Ein neues Welpenhaus in drei Tagen

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode von "The Petfood Family" begrüßt Host Jan Dießner zum zweiten Mal die Hundetrainerin und Tierschutz-Expertin Conny Sporrer. Genau ein Jahr nach ihrem ersten Gespräch reflektieren sie über die Entwicklungen im Tierschutz, die Verantwortung von Hundetrainer:innen und die tiefgreifenden emotionalen Aspekte der Arbeit mit Hunden.

Die zentralen Themen sind Connys direkte, praktische Tierschutzarbeit in Rumänien, die Notwendigkeit eines gesellschaftlichen Bewusstseinswandels im Umgang mit Zucht- und Tierschutzhunden sowie die Problematik der Qualzucht. Die Episode richtet sich an alle Hundebesitzer:innen, Trainer:innen und Tierschutz-Interessierte, die verstehen möchten, wie sie einen wirksamen Beitrag leisten und Mythen von Fakten trennen können. Die Leitfrage ist, wie nachhaltige Verbesserungen für Hunde in Not erreicht werden können - sowohl durch individuelles Handeln als auch durch systemische Veränderungen.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Praktische Hilfe zählt: Conny berichtet von einem spontanen Bauprojekt in einem rumänischen Tierheim, bei dem Freiwillige in nur drei Tagen ein Welpenhaus fertigstellten. Dies unterstreicht, wie direkte, praktische Hilfe Leben retten und gleichzeitig eine tiefe, sinnstiftende Verbindung zwischen den Helfer:innen schaffen kann.
  • Öffentlichkeit als Hebel: Connys Rolle im Tierschutz besteht weniger in der täglichen Arbeit vor Ort, sondern vielmehr darin, ihre Reichweite zu nutzen. Ein einziges emotionales Video führte zu Spenden in Höhe von 8.000 Euro und war der Anstoß für die Gründung des Vereins "Pfotenherz".
  • Erfahrung vor Ort verändert die Perspektive: Conny betont, dass ein Besuch in einem ausländischen Tierheim die Debatte über "Hilfe hier oder dort" beendet. Die dortigen Bedingungen sind unvergleichlich, und diese Erfahrung schafft ein tiefes Verständnis, das kein Bericht ersetzen kann.
  • Der Mythos des "perfekten" Züchterwelpen: Die Annahme, ein Welpe vom Züchter sei ein unbeschriebenes Blatt und einfacher als ein Tierschutzhund, ist oft ein Trugschluss. Viele dieser Hunde entwickeln ähnliche Verhaltensprobleme, was die Vorteile eines Tierschutzhundes in den Vordergrund rückt.
  • Bewusstseinswandel braucht Geduld: Statt Menschen für ihre Entscheidung, einen Hund vom Züchter zu kaufen, anzugreifen, plädiert Conny für einen geduldigen, aufklärenden Dialog. Nachhaltige Veränderung entstehe durch Verständnis und eigenständige Entscheidungen, nicht durch Zwang.
  • Qualzucht ist mehr als ein gesundheitliches Problem: Extrem gezüchtete Merkmale, wie kurze Nasen, führen nicht nur zu körperlichem Leid, sondern auch zu massiven Kommunikationsproblemen unter Hunden, da ihre Mimik und Lautäußerungen missverstanden werden können.

Praktische Tierschutzarbeit in Rumänien: Das Welpenhaus-Wunder

Conny schildert eindrücklich ein Schlüsselerlebnis des letzten Jahres: Ein Tierheim in Rumänien, das von ihrem Verein "Pfotenherz" unterstützt wird, wurde plötzlich mit 50 Welpen konfrontiert. Ein geplantes Welpenhaus war nur ein Rohbau. Über einen Aufruf fand sie zwei handwerklich begabte Männer, die spontan mit ihr nach Rumänien fuhren. In einer intensiven, dreitägigen Aktion arbeiteten sie fast rund um die Uhr und stellten das Haus fertig, sodass die Welpen einziehen konnten. Conny beschreibt diese Erfahrung als ein "absolutes Weihnachtswunder", das eine tiefe, fast familiäre Bindung zwischen den Beteiligten schuf. Sie hebt hervor, dass solche Einsätze nicht nur den Tieren helfen, sondern auch für die Menschen eine extrem erfüllende und erdende Erfahrung sind, die weit über einen normalen Urlaub hinausgeht.

Gleichzeitig verschweigt sie die Kehrseite nicht: Die vergrößerte Fläche stellte den Tierheimleiter vor eine enorme Herausforderung bei der täglichen Reinigung. Dies macht deutlich, dass Tierschutz nachhaltige, kontinuierliche Unterstützung in Form von freiwilligen Helfer:innen benötigt.

Die Rolle von Öffentlichkeit und Kooperation im Tierschutz

Im Gespräch wird das "Barriere-Denken" zwischen verschiedenen Tierschutzorganisationen kritisiert. Conny argumentiert, dass Kooperation unerlässlich ist, um große Krisen zu bewältigen, wie das Beispiel eines Hofes mit über 600 sich unkontrolliert vermehrenden Hunden zeigt, der nur durch die vereinten Kräfte mehrerer Vereine unter Kontrolle gebracht werden konnte.

Ihre eigene Rolle sieht sie weniger als Helferin vor Ort, sondern als Multiplikatorin. Sie erklärt, dass sie ihre Bekanntheit nutzt, um Bewusstsein zu schaffen und Menschen zu mobilisieren. Als prägendes Beispiel nennt sie den Moment, als sie nach dem Besuch bei einer aufopferungsvoll arbeitenden Familie in einem rumänischen Tierheim ein emotionales Video aufnahm. Diese authentische Schilderung ihrer Gefühle führte zu einer Spendenwelle von 8.000 Euro und legte den Grundstein für die Gründung des Vereins "Pfotenherz", der heute ein ganzes Team aus Freiwilligen - viele davon Hörer:innen ihres Podcasts - umfasst.

