Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In der ersten Episode des Podcasts The Petfood Family spricht Moderator Jan Dießner mit seinem Gast Detlef "Deffi" Steves. Deffi, bekannt für seine laute und direkte Art, zeigt eine zutiefst emotionale und verletzliche Seite, als er die Geschichte der Adoption seines neuen Hundes Opi erzählt.
Die Hauptthemen der Folge sind die Realitäten des Tierschutzes, die Herausforderungen bei der Aufnahme eines älteren Hundes und die gesellschaftliche Verantwortung, die jeder Einzelne trägt. Im Kern geht es um die Frage, wie man Tieren in Not wirksam helfen kann und warum es entscheidend ist, über gute Taten zu sprechen, um andere zu inspirieren.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Älteren Tieren eine Chance geben: Deffi plädiert leidenschaftlich dafür, bewusst ältere, oft übersehene Tiere aus dem Tierschutz zu adoptieren, da sie genauso viel Liebe zu geben haben und ein würdevolles letztes Kapitel in ihrem Leben verdienen.
- Jeder Beitrag zählt: Deffi betont, dass Tierschutz nicht nur den Privilegierten vorbehalten ist. Selbst eine Spende von einem Euro pro Monat kann in der Summe einen gewaltigen Unterschied für Tierheime machen.
- Öffentlichkeit schafft Wirkung: Im Gegensatz zur Devise „Tue Gutes und sprich nicht darüber“ argumentiert Deffi, dass es essenziell ist, Tierschutz-Engagement sichtbar zu machen. Nur so können andere inspiriert und systemische Veränderungen angestoßen werden.
- Tierschutz kennt keine Grenzen: Die Herkunft eines Tieres ist für Deffi irrelevant. Die emotionale Verbindung zu einem bestimmten Tier und seiner Geschichte ist der entscheidende Faktor für eine Adoption, egal ob aus einem lokalen Tierheim oder aus dem Ausland.
- Eine Adoption ist ein unbrechbares Versprechen: Jan zitiert den Moderator Jan Köppen: „Wenn du diesen Hunden ein Ja gibst, dann darfst du dieses Versprechen nie wieder brechen.“ Ein Hund aus dem Tierschutz wurde bereits mindestens einmal enttäuscht und braucht absolute Verlässlichkeit.
- Geduld ist der Schlüssel zur Integration: Die Zusammenführung von Deffis langjährigem Hund Kai-Uwe und dem Neuankömmling Opi gestaltet sich schwierig. Deffi macht deutlich, dass solche Prozesse Zeit, Geduld und Management erfordern, aber nicht unmöglich sind.
- Zusammenarbeit statt Konkurrenz: Im Tierschutz gibt es oft interne Konflikte zwischen Organisationen. Deffi und Jan rufen dazu auf, Ellenbogenmentalität abzulegen und stattdessen gemeinsam für das Wohl der Tiere zu kämpfen.
Die Geschichte von Opi - Ein Senior bekommt eine zweite Chance
Deffi berichtet emotional von der Adoption seines neuen Hundes Opi. Über die Tierschützerin Anja Plötze wurde er auf den circa 14 Jahre alten Hund aus Rumänien aufmerksam, der verletzt und orientierungslos auf der Straße gefunden wurde. Nachdem ein Video von Opi ihn tief berührt hatte, entschied sich Deffi gemeinsam mit seiner Frau Nicole, ihn aufzunehmen, sollte sich kein anderer Interessent finden. Er erklärt seine Motivation so: „Ich möchte, dass wenn er irgendwann die Reise antritt, dass er zurückguckt und sagt, waren doch nicht alle scheiße.“
Die Entscheidung wurde von dem Tierfutterhersteller Mera unterstützt, der eine Futterpatenschaft für ein Jahr zusicherte. Deffi erzählt, wie er sogar bereit war, alle Tierarztkosten bis zu Opis Tod zu übernehmen, um die Vermittlungschancen zu erhöhen - doch am Ende wollte er den Hund selbst haben.
Tierschutz als gesellschaftliche Aufgabe
Ausgehend von Opis Geschichte diskutieren Jan und Deffi über die grundlegende Bedeutung von Tierschutz. Deffi wehrt sich vehement gegen Kritik, warum er einen Hund aus dem Ausland gerettet habe, während deutsche Tierheime voll seien. Für ihn hat Tierschutz keine Grenzen: „Ich habe mich in ihn verliebt. [...] Es war der eine Hund.“
Er fordert, dass jeder Mensch im Rahmen seiner Möglichkeiten aktiv wird. Für diejenigen, die kein Tier aufnehmen können, schlägt er konkrete Alternativen vor:
- Kleine Spenden: Schon ein Euro pro Monat von vielen Menschen summiert sich zu beträchtlichen Summen, die Tierheimen helfen.
