Ein Leben für den Tierschutz: Ute Heberer über die Krise der Tierheime, wahre Hundeliebe und die Kraft des Handelns

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts The Petfood Family ist Ute Heberer zu Gast, eine der profiliertesten Persönlichkeiten im deutschen Tierschutz. Als Leiterin des Tierheims „Tiere in Not Odenwald“, Vorstandsvorsitzende des Landestierschutzverbandes Hessen und gefragte Expertin für Hundeverhalten, teilt sie ihre jahrzehntelange Erfahrung. Das Gespräch beleuchtet ihren persönlichen Weg, die Gründung ihres eigenen Tierheims, die alarmierende Situation der Tierheime in Deutschland und ihre Philosophie eines natürlichen und respektvollen Zusammenlebens mit Hunden.

Diese Episode ist eine unverzichtbare Ressource für alle Hundebesitzer, Tierschützer und Menschen, die verstehen wollen, warum das deutsche Tierschutzsystem an seine Grenzen stößt und was jeder Einzelne tun kann, um zu helfen. Die zentrale Frage lautet: Wie können wir angesichts systemischer Probleme und wachsender Not wirksam für Tiere eintreten?

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Die Krise der Tierheime ist real: Ute berichtet von einer dramatischen Überlastung. Steigende Kosten (Energie, Mindestlohn), eine Flut von schwierigen Hunden (insbesondere Malinois und Molosser) und mangelnde politische Unterstützung bringen viele Einrichtungen an den finanziellen und kapazitiven Kollaps.
  • Tierschutz ist mehr als Tierpflege: Utes Ansatz ist ganzheitlich. Er umfasst die Hilfe für Menschen in Not, die ihre Tiere sonst nicht versorgen könnten, sowie gezielte Auslandsprojekte wie „Utes Seesterne“, das besonders bedürftigen Tieren eine Chance gibt.
  • Hundeverhalten ist Kommunikation: Aggression und Angst sind für Ute keine Charaktermängel, sondern Ausdruck von Not und Unsicherheit. Sie plädiert dafür, Hunden zuzuhören und ihr Verhalten zu verstehen, anstatt es nur zu unterdrücken.
  • Was Hunde wirklich brauchen: Laut Ute benötigen Hunde vor allem soziale Normalität und verlässliche Menschen. Ein klarer, aber fairer Rahmen („ein imaginärer Zaun“), in dem sie sich frei bewegen können, ist wichtiger als ständige Bespaßung oder Vermenschlichung.
  • Die richtige Hundewahl ist entscheidend: Viele Probleme entstehen, weil Menschen sich Hunde anschaffen, deren rassespezifische Bedürfnisse nicht zu ihrem Lebensstil passen. Dies führt zu Überforderung und letztlich zur Abgabe im Tierheim.
  • Jeder Beitrag zählt: Ute betont, dass selbst kleinste, regelmäßige Spenden eine enorme Wirkung haben. Wenn nur ein Bruchteil der Tierfreunde monatlich einen kleinen Betrag spenden würde, wäre vielen Tierheimen geholfen.
  • Politik und Gesellschaft sind gefordert: Initiativen wie der „Brandbrief“ des Bündnisses Schattenhund machen auf die systemischen Probleme aufmerksam. Es braucht dringend Gesetzesänderungen, eine konsequente Durchsetzung und mehr finanzielle Mittel für den Tierschutz.

Vom privaten Engagement zur Gründung des Tierheims

Utes Weg in den professionellen Tierschutz begann mit einer prägenden Erfahrung als junge Frau. Als sie einen Hund in ein Tierheim bringen sollte, war sie schockiert von den Zuständen: Lärm, enge, kahle Boxen und die Verzweiflung des Tieres. Dieses Erlebnis motivierte sie, es besser machen zu wollen. Mit 30 Jahren gründete sie den Verein „Tiere in Not Odenwald“. Anfangs beherbergte sie die Tiere in ihrem eigenen Haus, das nach und nach komplett vom Tierschutz eingenommen wurde - die Hunde lebten in Gruppen, Katzen bewohnten Zimmer und Kaninchen den Garten. Schließlich verkaufte sie mit ihrem Mann das Haus an den Verein und zog auf das Nachbargrundstück, wodurch aus ihrem privaten Zuhause das heutige Tierheim entstand, das sie bis heute leitet.

Die alarmierende Krise der deutschen Tierheime

Ute zeichnet ein düsteres Bild der aktuellen Lage. Die Tierheime stehen unter einem enormen Druck, der durch mehrere Faktoren verursacht wird:

  • Finanzielle Belastung: Explodierende Kosten für Energie, Tierarztbehandlungen und der steigende Mindestlohn überfordern die von Spenden abhängigen Einrichtungen.
  • Überfüllung mit Problemhunden: Eine wachsende Zahl von Hunden mit Verhaltensauffälligkeiten, insbesondere aus Rassen wie Malinois oder Molossern, landet in den Heimen. Diese Tiere stammen oft aus unverantwortlicher Zucht oder illegalem Import, wo nicht auf Wesensfestigkeit geachtet wird. Ihre Haltung erfordert spezielle Expertise und Ressourcen, die viele Heime kaum leisten können.
  • Fehlende politische Unterstützung: Obwohl der Tierschutz im Grundgesetz verankert ist, fehlt es laut Ute an politischem Willen und finanzieller Unterstützung. Der Entwurf für das neue Tierschutzgesetz sei eine Enttäuschung, da die Empfehlungen von Fachleuten weitgehend ignoriert wurden. Sie befürchtet, dass ohne grundlegende Änderungen viele Tierheime schließen müssen und mehr Tiere eingeschläfert werden, weil es keinen Platz für sie gibt.

