht an den Hund.
  3. Zutrittsrechte respektieren: Verwehre einem gekennzeichneten Assistenzhund-Team nicht den Zutritt zu öffentlich zugÀnglichen Orten. Diese Hunde sind speziell ausgebildet und stellen keine hygienische Gefahr dar.
  4. Abstand halten: Gib dem Team genĂŒgend Raum, damit sich beide frei und sicher bewegen können, insbesondere in engen GĂ€ngen oder Menschenmengen.

🔗 Zugehörige Folge(n)

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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