Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Episode des Podcasts HundeRunde mit den Moderatorinnen Liza Gerlach und Mareike Klohr erwartet dich eine Wiederholung einer besonders relevanten Folge. Liza meldet sich zu Beginn kurz aus ihrer Reha und leitet den Rückblick zu dieser Wiederholungsfolge ein, in der Mareike ein tiefgehendes Gespräch mit der Tierärztin und zweifachen Hundebesitzerin Ina führt. Die Folge erschien zuerst im Januar 2025 und darin teilt Ina ihre persönlichen Erfahrungen und wertvollen Einblicke, wie sie ihre beiden Hunde - einen Belgischen Schäferhund und einen Zwergrauhaardackel - auf die Ankunft ihres Babys vorbereitet hat und den Alltag als Familie meistert.
Die zentralen Themen umfassen die Vorbereitung während der Schwangerschaft, das erste Kennenlernen, die Herausforderungen im Alltag und die Etablierung von Regeln für ein sicheres und liebevolles Miteinander. Diese Folge ist eine unverzichtbare Ressource für alle werdenden Eltern mit Hund, aber auch für Familien, die bereits Kinder haben und überlegen, einen Hund aufzunehmen. Sie beantwortet die zentrale Frage: Wie schafft man eine Umgebung, in der sich sowohl Kinder als auch Hunde als vollwertige und glückliche Familienmitglieder fühlen?
Das Wichtigste auf einen Blick
- Vorbereitung ist alles: Gewöhne deinen Hund schon während der Schwangerschaft an neue Gegenstände wie den Kinderwagen oder eine Krabbeldecke, um Stress zu reduzieren.
- Klare Regeln schaffen Sicherheit: Etabliere von Anfang an Tabuzonen. Die Krabbeldecke ist für das Baby, der Hundekorb ist der unantastbare Rückzugsort für den Hund.
- Niemals unbeaufsichtigt lassen: Die wichtigste Regel für die Sicherheit von Kind und Hund ist, sie niemals ohne Aufsicht zusammenzulassen, da beide die Signale des anderen falsch interpretieren könnten.
- Verständnis für verändertes Verhalten: Ein Baby bringt Unruhe und Schlafmangel für alle. Sei nachsichtig, wenn dein Hund dadurch gestresst ist oder auf Spaziergängen weniger aufmerksam reagiert.
- Routinen geben Halt: Versuche, trotz des neuen Alltags so viele gewohnte Routinen wie möglich für deinen Hund beizubehalten, um ihm Stabilität und Sicherheit zu geben.
- Exklusive Zeit für den Hund: Plane bewusst Zeit nur für deinen Hund ein, zum Beispiel durch gemeinsames Training wie Mantrailing, um eure Bindung zu stärken und seine Bedürfnisse zu erfüllen.
- Respekt lehren: Vermittle deinem Kind von klein auf, dass der Hund ein Lebewesen mit eigenen Bedürfnissen ist und kein Spielzeug. Erkläre, was dem Hund unangenehm ist (z. B. am Fell ziehen).
Die Vorbereitung: So gewöhnt man Hunde an den Nachwuchs
Ina berichtet, dass ihre Hunde die Schwangerschaft schon vor ihr selbst zu bemerken schienen. Sie wurden anhänglicher und insbesondere der größere Hund, Watson, verhielt sich vorsichtiger. Auf den Rat von Hundetrainerin Liza hin begann die Familie früh mit den Vorbereitungen. Ein wichtiger Schritt war, die Hunde an den Kinderwagen zu gewöhnen, damit er beim ersten gemeinsamen Spaziergang kein suspektes Objekt mehr darstellt. Ebenso wurde eine Krabbeldecke eingeführt. Ina betont, wie wichtig es war, den Hunden von Anfang an klarzumachen: „Das ist nicht deine Decke.“ Dies schuf eine klare räumliche Trennung und verhinderte, dass die Hunde die Decke des Babys als ihren eigenen Liegeplatz ansahen.
Das erste Kennenlernen und die neue Alltagsdynamik
Als das Baby nach Hause kam, war die größte Herausforderung für die Hunde nicht das Baby selbst, sondern die ungewohnten Geräusche. Ina erklärt, dass besonders Watson durch das Schreien des Babys stark gestresst war und anfangs nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. Dieser Stress legte sich jedoch nach wenigen Tagen, als das Geräusch Teil des neuen Alltags wurde. Die Familie ermöglichte den Hunden von Beginn an, das Baby unter Aufsicht anzusehen und zu beschnuppern, um keine negative Spannung aufzubauen. Ina hebt hervor, dass sich der gesamte Tages- und Nachtrhythmus für die Hunde änderte. Die unruhigen Nächte führten dazu, dass auch die Vierbeiner weniger Schlaf bekamen, was sich in ihrem Verhalten zeigte: Sie waren tagsüber „gerädert“, schneller gereizt und auf Spaziergängen weniger ansprechbar.
