Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Episode des Podcasts The Petfood Family spricht Moderator Jan Dießner mit der Züchterin Mirjam "Miri" Knauer und erstmalig auch mit ihrem Mann Andy über die achte und letzte Woche vor dem Auszug der Basenji-Welpen. Gemeinsam beleuchten sie die finalen, entscheidenden Schritte der Sozialisierung, unerwartete emotionale Wendungen und die detaillierten Vorbereitungen für die Abgabe.
Die Folge bietet tiefe Einblicke in die intensive Prägungsphase und beantwortet die Frage, wie man Welpen bestmöglich auf ein souveränes Leben vorbereitet. Sie ist besonders relevant für zukünftige Welpenbesitzer, Züchter und alle, die sich für die verantwortungsvolle Aufzucht von Hunden interessieren.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Kontrollierte Sozialisierung ist der Schlüssel: Kurze, positive Ausflüge in neue Umgebungen wie ein Einkaufszentrum, bei denen die Welpen nicht überfordert werden, legen den Grundstein für zukünftige Resilienz und Gelassenheit.
- Die Mutterhündin gibt Sicherheit: Die souveräne Anwesenheit der Mutterhündin ist für die Welpen in neuen Situationen eine essenzielle Stütze und vermittelt ihnen Sicherheit.
- Ehrlichkeit vor Perfektion: Eine Kaufabsage kurz vor dem Auszug ist zwar emotional herausfordernd, aber die ehrliche Entscheidung eines Käufers, wenn das Bauchgefühl nicht stimmt, ist langfristig für das Wohl des Hundes wichtiger.
- Gesundheit transparent dokumentieren: Ein zusätzliches Gesundheitszeugnis vom Tierarzt sowie eine aktuelle Kotuntersuchung bieten neuen Besitzern maximale Transparenz und Sicherheit über den Zustand ihres Welpen.
- Der Wert von Vorverträgen: Um die Ernsthaftigkeit von Interessenten zu gewährleisten und emotionale Achterbahnfahrten zu reduzieren, kann ein Vorvertrag für beide Seiten mehr Verbindlichkeit schaffen.
- Einzigartige Erlebnisse prägen nachhaltig: Besondere Momente wie ein Fotoshooting mit beiden Elterntieren oder eine Ganganalyse auf einem Spezial-Laufband sind nicht nur wertvolle Erfahrungen für die Welpen, sondern schaffen auch unvergessliche Erinnerungen.
Fortgeschrittene Sozialisierung: Vom Einkaufszentrum zum Fahrradtraining
In der achten Woche lag der Fokus auf der Gewöhnung an komplexe Alltagssituationen. Miri organisierte einen Ausflug in ein großes Einkaufszentrum. Gemeinsam mit der Mutterhündin Zazu und einer Freundin navigierte sie die drei Welpen durch die Tiefgarage, fuhren sie im Aufzug und liefen an verschiedenen Geschäften vorbei. Miri erklärt, dass die ruhige und gelassene Art von Zazu den Welpen half, die vielen neuen Reize wie Geräusche, Gerüche und fremde Menschen stressfrei zu verarbeiten.
Überraschenderweise, so Miri, reagierten die Passanten sehr zurückhaltend, was sie als positiv empfand, da die Welpen so nicht von ständigen Kontaktversuchen überfordert wurden. Dieses Erlebnis ist Teil eines gezielten Aufbaus, der die Hunde auf ein Leben vorbereitet, in dem sie auch in ungewohnten Umgebungen wie Hotels oder bei Seminaren entspannt bleiben können.
Ein weiteres Training fand im Grünen statt, wo die Welpen an ein Fahrrad gewöhnt wurden. Andy beschreibt, wie Miri zunächst das Fahrrad schob und dann langsam daran vorbeifuhr. Als Höhepunkt fuhr sie mit der „Nanny-Hündin“ Amila im Zuggeschirr an den Welpen vorbei, um sie an schnellere Bewegungen zu gewöhnen. Auch diese Übung meisterten die Welpen souverän.
Ein emotionaler Höhepunkt: Das Familien-Fotoshooting mit dem Deckrüden
Ein besonderes Highlight der Woche war ein professionelles Fotoshooting. Das Besondere daran: Nicht nur die Mutterhündin und die Welpen waren anwesend, sondern auch der Deckrüde Akiro. Andy beschreibt diesen Moment als „Gänsehaut-Erlebnis“, da es selten ist, die gesamte Hundefamilie vereint zu sehen. Die dabei entstandenen Fotos sind eine bleibende Erinnerung. Bei dem Treffen wurden auch die Ähnlichkeiten der Welpen zu ihren Eltern deutlich: Hündin „Yelly“ sei eine Kopie der Mutter, während Hündin „Pinky“ stark dem Vater ähnele.
Unerwartete Wendung: Wenn ein Welpen-Zuhause platzt und das Schicksal eingreift
Kurz vor dem geplanten Auszug kam es zu einer unerwarteten Wendung: Die zukünftige Besitzerin von Hündin „Pinky“ sagte ab. Nach einem ehrlichen Gespräch, angestoßen durch Miris Bauchgefühl, gestand die Käuferin ihre Unsicherheit, ob der Charakter des Welpen wirklich zu ihr und ihrem Ersthund passe. Miri betont, wie viel Mut diese Entscheidung erforderte und dass sie diese Ehrlichkeit sehr schätzt, da sie dem Hund einen möglichen späteren Umzug erspart.
