Der Schulhund - Mehr als nur ein vierbeiniger Kollege

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts The Petfood Family spricht Moderator Jan Dießner mit zwei besonderen Gästen über ein von der Community lang ersehntes Thema: den Schulhund. Zu Gast sind Raphael, ein Lehrer an einer Hauptschule, und sein Border Collie Horst sowie Anja Helling, die Ausbilderin, die das Mensch-Hund-Team auf seinem Weg begleitet hat.

Die Episode beleuchtet den gesamten Prozess - von der persönlichen Motivation über die komplexen Anforderungen einer qualifizierten Ausbildung bis hin zu den praktischen Herausforderungen und dem enormen Mehrwert im Schulalltag. Im Zentrum steht die Frage: Was braucht es wirklich, um einen Hund verantwortungsvoll und zum Wohl aller Beteiligten in das komplexe System Schule zu integrieren? Die Diskussion bietet tiefgreifende Einblicke für Lehrkräfte, Pädagog:innen und alle, die sich für tiergestützte Arbeit interessieren.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Qualifizierte Ausbildung ist entscheidend: Ein Schulhund ist nicht einfach ein mitgebrachter Familienhund. Eine fundierte, mehrstufige Ausbildung für Mensch und Tier ist unerlässlich, um den Hund nicht zu überfordern und die Sicherheit zu gewährleisten.
  • Das Wohl des Hundes steht an erster Stelle: Die Ausbildung legt größten Wert darauf, Stresssignale zu erkennen und dem Hund einen sicheren Rückzugsort zu bieten. Das Ziel ist, dass der Hund die Schule mit positiven Emotionen verknüpft.
  • Bürokratie und Organisation sind zentral: Vor dem Einsatz müssen Genehmigungen von der Schulleitung, dem Kollegium und den Eltern eingeholt werden. Bundeslandspezifische Vorschriften und ein klares Konzept sind die Grundlage für ein erfolgreiches Projekt.
  • Ein Schulhund verbessert das Klassenklima: Raphael berichtet, dass sein Hund Horst nachweislich die Empathie der Schüler:innen fördert, als „Eisbrecher“ bei sozialen Problemen dient und die Lernmotivation steigert.
  • Die Doppelbelastung für Lehrkräfte ist hoch: Der Einsatz eines Schulhundes bedeutet eine zusätzliche Verantwortung und erfordert eine ständige geteilte Aufmerksamkeit zwischen den Bedürfnissen der Klasse und denen des Hundes.
  • Eine langsame Eingewöhnung ist der Schlüssel: Der Hund muss schrittweise an die Reize der Schule (Geräusche, Gerüche, Menschen) gewöhnt werden. Eine Raumerkundung ohne Schüler:innen ist ein wichtiger erster Schritt.
  • Nicht jeder Hund ist geeignet: Ein potenzieller Schulhund sollte menschenfreundlich, offen und nicht übermäßig ängstlich oder reaktiv sein. Die individuelle Persönlichkeit ist wichtiger als die Rasse.

Vom Sporthund zum Schulhund: Raphaels Motivation

Raphael erzählt, wie sein Border Collie Horst ursprünglich ein aktiver Agility-Hund war. Nach einer Verletzung, die das Risiko für Arthrose erhöhte, musste er eine neue, gelenkschonende Form der geistigen Auslastung für Horst finden. Da Horst aus einer Hütelinie stammt und mental gefordert werden möchte, entschied sich Raphael für die Ausbildung zum Schulhund. Er betont, dass ihm das Wohl seines Hundes von Anfang an am wichtigsten war. Die Sorge, Horst in einer lauten Hauptschulklasse zu überfordern, führte ihn zur Suche nach einer Ausbildung, die auf positiver Verstärkung basiert - und so fand er den Weg zu Anja Helling.

Die Schulhund-Ausbildung: Ein Blick hinter die Kulissen

Anja Helling, selbst ehemalige Lehrerin und zertifizierte Hundetrainerin, leitet die Ausbildung. Sie erklärt, dass die Ausbildung aus fünf Modulen besteht, die Theorie und Praxis eng miteinander verknüpfen. Ein zentrales Prinzip ist, den Hunden von Beginn an Sicherheit zu vermitteln. So beginnt jedes Seminarwochenende mit einem ruhigen Ankommen: Die Hunde erkunden den Seminarraum einzeln, um Reizüberflutung zu vermeiden. Dieses Vorgehen wird später auf den Schulalltag übertragen.

Inhalte der Ausbildung umfassen laut Raphael unter anderem:

  • Rechtliche und organisatorische Grundlagen: Was muss formal erfüllt werden?
  • Positives Hundetraining: Einsatz von Markerworten, Umorientierungssignalen und vielfältigen Belohnungen, die über Leckerlis hinausgehen.
  • Stressmanagement: Das Erkennen von Stresssignalen beim Hund (z. B. Hecheln, rote Augen, spontaner Haarausfall) und Strategien, um den Hund aus überfordernden Situationen zu nehmen.
  • Praktische Umsetzung: Erstellung eines Hygienekonzepts und Training von Tricks und Aufgaben, die den Unterricht bereichern können (z. B. das Würfeln von Matheaufgaben).