- Patenschaften: Menschen mit finanziellen Mitteln, aber wenig Zeit, könnten die Tierarztkosten für ein vermitteltes Tier übernehmen und so Familien mit geringerem Einkommen die Adoption ermöglichen.
- Zeit spenden: In lokalen Tierheimen werden oft ehrenamtliche Gassigänger gesucht.
Ein zentraler Appell richtet sich an die Tierschutz-Community selbst: Statt sich gegenseitig zu bekämpfen, sollten Organisationen zusammenarbeiten, um schwarze Schafe zu entlarven und gemeinsam mehr für die Tiere zu erreichen.
Der Umgang mit Kritik und die Kraft der Öffentlichkeit
Deffi beschreibt, wie er für seine Entscheidung, Opi aufzunehmen und öffentlich darüber zu sprechen, harsche Kritik im Internet erfuhr. Er bezeichnet die anonymen Kritiker als „Bodensatz der Gesellschaft“ und kritisiert ihre destruktive Haltung. Seiner Meinung nach ist es kontraproduktiv, Gutes im Stillen zu tun. Wer seine Reichweite nutzt, um auf Missstände aufmerksam zu machen und positive Beispiele zu zeigen, ermutigt andere zum Handeln. „Dumm, dass du es nicht öffentlich machst. Dass du anderen nicht den Weg zeigst, dass es funktioniert“, entgegnet er einer Kritikerin.
Seine eigene Entwicklung zum „Tierschutzengel“ für Mera sei erst vor anderthalb Jahren durch seine Frau Nicole angestoßen worden, die begann, sich mit dem Leid von Tieren zu konfrontieren. Dieser Prozess war schmerzhaft, führte aber zu dem tiefen Bedürfnis, seine Stimme für die zu erheben, die keine haben.
Herausforderungen: Von Qualzucht bis zum Abschied
Das Gespräch wendet sich auch schwierigen Themen zu. Deffi thematisiert offen die Kritik an seiner Französischen Bulldogge Kai-Uwe, die als „Qualzucht“ gilt. Er räumt ein, dass er heute anders entscheiden würde, betont aber, dass das Thema vor 13 Jahren, als er Kai-Uwe bekam, kaum präsent war. Er plädiert für einen konstruktiven Dialog anstelle von Anfeindungen gegenüber Besitzern solcher Rassen.
Ein besonders emotionaler Moment ist die Auseinandersetzung mit dem Abschied von einem Tier. Die Angst vor dem Schmerz des Verlustes sei für viele ein Grund, kein älteres Tier aufzunehmen. Deffi argumentiert eindringlich, dass der Schmerz immer derselbe ist, unabhängig davon, ob ein Tier nach zwei Wochen oder nach 15 Jahren stirbt. Dem Schmerz stünden jedoch unzählige Momente der Freude und Liebe gegenüber. Die Aufgabe des Menschen sei es, einem Lebewesen eine gute Zeit zu schenken - der Schmerz sei der Preis für diese Liebe, den man aushalten könne und müsse.
Praktische Schritte für den Tierschutz
- Schau bewusst hin: Konfrontiere dich mit den Realitäten des Tierschutzes, auch wenn die Bilder und Geschichten schmerzhaft sind. Nur so entsteht der Wille zur Veränderung.
- Spende, auch wenn es wenig ist: Richte einen Dauerauftrag von nur einem Euro oder einem anderen kleinen Betrag an ein Tierheim deiner Wahl ein. Die Summe macht den Unterschied.
- Übernimm eine Patenschaft: Wenn du finanziell gut aufgestellt bist, aber keine Zeit für ein eigenes Tier hast, biete an, die Tierarztkosten oder Futterkosten für ein Tier aus dem Tierschutz zu übernehmen.
- Engagiere dich vor Ort: Frage im lokalen Tierheim nach, ob Hilfe benötigt wird, zum Beispiel als Gassigänger oder bei der Reinigung der Gehege.
- Sei laut und teile Positives: Nutze deine Stimme und deine Social-Media-Kanäle, um auf Tierschutz-Themen aufmerksam zu machen und Erfolgsgeschichten zu teilen. Inspiration ist ein starker Motor.
- Gib älteren Tieren eine Chance: Besuche gezielt die Senioren im Tierheim. Sie sind oft die am schwersten vermittelbaren Tiere und unendlich dankbar für ein liebevolles Zuhause.