Der Argenhof - Ein Ort des bedingungslosen Seins für Tiere

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts The Petfood Family spricht Moderator Jan Dießner mit Christiane Rohn, der Gründerin des Argenhofs. Der Argenhof ist mehr als ein Tierheim; er ist ein Gnadenhof und ein Zufluchtsort für Tiere, die sonst keine Chance mehr hätten, insbesondere jene mit schweren Verhaltensauffälligkeiten.

Die Hauptthemen der Episode sind die einzigartige Philosophie des Argenhofs, die auf bedingungsloser Akzeptanz und dem Recht auf Individualität basiert, die wachsenden Herausforderungen im modernen Tierschutz und die immense Bedeutung von Gemeinschaft und Transparenz für den Erfolg einer solchen Einrichtung. Diese Diskussion ist besonders relevant für Tierhalter:innen, Tierschützer:innen und alle, die sich fragen, wie ein Zusammenleben mit Tieren gestaltet werden kann, das auf Respekt und Gleichwertigkeit statt auf Funktionalität und Erwartungen beruht. Die Leitfrage der Episode ist, wie ein sicherer Raum geschaffen werden kann, in dem jedes Lebewesen - Tier wie Mensch - einfach sein darf.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Ein Hafen für schwierige Fälle: Der Argenhof ist spezialisiert auf Tiere mit schweren Verhaltensproblemen, insbesondere Aggressionen, die oft aus Angst resultieren. Er bietet ihnen einen dauerhaften Ort der Geborgenheit, an dem sie keine Erwartungen erfüllen müssen.
  • Die Philosophie des „Sein-Dürfens“: Das Kernprinzip ist bedingungslose Akzeptanz. Jedes Tier und jeder Mensch darf so sein, wie er ist, solange er keinem anderen schadet. Was als Schaden empfunden wird, entscheidet dabei immer der potenziell Geschädigte.
  • Mitspracherecht für Tiere: Tiere erhalten auf dem Argenhof ein hohes Maß an Autonomie. Sie können beispielsweise wählen, in welcher sozialen Gruppe sie leben möchten. Diese Selbstbestimmung ist ein zentraler Teil ihrer Resozialisierung und Heilung.
  • Finanzierung ausschließlich durch Spenden: Der Betrieb des Hofes mit rund 180 Tieren und 21 Mitarbeiter:innen wird ohne staatliche Unterstützung, rein durch private Spenden und das Engagement einer großen Gemeinschaft getragen.
  • Tierschutz an der Belastungsgrenze: Christiane Rohn beschreibt die aktuelle Lage im Tierschutz als dramatisch. Tierheime sind überfüllt, und selbst in Deutschland werden jährlich hunderttausende Tiere eingeschläfert, weil sie nicht in die Gesellschaft passen.
  • Aggression als Antrieb verstehen: Aggressives Verhalten wird nicht als Makel, sondern als „Antrieb“ interpretiert - eine Kraft, die in einer sicheren Umgebung in positive Bahnen gelenkt und in Gemeinschaftsstärke umgewandelt werden kann.
  • Gleichwertigkeit allen Lebens: Eine zentrale Botschaft ist der Respekt vor allem Leben. Christiane Rohn appelliert daran, Tiere nicht als untergeordnet, sondern als gleichwertige Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen und Persönlichkeiten zu betrachten.

Der Argenhof: Ein Ort der bedingungslosen Geborgenheit

Christiane Rohn beschreibt den Argenhof als einen „Ort der Geborgenheit und Sicherheit für Tiere, die nirgendwo anders eine Chance bekommen haben“. Getragen vom gemeinnützigen Verein „Lebenswürde für Tiere e.V.“, den sie 1999 gründete, fand sie 2002 den heutigen Standort. Der Hof beherbergt konstant zwischen 160 und 200 Tiere, darunter Hunde, Pferde, Schweine und Geflügel. Ein besonderer Fokus liegt auf Tieren mit schweren Aggressionsproblemen, die oft als „nicht vermittelbar“ gelten und sonst eingeschläfert würden.

Geborgenheit definiert Christiane als das Gefühl, „sich selbst sein dürfen und dadurch von anderen Rückhalt zu bekommen“. Dieses bedingungslose Angenommensein bildet die Grundlage für die Arbeit am Hof. Viele Tiere, die ankommen, haben eine lange Leidensgeschichte hinter sich und beißen aus Notwehr, weil sie nicht verstanden wurden. Am Argenhof lernen sie, dass sie sich nicht mehr verteidigen müssen.

Die Gemeinschaft als tragende Säule: Organisation und Finanzierung

Auf dem 7,5 Hektar großen Gelände arbeiten 21 festangestellte Mitarbeiter:innen und zwischen 50 und 60 ehrenamtliche Helfer:innen. Die Organisation basiert auf einem starken Gemeinschaftsgefühl. Jeder Mitarbeiter hat feste Bezugstiere, um eine tiefe und vertrauensvolle Bindung zu ermöglichen. Der Hof finanziert sich ausschließlich durch private Spenden und erhält keine staatliche Förderung, da es laut Christiane Rohn „keinen Pool“ für gefährliche Tiere gibt.

