Die Arbeit einer Rettungshundestaffel bei der Feuerwehr mit Sabine Meyer

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode von The Petfood Family spricht Moderator Jan Dießner mit Sabine Mayer, einer ehrenamtlichen Hundeführerin bei der Rettungshundestaffel der Freiwilligen Feuerwehr Münchshofen in Bayern. Sabine gibt einen tiefen Einblick in den anspruchsvollen Alltag, das intensive Training und die emotionalen Herausforderungen ihrer Arbeit.

Die Episode beleuchtet die verschiedenen Disziplinen der Rettungshundearbeit - von der Flächen- über die Trümmersuche bis hin zum Mantrailing. Sie richtet sich an alle, die sich für die beeindruckenden Fähigkeiten von Hunden, anspruchsvolle Nasenarbeit und ehrenamtliches Engagement interessieren. Die zentrale Frage ist, was es wirklich bedeutet, ein Mensch-Hund-Team für den Ernstfall auszubilden und einsatzbereit zu halten.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Intensive Ausbildung: Die Ausbildung eines Rettungshundes dauert zwei bis drei Jahre und endet mit anspruchsvollen Prüfungen (RH1 und RH2), um die Einsatzfähigkeit sicherzustellen.
  • Drei Kern-Disziplinen: Rettungshunde werden spezialisiert auf Flächensuche (Suche nach beliebigen Personen in einem Gebiet), Trümmersuche (Suche in eingestürzten Gebäuden) und Mantrailing (Verfolgung der individuellen Geruchsspur einer bestimmten Person).
  • Teamarbeit ist entscheidend: Beim Mantrailing ist der Hundeführer kein passiver Mitläufer, sondern ein aktiver Partner, der den Hund lesen, unterstützen und bei Bedarf korrigieren muss. Vertrauen und eine enge Bindung sind die Basis für den Erfolg.
  • Hohe Anforderungen an den Menschen: Neben der Hundeausbildung müssen Hundeführer bei der Feuerwehr eine feuerwehrtechnische Grundausbildung (Modulare Truppausbildung) sowie Erste-Hilfe-Kurse für Mensch und Hund absolvieren.
  • Geruch ist eine komplexe Wissenschaft: Faktoren wie Wetter, Alter der Spur, aber auch die Ernährung oder Medikamenteneinnahme der gesuchten Person beeinflussen den Geruch und stellen hohe Anforderungen an das Training.
  • Ehrenamtliches Engagement: Die Arbeit ist rein ehrenamtlich. Die Staffeln sind oft auf Spenden angewiesen, um Ausrüstung und wichtige Weiterbildungen zu finanzieren.

Von der Hobby-Nasenarbeit zum ehrenamtlichen Einsatz

Sabine beschreibt ihren Weg in die Rettungshundestaffel, der über das hobbymäßige Mantrailing begann. Sie erfuhr von der Neugründung einer Staffel bei der Freiwilligen Feuerwehr Münchshofen im Sommer 2022 und schloss sich den Interessierten an. Jan gegenüber erklärt sie, dass grundsätzlich jede Freiwillige Feuerwehr eine solche Staffel gründen kann, sofern bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind, wie eine Mindestanzahl an Teams und ein ausgebildeter Gruppenführer.

Die Staffel ist organisatorisch in die Feuerwehr integriert und wird durch die Gemeinde finanziert. Dennoch, so betont Sabine, ist die Staffel auf Spenden angewiesen, um die Feuerwehrkasse nicht übermäßig zu belasten und spezielle Ausrüstung sowie Fortbildungen finanzieren zu können. Die Hundeführer müssen nicht nur intensiv mit ihren Hunden trainieren, sondern auch eine feuerwehrtechnische Grundausbildung absolvieren, um im Einsatzfall vollwertige Mitglieder der Feuerwehr zu sein.

Die Disziplinen der Rettungshundearbeit: Fläche, Trümmer und Mantrailing

Sabine erläutert die drei Hauptbereiche, in denen Rettungshunde eingesetzt werden:

  • Flächensuche: Hierbei durchkämmt der Hund frei und systematisch ein großes, oft unwegsames Gelände (z. B. 5.000 m² in der RH1-Prüfung), um jegliche menschliche Witterung aufzuspüren. Findet der Hund eine Person, zeigt er dies durch Bellen (sog. „Verbeller“) an, bis der Hundeführer eintrifft.
  • Trümmersuche: Diese Disziplin ist oft der nächste Schritt für Flächenhunde. Sie suchen in eingestürzten Gebäuden oder auf Trümmerfeldern nach Verschütteten. Die Arbeit ist für Hund und Mensch extrem gefährlich und erfordert ein hohes Maß an Vertrauen und Trittsicherheit. Der Hund muss hier mit sehr wenig Geruch arbeiten, der aus der Tiefe aufsteigt.
  • Mantrailing: Sabines Spezialgebiet. Der Hund sucht an einer langen Leine nach dem Individualgeruch einer ganz bestimmten Person. Dazu erhält er zu Beginn einen Geruchsartikel (z. B. ein getragenes T-Shirt). Diese Arbeit erfordert höchste Konzentration vom Hund und die Fähigkeit des Hundeführers, seinen Hund präzise zu lesen.