Warum die Erfahrung vor Ort entscheidend ist

Jan Dießner fragt, wie wichtig es sei, die Zustände in ausländischen Tierheimen selbst zu erleben. Connys Antwort ist eindeutig: Es ist "extrem wichtig". Wer die Realität - überfahrene Hunde am Straßenrand, die schiere Masse an Tieren - einmal gesehen habe, stelle die Frage nicht mehr, warum man im Ausland helfen solle. Diese Erfahrung sei so prägend, dass sie glaubt, danach würde niemand mehr zu einem Züchter gehen, ohne zumindest einen Tierschutzhund in Erwägung zu ziehen.

Für Hundetrainer:innen sei diese Erfahrung ebenfalls fundamental. Es schärft das Bewusstsein und baut Vorurteile ab. Conny kritisiert Hundeschulen, in denen mit den Augen gerollt wird, wenn jemand mit einem Tierschutzhund kommt. Sie macht aber auch klar, dass das Verhalten eines Hundes im Tierheim kein verlässlicher Indikator für sein späteres Leben in einer Familie ist. Es gebe schüchterne Hunde, die zu Hause aufblühen, und scheinbar offene Hunde, die in der neuen Umgebung große Unsicherheiten zeigen.

Tierschutzhund vs. Züchterwelpe: Mythen und Bewusstseinswandel

Ein zentraler Diskussionspunkt ist der weitverbreitete Irrglaube, ein Welpe vom Züchter sei ein "unbeschriebenes Blatt" und daher die sicherere Wahl. Conny stellt klar, dass etwa die Hälfte der Hunde mit Verhaltensproblemen in ihrem Training von Züchtern stammt. Oft werden in der entscheidenden Prägephase Fehler gemacht, was zu denselben Problemen führt, die man bei Tierschutzhunden befürchtet.

Auf die Frage, wie ein Umdenken in der Gesellschaft erreicht werden kann, plädiert Conny für einen geduldigen und verständnisvollen Ansatz statt aggressiver Vorwürfe. Sie glaubt, dass nachhaltige Veränderung nur entsteht, wenn Menschen aus eigener Überzeugung handeln. Dazu gehöre Aufklärung, positive Beispiele (wie der österreichische Bundespräsident mit seinem Straßenmischling) und die aktive Unterstützung durch Hundetrainer:innen, die potenzielle Halter:innen an die Hand nehmen und sie durch den Adoptionsprozess begleiten. Langfristig seien jedoch politische Lösungen wie eine Kastrationspflicht unerlässlich.

Qualzucht und gesellschaftliche Verantwortung

Conny war Teil einer TV-Dokumentation über Qualzucht. Sie erklärt, dass das Problem weit über offensichtliche gesundheitliche Leiden wie Atemnot hinausgeht. Viele dieser Rassen haben aufgrund ihrer veränderten Anatomie (z. B. fehlende Mimik, ständiges Röcheln, das als Knurren missverstanden wird) massive Schwierigkeiten in der Kommunikation mit anderen Hunden, was oft zu Konflikten führt.

Sie beobachtet jedoch eine positive Entwicklung: Die öffentliche Debatte sei offener geworden. Anstatt defensiver Reaktionen ("Aber mein Hund ist gesund") erhalte sie vermehrt dankbare Rückmeldungen von Menschen, denen das Ausmaß des Problems nicht bewusst war. Sie verweist auf den "Qualzuchtleitfaden" des VDH/ÖKV, der bei fast allen der über 130 gelisteten Rassen gesundheitliche Dispositionen und empfohlene Untersuchungen aufführt. Dies untermauert ihre These, dass die moderne Rassehundezucht dringend neu gedacht werden muss.

Praktische Schritte für engagierte Hundefreund:innen

  1. Engagiere dich vor Ort: Informiere dich über Möglichkeiten zur Freiwilligenarbeit in Tierheimen im In- oder Ausland. Organisationen wie "Pfotenherz" bieten hierfür strukturierte Programme an. Diese Erfahrung ist nicht nur eine wertvolle Hilfe, sondern auch persönlich sehr bereichernd.
  2. Unterstütze kooperative Vereine: Achte bei Spenden oder ideeller Unterstützung darauf, Tierschutzvereine zu wählen, die transparent arbeiten und mit anderen Organisationen zusammenarbeiten, anstatt sich abzugrenzen.
  3. Ziehe als zukünftige:r Halter:in einen Tierschutzhund in Betracht: Hinterfrage den Mythos vom "einfachen" Züchterwelpen. Nimm die Hilfe einer/eines professionellen Hundetrainer:in in Anspruch, um einen passenden Hund aus dem Tierschutz zu finden.
  4. Sei als Hundetrainer:in ein:e Verbündete:r: Biete deinen Kund:innen aktive Beratung und Unterstützung bei der Adoption eines Tierschutzhundes an. Bilde dich weiter und baue Vorurteile ab, indem du selbst Tierheime besuchst.
  5. Kläre über Qualzucht auf: Nutze seriöse Quellen, um dich und dein Umfeld über die gesundheitlichen und verhaltensbiologischen Probleme von Qualzuchtrassen zu informieren. Teile Wissen und fördere eine verantwortungsvolle Haltung.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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