Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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Ein persönlicher Einblick: Martin Rütter über Trauer, Erwartungen und die Zukunft der Hundestunde
In der vorerst letzten Promi-Ausgabe des Podcasts HUNDESTUNDE für dieses Jahr begrüßt Moderatorin Conny Sporrer einen besonderen Gast: den bekannten Hundetrainer Martin Rütter. Statt eines klassischen Fachgesprächs entwickelt sich ein tiefgründiger und persönlicher Austausch, der von Martins Trauer um seine verstorbenen Hunde bis hin zu kritischen Auseinandersetzungen mit Tierschutz, Hundezucht und gesellschaftlichen Traditionen reicht.
Die Episode beleuchtet die emotionalen Herausforderungen nach dem Verlust eines Tieres und den gesellschaftlichen Druck, schnell einen neuen Begleiter zu finden. Gleichzeitig geben Conny und Martin Einblicke in die Zukunft ihrer Projekte - von Martins Abschiedstournee bis hin zur Neuausrichtung des Podcasts. Die zentrale Frage, die sich durch das Gespräch zieht, ist, wie wir als Gesellschaft unsere Verantwortung gegenüber Hunden wahrnehmen und wo tiefgreifende Veränderungen notwendig sind. Diese Folge ist daher besonders wertvoll für alle, die sich nicht nur für Hundetraining, sondern auch für die ethischen und emotionalen Aspekte der Hundehaltung interessieren.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Trauer braucht Zeit: Martin Rütter beschreibt eindrücklich, dass nach dem Tod seiner Hündin Emma noch keine emotionale Bereitschaft für einen neuen Hund da ist. Er kritisiert den übergriffigen Druck von außen, diese Lücke schnell füllen zu müssen.
- Das Ende der Promi-Hundestunde: Conny kündigt an, das Format mit prominenten Gästen im nächsten Jahr nicht fortzuführen. Die Gespräche waren ihr oft zu oberflächlich und entsprachen nicht mehr dem hohen Niveau ihrer Stammhörerschaft.
- Martin Rütters Abschiedstournee: Seine Tour „Der will nur spielen!“, die im Oktober 2026 startet, wird seine letzte sein. Er möchte seine Bühnenkarriere auf dem Höhepunkt beenden. Pro verkauftem Ticket werden 50 Cent an Tierschutzprojekte gespendet.
- Die transformative Kraft des Tierschutzes: Reisen in ausländische Tierheime verändern die Perspektive nachhaltig. Beide betonen, wie wichtig es ist, die Realität vor Ort selbst zu erleben, um das Ausmaß des Leids zu begreifen und aktiv zu werden.
- Kritik an Diensthunden bei Polizei und Bundeswehr: Martin stellt die Notwendigkeit von Schutzhunden im offiziellen Dienst radikal infrage. Er argumentiert, dass moderne technische Mittel diese Aufgabe übernehmen können und die Ausbildung oft tierschutzwidrig sei.
- Zucht und Jagd hinterfragen: Das Gespräch kritisiert, dass viele Hunderassen für Aufgaben gezüchtet werden, die sie heute nicht mehr erfüllen. Auch die Hobbyjagd und damit verbundene Praktiken wie das Kupieren von Ruten werden als nicht mehr zeitgemäß kritisiert.
Ein persönlicher Start: Trauer, Erwartungen und die Suche nach einem neuen Hund
Zu Beginn des Gesprächs öffnet sich Martin sehr persönlich bezüglich seiner aktuellen Lebenssituation ohne Hund. Sechs Monate nach dem Tod seiner Hündin Emma spürt er noch keine Bereitschaft für ein neues Tier. Er schildert den Schmerz und die Leere, aber auch den Druck von außen, der von Menschen ausgeht, die meinen, es sei nun „an der Zeit“ für einen Nachfolger. Diese Erwartungshaltung empfindet er als übergriffig. Für ihn ist klar, dass ein neuer Hund ihn emotional finden muss - ein Prozess, der nicht erzwungen werden kann. Er betont, dass der nächste Hund optisch keinerlei Ähnlichkeit mit seinen früheren Hündinnen Mina, Abbey oder Emma haben dürfe, um schmerzhafte Vergleiche zu vermeiden.
Conny teilt ihre eigene, gegensätzliche Herangehensweise: Sie habe immer potenzielle Nachfolger „in der Pipeline“. Sie stellt die These auf, dass etwa 80 Prozent der Menschen sich unbewusst wieder für einen Hund entscheiden, der dem vorherigen optisch ähnelt oder sogar denselben Namen trägt, was oft zu enttäuschten Erwartungen führt.
Blick hinter die Kulissen: Das Ende der Promi-Formate
Conny nutzt die Gelegenheit, um eine wichtige Änderung für den Podcast anzukündigen: Das Format der „Promi-Hunde-Stunde“ wird 2026 eingestellt. Die ursprüngliche Idee war es, zu zeigen, dass auch bekannte Persönlichkeiten die gleichen Unsicherheiten und Fragen im Umgang mit ihren Hunden haben. In der Praxis empfand sie es jedoch oft als anstrengend. Viele Gespräche blieben an der Oberfläche, da manche Gäste vor allem ihre Hunde präsentieren und hören wollten, wie toll diese seien. Dadurch musste sie oft Grundlagen erklären, die für ihre langjährigen und sachkundigen Hörer, die „Stundis“, unterfordernd waren. Es gab sogar eine Folge, die aufgrund der schwierigen Gesprächsdynamik nie ausgestrahlt wurde.
