Dr. Annika Tyrok über Mythen und Fakten der Hundeernährung

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts The Petfood Family spricht Moderator Jan Dießner mit Dr. Anika Thyrock, Biologin, zertifizierte Hundetrainerin und Ernährungsexpertin bei Mera. Sie gibt tiefe Einblicke in die komplexe Welt der Hundeernährung, erklärt die Wissenschaft hinter einem guten Hundefutter und räumt mit weit verbreiteten Mythen auf.

Die Episode richtet sich an alle Hundebesitzer:innen, die das Beste für ihr Tier wollen und unsicher sind, wie sie im Dschungel der Futteroptionen die richtige Wahl treffen. Das zentrale Thema ist, wie eine bedarfsgerechte und wissenschaftlich fundierte Ernährung die Gesundheit und Lebensqualität von Hunden als vollwertige Familienmitglieder maßgeblich beeinflusst.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Alleinfuttermittel als Qualitätsgarantie: Achte auf die Deklaration „Alleinfuttermittel“. Sie stellt sicher, dass das Futter nach europaweiten, wissenschaftlichen Richtlinien ausgewogen ist und dein Hund alle nötigen Nährstoffe erhält, um Mangelerscheinungen zu vermeiden.
  • Der Hund ist kein reiner Fleischfresser: Anika erklärt, dass Hunde „Karni-Omnivoren“ sind - Allesfresser mit einer Vorliebe für Fleisch. Sie haben sich evolutionär an stärkehaltige Nahrung angepasst und benötigen eine ausgewogene Mischung aus Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten.
  • Viel Fleisch ist nicht immer besser: Ein hoher Fleischanteil bedeutet viel Protein und Fett. Das ist nur für Hochleistungshunde wie Schlitten- oder Hütehunde sinnvoll. Für einen normalen Familienhund kann eine Überversorgung zu Übergewicht, Hautproblemen und Nierenbelastung führen.
  • Getreide ist zu Unrecht verteufelt: Für gesunde Hunde ohne spezifische Allergien ist Getreide eine wertvolle Energiequelle. Ein getreidefreies Futter ist nur bei einer nachgewiesenen Unverträglichkeit notwendig.
  • Große Kotmengen deuten auf die Darmflora hin: Ein großes Kotvolumen ist laut Dr. Thyrock meist kein Zeichen für schlechte Verdaulichkeit, sondern deutet auf eine unausgeglichene Darmflora hin, die dem Kot nicht ausreichend Wasser entziehen kann.
  • Beratung ist entscheidend: Die individuellen Bedürfnisse eines Hundes (Alter, Rasse, Aktivität, Gesundheit) sind so unterschiedlich, dass eine pauschale Futterempfehlung oft nicht ausreicht. Eine Expertenberatung hilft, das optimale Futter zu finden.
  • Weniger Proteinquellen, mehr Sicherheit: Dr. Thyrock rät, einen Hund nicht mit zu vielen verschiedenen Fleischsorten zu füttern. So bleiben im Fall einer Allergieentwicklung genügend alternative Proteinquellen übrig, auf die der Hund noch nicht sensibilisiert ist.

Die Rolle der Expertin für Tierernährung

Dr. Thyrock beschreibt ihren Weg von der Molekularbiologie, wo sie zur Entstehung von Alzheimer forschte, zur Ernährungsexpertin für Hunde und Katzen. Auslöser war ihr eigener, verhaltensauffälliger Hund, der sie in die Welt des Hundetrainings und schließlich zu Mera führte. Heute leitet sie dort den Customer Service und berät täglich Hundebesitzer:innen.

Sie betont, dass die Nachfrage nach professioneller Ernährungsberatung stark gestiegen ist, da Hunde und Katzen heute als vollwertige Familienmitglieder angesehen werden. Besitzer:innen möchten die bestmögliche Versorgung sicherstellen, was die Ernährung zu einem zentralen Thema macht. Dr. Thyrock erklärt, dass gutes Fertigfutter die Lebenserwartung von Haustieren nachweislich erhöht hat, da es im Gegensatz zu früheren Fütterungspraktiken mit Essensresten eine ausgewogene Nährstoffversorgung garantiert.

Was macht ein gutes Hundefutter aus?

Ein entscheidendes Qualitätsmerkmal ist die Kennzeichnung als Alleinfuttermittel. Dr. Thyrock führt aus, dass Hersteller, die diesen Status für ihr Produkt beanspruchen, sich an strenge, europaweit geltende Richtlinien halten müssen. Diese Vorgaben basieren auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und definieren exakt, wie viel Protein, Fett, Vitamine und Mineralstoffe ein Hund je nach Alter und Aktivität benötigt. Die Einhaltung dieser Standards wird durch Veterinärämter kontrolliert.