Das Training eines Mantrailers: Eine Symbiose aus Vertrauen und Teamarbeit

Das Training eines Mantrailing-Hundes beginnt spielerisch über positive Bestätigung. Laut Sabine startet man mit einfachen Suchen, bei denen sich eine Person nur um eine Ecke versteckt. Schrittweise werden die Distanz, die Komplexität des Geländes und die Umgebungsreize gesteigert - bis hin zu Suchen in belebten Innenstädten oder Parkhäusern, wie Sabine am Beispiel eines Trainings auf dem Regensburger Weihnachtsmarkt schildert.

Entscheidend ist das Zusammenspiel im Team. Der Hundeführer ist nicht nur „Anhängsel“ am Ende der Leine. Er muss die Körpersprache des Hundes deuten, um zu erkennen, ob dieser noch sicher auf der Spur ist, abgelenkt wird oder den Geruch verloren hat. In solchen Momenten muss der Hundeführer eingreifen, das Team an einen früheren Punkt zurückführen und den Hund neu ansetzen lassen. Jeder Hund hat dabei ein individuelles Suchverhalten, das der Hundeführer kennen und unterstützen muss.

Die Königsdisziplin: Die Rettungshundeprüfung RH2

Um als voll einsatzfähig zu gelten, muss ein Mantrailing-Team die anspruchsvolle „Rettungshundeprüfung 2“ (RH2) bestehen. Sabine erklärt, dass die Durchfallquote sehr hoch ist. Die Prüfung, für die man zwei Jahre Trainingserfahrung nachweisen muss, besteht aus drei Teilen, deren Reihenfolge unbekannt ist:

  1. Der Negativ-Trail: Das Team erhält einen Geruchsartikel von einer Person, die am Startpunkt nie gewesen ist. Der Hund muss anzeigen, dass keine Spur vorhanden ist.
  2. Der Shortcut: Die Spur einer Person endet abrupt, weil diese beispielsweise in ein Auto gestiegen ist. Der Hund muss das Ende der Spur zuverlässig anzeigen.
  3. Der Long-Trail: Die größte Herausforderung. Eine 24 Stunden alte und 2 bis 2,5 Kilometer lange Spur muss über eine Dauer von bis zu zwei Stunden ausgearbeitet werden.

Sabine erzählt stolz, dass ihre 12-jährige Parson-Russell-Hündin Grace diese Prüfung an einem einzigen Tag bestanden hat und seitdem offiziell im Einsatz ist.

Der Einsatz-Alltag und die mentalen Herausforderungen

Einsätze werden über eine App (den „aPager“) von der integrierten Leitstelle alarmiert, meist auf Anforderung der Polizei. Der Alltag ist jedoch oft von Abbrüchen geprägt: Häufig wird die vermisste Person bereits gefunden, während die Rettungshundestaffel noch auf der Anfahrt ist. Wenn es zum Einsatz kommt, müssen die Hundeführer mental darauf vorbereitet sein, auch auf Menschen zu treffen, die sich das Leben genommen haben. Um das Team auf solche Situationen vorzubereiten, sind psychologische Schulungen geplant.

Sabine teilt auch eine humorvolle Anekdote über ihren ersten „Einsatz“: Sie sichtete bei einem Spaziergang einen verwirrten Mann, meldete ihn vorsorglich der Polizei und wurde wenige Stunden später alarmiert, um genau diesen Mann zu suchen, der dann aber kurz vor Beginn der Suche gefunden wurde.

Praktische Voraussetzungen für angehende Rettungshunde-Teams

Basierend auf Sabines Erklärungen lässt sich eine Checkliste für Interessierte ableiten:

  1. Anforderungen an den Menschen: Du musst bereit sein, viel Zeit (ca. 2 - 3 Jahre Ausbildung) und Engagement zu investieren. Eine feuerwehrtechnische Grundausbildung sowie Erste-Hilfe-Kurse für Mensch und Hund sind Pflicht. Mentale Stärke und Teamfähigkeit sind unerlässlich.
  2. Anforderungen an den Hund: Der Hund sollte nicht zu alt sein, wenn das Training beginnt. Bestimmte Rassen wie Qualzuchten oder Listenhunde werden von Sabines Staffel nicht aufgenommen. Eine bestandene Begleithundeprüfung ist die Basis für jede weitere Rettungshundeausbildung.
  3. Der Ausbildungsweg: Nach der BH (frühestens mit 15 Monaten) folgt die erste Rettungshundeprüfung (RH1, ab 18 Monaten). Das Ziel für die volle Einsatzfähigkeit ist die RH2.
  4. Bereitschaft zur Mithilfe: Das Training funktioniert nur im Team. Du musst also nicht nur mit deinem Hund arbeiten, sondern dich auch regelmäßig für andere Teams als Helfer oder Versteckperson zur Verfügung stellen.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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