Anja fügt hinzu, dass die Ausbildung darauf abzielt, ein solides Fundament zu legen, bevor es an anspruchsvollere Tricks geht. Die Basis für alles ist das Wohlbefinden des Hundes.

Die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen

Bevor ein Schulhund eingesetzt werden kann, sind mehrere Hürden zu nehmen. Anja Helling listet die wichtigsten Schritte auf:

  1. Genehmigung der Schulleitung: Da sie die rechtliche Verantwortung trägt, ist ihre Zustimmung unerlässlich.
  2. Einbeziehung des Kollegiums: Die Gesamtlehrerkonferenz sollte informiert und ihre Zustimmung eingeholt werden, insbesondere für den Zugang zum Lehrerzimmer als Rückzugsort.
  3. Einverständnis der Eltern: Jede Familie muss zustimmen. Um diesen Prozess zu vereinfachen, empfehlen viele Schulen, die hundegestützte Arbeit in das offizielle Schulkonzept aufzunehmen.
  4. Beachtung der Vorschriften: Die bundesweit geltenden „Richtlinien für Sicherheit im Unterricht“ sowie landesspezifische Handreichungen müssen beachtet werden.

Raphael ergänzt, dass seine Schule ihm ideale Bedingungen bietet, wie einen großen Klassenraum und einen angepassten Stundenplan. Er weiß jedoch, dass dies ein Luxus ist und nicht an jeder Schule möglich ist. Die Finanzierung der Ausbildung ist ebenfalls ein Thema: Während Raphaels Ausbildung vom Förderverein übernommen wurde, zahlen die meisten Lehrkräfte sie laut Anja aus eigener Tasche.

Der Mehrwert im Klassenzimmer: Wie ein Schulhund den Alltag verändert

Raphael beschreibt die positiven Auswirkungen von Horst auf seine Schüler:innen an der Hauptschule. Der Hund verbessert nicht nur das Klassenklima, indem er für mehr Ruhe sorgt, sondern fördert auch gezielt soziale Kompetenzen. Die Kinder lernen, auf die Bedürfnisse eines Lebewesens zu achten und dessen Stresssignale zu deuten. Horst fungiert oft als „Eisbrecher“: Bei einem Spaziergang öffnen sich Schüler:innen mit emotionalen Problemen viel leichter und erzählen von ihren Sorgen. Dies ermöglicht es Raphael, frühzeitig Probleme zu erkennen und gemeinsam mit der Schulsozialarbeit Lösungen zu finden.

Gleichzeitig ist die Arbeit eine Herausforderung. Raphael betont die ständige Doppelverantwortung: Er muss den Unterricht gestalten und gleichzeitig das Wohl von Horst im Auge behalten. An stressigen Tagen oder in unvorhersehbaren Situationen, wie einer Auseinandersetzung zwischen Schülern, muss er flexibel reagieren und notfalls den Hund aus der Situation nehmen. Manchmal, so erklärt er, entscheidet er bewusst, Horst zu Hause zu lassen, weil er ihm an diesem Tag nicht gerecht werden könnte.

Praktische Schritte für angehende Schulhund-Teams

  1. Selbstreflexion und Recherche: Prüfe deine Motivation und informiere dich über die rechtlichen Vorgaben in deinem Bundesland. Das Qualitätsnetzwerk Schulbegleithunde ist eine gute erste Anlaufstelle.
  2. Gespräche führen: Hole die Genehmigung der Schulleitung ein und beziehe das gesamte Kollegium in deine Pläne mit ein, um Unterstützung zu sichern.
  3. Qualifizierte Ausbildung wählen: Suche nach einer Ausbildung, die auf positiver Verstärkung basiert und sowohl dich als auch deinen Hund umfassend schult.
  4. Eltern ins Boot holen: Kläre über Regeln und Allergien auf und hole schriftliche Einverständniserklärungen ein. Langfristig ist die Verankerung im Schulkonzept sinnvoll.
  5. Langsame Eingewöhnung: Gewöhne deinen Hund schrittweise an die Schule. Beginne mit der Erkundung leerer Räume, bevor der erste Kontakt mit Schüler:innen stattfindet.
  6. Klare Regeln etablieren: Besprich klare Verhaltensregeln mit den Schüler:innen, bevor der Hund das erste Mal in die Klasse kommt (z. B. nicht einfach anfassen, den Hund auf seinem Platz in Ruhe lassen).
  7. Rückzugsort einrichten: Schaffe einen sicheren und ruhigen Rückzugsort im Klassenzimmer, an dem der Hund ungestört ist (z. B. eine Box oder ein abgetrennter Bereich).
  8. Ausgleich schaffen: Sorge in der Freizeit für einen bedürfnisorientierten Ausgleich, damit dein Hund den Stress des „Jobs“ abbauen kann.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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