Die Transparenz bei der Verwendung der Spendengelder ist ihr ein zentrales Anliegen. Sie betont, dass jede Investition - von Mitarbeitergehältern bis zu notwendigen Maschinen wie einem Radlader - sorgfältig im Team und mit dem Vereinsvorstand abgewogen wird. Christiane erklärt, dass bezahlte Mitarbeiter:innen heute unerlässlich sind, da die für den Betrieb nötige Verbindlichkeit durch Ehrenamtliche allein nicht mehr gewährleistet werden kann. Die Stärke des Argenhofs liegt in diesem Netzwerk aus Menschen, die die Philosophie mittragen und durch ihr Engagement den Tieren Sicherheit geben.

Die Philosophie des „Sein-Dürfens“: Individualität und Mitspracherecht

Die Arbeit am Argenhof folgt einem klaren Credo, das Jan zusammenfasst: „Du darfst alles machen, was keinem anderen schadet. Aber was dem anderen schadet, entscheidest nicht du, sondern der andere.“ Dieses Prinzip gilt für alle Lebewesen auf dem Hof. Ein Tier, das Angst vor einem Menschen hat, muss von diesem nicht versorgt werden. Umgekehrt wird kein Mensch gezwungen, mit einem Tier zu arbeiten, vor dem er sich fürchtet.

Tiere erhalten die Möglichkeit, ihre eigene Persönlichkeit zu entdecken und Entscheidungen zu treffen. Ein neu ankommendes Huhn wird beispielsweise verschiedenen sozialen Gruppen vorgestellt und kann selbst signalisieren, wo es sich am wohlsten fühlt. Christiane erklärt, dass viele Tiere erst auf dem Hof lernen, wer sie wirklich sind, da sie zuvor nur als Funktionsträger für menschliche Wünsche existierten. Die Beschäftigung wird individuell angepasst und reicht von Sucharbeit bis zu Intelligenzspielen und Rätseln, die laut Christiane von allen Tierarten geliebt werden.

Tierschutz in der Krise: Gesellschaftlicher Druck und überfüllte Heime

Christiane zeichnet ein düsteres Bild der aktuellen Tierschutzsituation. Die Heime seien überfüllt, was insbesondere nach der Corona-Pandemie und durch wirtschaftliche Ängste der Menschen spürbar sei. Eine besonders besorgniserregende Entwicklung sei die Zunahme sehr junger Hunde, die bereits im Alter von fünf oder sechs Monaten wegen Verhaltensproblemen abgegeben werden. Sie könnten dem gesellschaftlichen Druck, perfekt zu „funktionieren“, nicht standhalten und würden durch Gegendruck in der Erziehung in einen Zustand versetzt, in dem sie „um ihr Leben kämpfen“.

Sie stellt klar, dass entgegen einer weitverbreiteten Annahme auch in Deutschland jährlich hunderttausende Tiere eingeschläfert werden, weil sie als „nicht gesellschaftsfähig“ gelten. Die Philosophie des Argenhofs, Tieren zu erlauben, sie selbst zu sein, kollidiert oft mit den Erwartungen der Gesellschaft, was eine Vermittlung erschwert. Die größte Herausforderung sei es, den Tieren beizubringen, dass sie auch außerhalb des geschützten Raums des Argenhofs in einem kleinen Rahmen sie selbst sein dürfen.

Praktische Schritte: Wie Du den Argenhof unterstützen kannst

  1. Spreche darüber: Christiane betont, dass das Wichtigste sei, über Orte wie den Argenhof zu sprechen. Mache Freunde, Familie und Bekannte auf die Arbeit und die Philosophie des Hofes aufmerksam.
  2. Verteile Informationsmaterial: Jede Form der Bewusstseinsbildung hilft. Das Verteilen von Flyern oder das Teilen von Informationen in sozialen Netzwerken trägt dazu bei, dass mehr Menschen von der Mission des Hofes erfahren.
  3. Unterstütze finanziell oder materiell: Da der Hof zu 100 % auf Spenden angewiesen ist, hilft jeder Beitrag, egal ob eine kleine monatliche Spende oder eine Futterspende.
  4. Engagiere Dich ehrenamtlich: Wenn Du in der Nähe wohnst, kannst Du Deine Zeit und Fähigkeiten als ehrenamtliche:r Helfer:in einbringen. Jede helfende Hand wird gebraucht.
  5. Reflektiere Deinen eigenen Umgang mit Tieren: Überdenke die gesellschaftlichen Erwartungen an Tiere. Erkenne sie als gleichwertige Lebewesen mit individuellen Persönlichkeiten an und gib ihnen den Raum, sie selbst zu sein.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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