Als Reaktion auf diese Missstände hat Heberer Initiativen wie das Bündnis Schattenhund und den bundesweiten Brandbrief der Tierheime mit ins Leben gerufen, um die Öffentlichkeit und Politik wachzurütteln.

Die Sprache der Hunde verstehen: Aggression, Angst und Kommunikation

Ein Kernanliegen von Ute Heberer ist das tiefere Verständnis für Hundeverhalten. Sie betont, dass Verhaltensweisen wie Knurren oder Beißen nicht aus Bösartigkeit entstehen, sondern Kommunikationsversuche sind. „Wenn mich ein Hund anknurrt, dann muss ich immer lachen“, erklärt sie, weil der Hund zumindest mit ihr spricht. Anstatt dieses Verhalten zu bestrafen, sei es entscheidend, die Ursache zu finden - sei es Unsicherheit, Angst oder ein ungelöstes Problem. Besonders die Arbeit mit ängstlichen Tierschutzhunden liegt ihr am Herzen. Viele dieser Hunde brauchen klare Führung und Halt, anstatt in Watte gepackt zu werden. In ihrem neuen Buch über Angsthunde erklärt sie, wie man die feinen Unterschiede zwischen Misstrauen, Unsicherheit und echter Angst erkennen und dem Hund gezielt helfen kann, Vertrauen zu fassen.

Ein Leben auf Augenhöhe: Regeln, Vertrauen und die Rolle des Menschen

Für Ute ist ein Hund ein Sozialpartner, kein Accessoire oder Sportgerät. Ein gesundes Miteinander basiert auf klaren Regeln und gegenseitigem Vertrauen, nicht auf ständiger Kontrolle oder Vermenschlichung. Sie beschreibt ihre Philosophie mit dem Bild eines „festen, imaginären Zauns“: Innerhalb klar definierter Grenzen, die Sicherheit und Orientierung geben, können ihre Hunde maximale Freiheit genießen. Sie leben in einer gemischten Gruppe, haben Zugang zum Haus und dürfen selbst entscheiden, ob sie an Aktivitäten teilnehmen möchten. Gleichzeitig gibt es unverhandelbare Regeln, wie zum Beispiel die Orientierung am Menschen und das Verbot zu jagen. Dieses Gleichgewicht aus Freiheit und Struktur führt zu einem entspannten und loyalen Miteinander, in dem Leinen und ständige Kommandos oft überflüssig werden.

Das ungesehene Elend der Katzen und was jeder tun kann

Neben den Hunden weist Ute auf ein oft übersehenes Problem hin: die unkontrollierte Vermehrung von verwilderten Hauskatzen in Deutschland. Das Elend dieser Tiere, die oft an Krankheiten und Hunger leiden, ist immens. Der Landestierschutzverband Hessen investiert hohe Summen in Kastrationsaktionen, doch das Problem kann nur durch eine flächendeckende Kastrations-, Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht für Freigängerkatzen gelöst werden. Selbst eine solche Maßnahme, die den Staat kein Geld kosten würde, stößt in der Politik auf Widerstand. Ute appelliert eindringlich an die Verantwortung jedes Einzelnen. Jeder kann einen Beitrag leisten - sei es durch die Kastration der eigenen Tiere, die Aufklärung im Umfeld oder durch kleine, aber regelmäßige Spenden an lokale Tierschutzvereine.

Praktische Schritte für einen bewussten Umgang mit Tieren

  1. Informiere dich vor der Anschaffung: Wähle eine Hunderasse oder ein Tier, dessen Bedürfnisse und Charakter wirklich zu deinem Leben, deiner Erfahrung und deinen Möglichkeiten passen.
  2. Lerne, deinen Hund zu verstehen: Beobachte die Körpersprache deines Hundes genau. Versuche, die Motivation hinter seinem Verhalten zu erkennen, anstatt es nur zu bewerten oder zu bestrafen.
  3. Setze klare und faire Grenzen: Ein Hund braucht einen verlässlichen Rahmen. Etabliere klare Regeln, die für alle im Haushalt gelten, und sei dabei konsequent, aber liebevoll.
  4. Gib deinem Hund Wahlmöglichkeiten: Respektiere die Persönlichkeit deines Hundes und erlaube ihm, in passenden Situationen mitzuentscheiden - zum Beispiel, ob er mit auf eine Fahrradtour möchte oder nicht.
  5. Unterstütze den Tierschutz vor Ort: Auch wenn du kein Tier aufnehmen kannst, hilft deine Unterstützung. Eine regelmäßige kleine Spende von wenigen Euro im Monat sichert die planbare Versorgung der Tiere im lokalen Tierheim.
  6. Sei eine Stimme für die Tiere: Sprich über die Probleme wie illegalen Welpenhandel oder die Notwendigkeit von Kastrationen. Unterstütze Petitionen und fordere von der Politik, den Tierschutz ernst zu nehmen.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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