Ein weiterer wichtiger Punkt betrifft die Zutaten. Der Mythos der „Schlachtabfälle“ wird entkräftet. Dr. Thyrock stellt klar, dass für Hundefutter keine Tiere extra geschlachtet werden. Stattdessen werden Teile von Tieren verwendet, die für die menschliche Lebensmittelproduktion geschlachtet wurden, vom Menschen aber nicht mehr nachgefragt werden, wie z. B. Innereien. Aus ernährungsphysiologischer Sicht sind diese Teile oft wertvoller als reines Muskelfleisch, da sie reicher an Mineralstoffen und Vitaminen sind. Kranke oder verendete Tiere dürfen laut Gesetz nicht verarbeitet werden.

Individuelle Futteranpassung: Warum Standardlösungen nicht immer reichen

Die Futterbedürfnisse eines Hundes sind höchst individuell. Dr. Thyrock erläutert die Unterschiede anhand von Lebensphasen und Aktivitätsleveln:

  • Welpen benötigen mehr Protein für den Aufbau von Körpersubstanz und Muskulatur.
  • Senioren brauchen weniger Protein und Fett, aber genug, um die Muskulatur zu erhalten. Zudem wird der Phosphorgehalt reduziert, um die Nieren zu entlasten und Arterienverkalkung vorzubeugen. Dr. Thyrock empfiehlt, frühzeitig auf ein Seniorfutter umzusteigen, um Problemen vorzubeugen, bevor sie im Blutbild sichtbar werden.
  • Sporthunde haben einen höheren Energiebedarf. Sie unterscheidet zwischen „aktiven Hunden“ (2 - 3 Mal pro Woche Sport) und „Hochleistungshunden“ (z. B. Hütehunde im Arbeitseinsatz), die eine noch höhere Energiedichte im Futter benötigen.

In ihrer Beratung erfragt sie detailliert Alter, Rasse, Gewicht, Aktivitätsniveau und eventuelle Vorerkrankungen, um eine passgenaue Empfehlung auszusprechen. Diese gründliche Analyse ist der Schlüssel, um das richtige Futter für den jeweiligen Hund zu finden.

Mythen der Hundeernährung entlarvt

Dr. Thyrock nutzt ihre Expertise, um mit einigen der hartnäckigsten Mythen rund um die Hundefütterung aufzuräumen:

  • Mythos: Der Hund ist ein Wolf. Sie erklärt, dass sich der Hund über 20.000 Jahre an der Seite des Menschen entwickelt hat. Sein Verdauungssystem kann im Gegensatz zum Wolf auch Stärke aus Getreide oder Kartoffeln effizient verwerten. Er ist ein Allesfresser mit einer Präferenz für Fleisch.
  • Mythos: Grasfressen deutet auf einen Mangel hin. In der Regel fressen Hunde Gras aus Genuss, zur Flüssigkeitsaufnahme oder aus Langeweile. Es ist kein Anzeichen für eine Mangelerscheinung. Das Erbrechen nach dem Fressen großer Mengen ist ein Schutzmechanismus des Körpers, um einen Darmverschluss zu verhindern, und nicht das Ziel des Grasfressens.
  • Mythos: Vegane Ernährung ist für Hunde unmöglich. Ein als Alleinfuttermittel deklariertes veganes Futter kann einen Hund lebenslang ausgewogen ernähren, ohne dass es zu Mängeln kommt. Die Leistungsfähigkeit, auch bei Sporthunden, hängt vom korrekten Protein- und Fettgehalt ab, nicht von der tierischen oder pflanzlichen Herkunft der Nährstoffe.

Praktische Schritte zur optimalen Futterwahl

  1. Status prüfen: Überprüfe auf der Verpackung, ob dein Futter als „Alleinfuttermittel“ deklariert ist. Nur dann ist eine ausgewogene Ernährung garantiert.
  2. Bedarf ehrlich analysieren: Schätze das Aktivitätslevel deines Hundes realistisch ein. Ein Hund, der einmal pro Woche zum Hundeplatz geht, ist noch kein Hochleistungssportler und benötigt kein High-Energy-Futter.
  3. Expertenrat einholen: Nutze kostenlose Beratungsangebote wie die von Mera. Eine professionelle Einschätzung hilft, Fehlentscheidungen zu vermeiden, die aus dem Leidensdruck heraus entstehen können.
  4. Überfütterung vermeiden: Wähle im Zweifelsfall ein Futter mit einem moderateren Protein- und Fettgehalt. Eine Überversorgung ist gesundheitlich riskanter als eine leichte Unterversorgung, die einfacher über die Futtermenge korrigiert werden kann.
  5. Strategisch bei Proteinen vorgehen: Beschränke die Fütterung auf wenige verschiedene Fleischsorten. Dies erhält wertvolle Alternativen für den Fall, dass dein Hund eine Allergie entwickelt.
  6. Bei Futterumstellung Geduld haben: Gib der Darmflora deines Hundes Zeit, sich an die neue Zusammensetzung zu gewöhnen. Eine langsame Umstellung über mehrere Tage minimiert Verdauungsprobleme.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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