Das Schicksal sorgte jedoch für eine schnelle und perfekte Lösung: Freunde, die bereits einen Malinois aus Miris Zucht haben und beim Fotoshooting dabei waren, entschieden sich spontan, die Hündin aufzunehmen. Der Welpe, der nun den Namen Asura (Rufname Sury) trägt, bleibt somit im erweiterten Familienkreis. Miri bleibt zudem im „Mitbesitz“, was bedeutet, dass sie sich weiterhin an der Entwicklung beteiligt und die Option besteht, Asura später, wenn alle gesundheitlichen und charakterlichen Voraussetzungen stimmen, in die Zucht zu nehmen.
Gesundheit und Transparenz: Der letzte Tierarztbesuch vor dem Auszug
Ein weiterer wichtiger Punkt war der finale Tierarztbesuch zum Impfen und Chippen. Miri berichtet von ihrer Anspannung, da in früheren Würfen Welpen ihren Chip verloren hatten. Diesmal verlief jedoch alles reibungslos, und die Welpen zeigten sich sehr tapfer.
Zusätzlich zur obligatorischen Wurfabnahme durch den Zuchtverband lässt Miri für jeden Welpen ein detailliertes Gesundheitszeugnis ausstellen. Darin bescheinigt der Tierarzt den einwandfreien Zustand von Gebiss, Herz, Gelenken und dem allgemeinen Erscheinungsbild. Des Weiteren wird kurz vor der Abgabe eine Sammelkotprobe auf Würmer und Giardien untersucht. Miri erklärt, dass sie den neuen Besitzern diese Dokumente aushändigt, um maximale Transparenz und die Gewissheit zu geben, einen gesunden Welpen zu übernehmen.
Wissenschaft trifft Welpenaufzucht: Die Ganganalyse auf dem Spezial-Laufband
Ein außergewöhnlicher Ausflug führte die Welpen zu Zebris, den Herstellern eines Laufbands mit Drucksensoren. Unter Anleitung einer Expertin wurde eine Ganganalyse durchgeführt. Diese Untersuchung ist Teil einer großen Studie, die erforscht, wie sich das Gangbild von Hunden entwickelt und ob sich daraus frühzeitig Rückschlüsse auf spätere orthopädische Probleme wie HD oder ED ziehen lassen.
Miri hatte die Welpen bereits zu Hause an ein Laufband gewöhnt, sodass die Situation für sie nicht neu war. Die Analyse lieferte wertvolle Daten über die Gewichtsverteilung und die Körperachse der Welpen. Miri sieht darin einen großen Mehrwert, um Vergleichsdaten für die zukünftige Entwicklung der Hunde zu haben und die Aufzucht wissenschaftlich zu untermauern.
Reflexion und Ausblick: Was Züchter aus den letzten Wochen lernen können
Im Rückblick auf die intensive Zeit äußert Miri den Wunsch, bei zukünftigen Würfen nicht gleichzeitig arbeiten zu müssen, um den persönlichen Stress zu reduzieren. Die größte Erkenntnis ist jedoch die Überlegung, zukünftig einen Vorvertrag mit Interessenten abzuschließen. Andy ergänzt, dass dies nicht primär aus finanziellen Gründen geschehe, sondern um die Verbindlichkeit zu erhöhen und einen „Welpenschauen-Tourismus“ zu vermeiden. Eine Unterschrift, so ihre Überzeugung, schafft ein stärkeres Commitment und gibt beiden Seiten - Züchter und Käufer - mehr Sicherheit und Ruhe im Prozess.
Praktische Schritte für Züchter und zukünftige Welpenbesitzer
- Sozialisierung gezielt planen: Organisiere kurze, positive und kontrollierte Ausflüge in verschiedene Umgebungen, um den Welpen an Alltagsreize zu gewöhnen, ohne ihn zu überfordern.
- Auf das Bauchgefühl hören: Als Käufer ist es entscheidend, ehrlich zu sich selbst zu sein. Wenn Zweifel aufkommen, ist ein offenes Gespräch mit dem Züchter der beste Weg – auch wenn es kurz vor der Abholung ist.
- Transparenz einfordern und bieten: Frage als Käufer nach umfassenden Gesundheitsunterlagen. Biete als Züchter proaktiv Gesundheitszeugnisse und aktuelle Testergebnisse an, um Vertrauen aufzubauen.
- Verbindlichkeit schaffen: Züchter können durch Vorverträge die Ernsthaftigkeit von Interessenten sicherstellen und den Prozess für alle Beteiligten strukturierter gestalten.
- Den Wert der Mutterhündin nutzen: Beziehe eine souveräne Mutterhündin aktiv in die Sozialisierung ein. Ihre Ruhe überträgt sich direkt auf die Welpen und gibt ihnen die nötige Sicherheit.