Martin kennt diese Herausforderung aus eigener Erfahrung mit seinem TV-Format „Der V.I.P. Hundeprofi“. Auch dort verstanden viele Prominente anfangs nicht, dass es um echtes Training und nicht nur um eine Homestory ging. Später bewarben sich vermehrt Personen ohne echten Trainingsbedarf, was das Format verwässerte. Letztendlich wurde es eingestellt, weil die authentischen Geschichten fehlten.
Große Ankündigungen: Martin Rütters Abschiedstour und die Zukunft des Podcasts
Ein zentrales Thema ist Martins Ankündigung, dass seine 2026 startende Tour seine letzte sein wird. Nach 30 Jahren Hundetraining und 25 Jahren auf der Bühne möchte er diesen Lebensabschnitt bewusst beenden, solange er noch erfolgreich ist und Freude daran hat. Er will den richtigen Zeitpunkt für den Absprung nicht verpassen. Die Tour, die bis Mitte 2028 andauern wird, ist bereits extrem erfolgreich gestartet, mit über 100.000 verkauften Tickets in den ersten Wochen. Ein Teil des Erlöses - 50 Cent pro Ticket, was voraussichtlich einer Gesamtsumme von 250.000 Euro entsprechen wird - wird an verschiedene Tierschutzprojekte gespendet.
Auch für die HUNDESTUNDE sind für 2024 Neuerungen geplant. Conny verrät, dass es ein neues Podcast-Cover, einen neuen Sound und neue inhaltliche Schwerpunkte geben wird, um den Podcast frisch und relevant zu halten.
Jahresrückblick und Herzensprojekte: Die transformative Kraft des Tierschutzes
Beide blicken auf ihre persönlichen Highlights des Jahres zurück, die stark vom Tierschutz geprägt sind. Für Conny war neben einer kleinen Gastrolle in der Serie „Kommissar Rex“ vor allem die Organisation von Tierschutz-Reisen nach Ungarn und Rumänien ein prägendes Erlebnis. Diese Touren, bei denen Hörerinnen und Hörer die Realität in ausländischen Tierheimen kennenlernen konnten, waren innerhalb kürzester Zeit ausgebucht und erzeugten einen enormen Multiplikator-Effekt. Als Beispiel nennt sie eine Teilnehmerin, die noch im Bus auf der Rückreise ihre Mitgliedschaft in einem Rassezuchtverein kündigte, weil die Erlebnisse vor Ort ihre Perspektive fundamental verändert hatten.
Auch für Martin war der Tierschutz das dominierende Thema. Er gründete seinen Verein „Adoptieren statt Produzieren e.V.“ und organisierte ebenfalls Reisen für Trainerinnen und Trainer aus seinem Netzwerk nach Rumänien. Er beschreibt, wie emotional und zugleich motivierend diese Erfahrung für sein Team war. Ein besonderer Moment war für ihn das Statement einer langjährigen Mitarbeiterin, die früher eine überzeugte Zuchthund-Befürworterin war und nun verkündete, dass ihr nächster Hund aus dem Tierschutz kommen werde. Für Martin zeigt dies, wie wichtig es ist, Menschen durch direkte Erfahrungen zum Umdenken zu bewegen.
Kontroverse Themen im Fokus: Eine kritische Auseinandersetzung mit Diensthunden, Zucht und Jagd
Im letzten Drittel des Gesprächs widmen sich Conny und Martin kontroversen Themen. Martin äußert scharfe Kritik an der Notwendigkeit von Schutzhunden bei Polizei und Bundeswehr. Seiner Ansicht nach ist der Einsatz dieser Hunde zur Verteidigung oder zum Angriff nicht mehr zeitgemäß, da es längst effektivere technische Mittel gäbe. Er bezeichnet die Praxis als „Bullshit im Quadrat“, die oft auf Machtdemonstration und veralteten Traditionen beruhe. Zudem mangele es den Ausbildern häufig an Fachwissen über Hundeverhalten und Stresssignale.
Daran anknüpfend diskutieren sie die Sinnhaftigkeit der Hundezucht. Viele Rassen werden, so die Kritik, für Aufgaben gezüchtet, die in der heutigen Gesellschaft keine Rolle mehr spielen. Dies führe dazu, dass Hundetrainer die meiste Zeit damit verbringen, Hunden ein Verhalten abzutrainieren, das ihnen über Generationen angezüchtet wurde.
Auch die Jagd wird kritisch beleuchtet. Conny berichtet von der gefährlichen und in Deutschland tierschutzwidrigen Praxis, dass Jäger ihre Hunde vom Auto aus laufen lassen. Martin ergänzt, dass die Jagd oft fälschlicherweise als Naturschutz dargestellt wird und verweist auf das Beispiel Luxemburg, wo das Verbot der Fuchsjagd keinerlei negative ökologische Folgen hatte. Er kritisiert zudem den politischen Einfluss der Jagdlobby, die wichtige Tierschutzgesetze blockiere.