Management und Sicherheit: Regeln für ein harmonisches Miteinander
Für Ina und ihren Mann war von Anfang an klar, dass sie die Verantwortung für alle drei - das Kind und die beiden Hunde - tragen. Ihre oberste Priorität war es, Konfliktsituationen proaktiv zu vermeiden. Die wichtigste Regel lautete: Hund und Kind werden niemals allein gelassen. Eine weitere zentrale Maßnahme war die Etablierung eines festen Rückzugsortes für die Hunde. Ihr Hundeplatz wurde zur Tabuzone für das Kind erklärt. Ina erklärt, es sei essenziell, dass die Hunde einen „Safe Place“ haben, an den sie sich zurückziehen können, wenn es ihnen zu viel wird. Genauso konsequent wurde darauf geachtet, dass die Hunde nicht auf die Krabbeldecke oder das Sofa gingen, wenn das Baby dort lag. Diese klaren räumlichen Grenzen halfen allen Familienmitgliedern, sich sicher zu fühlen.
Wenn das Kind mobil wird: Neue Herausforderungen und Lernprozesse
Mit dem Krabbel- und Laufalter der Tochter entstanden neue Herausforderungen. Watson, der als Schäferhund stark auf Bewegungsreize reagiert, fand das sich plötzlich fortbewegende Baby anfangs sehr spannend. Die Familie achtete hier besonders darauf, dass er ruhig blieb. Als die Tochter zu laufen begann, mussten die Hunde lernen, vorsichtiger zu sein. Ina beschreibt Situationen, in denen die Hunde ihre Tochter im Spiel versehentlich umstießen. Anstatt die Hunde dafür zu bestrafen, vermittelte die Familie ihnen konsequent, dass sie mit dem kleinen Menschen sanfter umgehen müssen. Gleichzeitig wurde der Tochter früh beigebracht, die Hunde respektvoll zu behandeln. Wenn sie an den Haaren zog, wurde ihr sofort erklärt, dass dies den Hunden wehtut. Dieser beidseitige Lernprozess war entscheidend für das Zusammenwachsen.
Familienleben in der Praxis: Rituale und exklusive Hundezeit
Ina beschreibt das heutige Zusammenspiel der drei als „herzzerreißend“ positiv. Die Hunde haben ihre Tochter vollständig ins Rudel aufgenommen und sind sehr nachsichtig mit ihr. Die Tochter wiederum liebt die Hunde und hat durch das Vorleben der Eltern einen respektvollen Umgang gelernt. Sie ahmt sogar Kommandos nach und schickt die Hunde auf ihren Platz. Positive Rituale stärken diese Bindung, wie zum Beispiel der gemeinsame Adventskalender: Die Tochter öffnet die Türchen für die Hunde und verteilt die Leckerlis. Um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse der Hunde nicht zu kurz kommen, hat Ina wieder mit dem Mantrailing begonnen. Diese Aktivität ist exklusiv für sie und die Hunde reserviert. Ina betont, dass es völlig in Ordnung ist, wenn solche Aktivitäten eine Zeit lang pausieren müssen, solange man sie später wieder aufnimmt, um den Hunden die nötige Aufmerksamkeit und Auslastung zu bieten.
Praktische Tipps für werdende Eltern mit Hund
- Training im Voraus: Beginne schon in der Schwangerschaft damit, deinen Hund an neue Reize wie den Kinderwagen oder Babygeräusche (z. B. über YouTube) zu gewöhnen.
- Klare räumliche Grenzen schaffen: Definiere einen sicheren Rückzugsort für deinen Hund (z. B. seinen Korb), der für das Kind tabu ist. Genauso ist die Krabbeldecke oder das Kinderzimmer der Bereich des Kindes.
- Die Aufsichtspflicht ernst nehmen: Lass Hund und Kind niemals allein in einem Raum, egal wie vertrauenswürdig dein Hund erscheint. Unvorhergesehene Situationen können schnell entstehen.
- Routinen beibehalten: Versuche, die gewohnten Gassi- und Fütterungszeiten so gut wie möglich beizubehalten, um deinem Hund Struktur und Sicherheit zu geben.
- Exklusive Zeit für den Hund planen: Sorge dafür, dass dein Hund weiterhin exklusive Aufmerksamkeit bekommt, sei es durch Training, ausgiebige Spaziergänge oder intensive Kuscheleinheiten, bei denen er im Mittelpunkt steht.
- Dem Kind Respekt beibringen: Erkläre deinem Kind von Anfang an, dass der Hund ein Lebewesen mit Gefühlen ist. Zeige ihm, wie man sanft streichelt und wann der Hund seine Ruhe braucht.
- Geduld und Nachsicht üben: Die Umstellung ist für alle anstrengend. Erwarte nicht, dass alles perfekt läuft. Sei nachsichtig mit dir, deinem Partner und deinem Hund.
- Professionelle Hilfe in Anspruch nehmen: Wenn du unsicher bist oder Probleme auftreten, zögere nicht, eine Hundetrainerin oder einen Hundetrainer um Rat zu fragen. Ein neutraler Blick von außen kann sehr hilfreich sein.