Einblicke in den Tierschutz in Rumänien: Ein Gespräch mit Daniel Balaj vom Tierheim Free Amely

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser besonderen Episode des Podcasts „Hundestunde“ nimmt dich Moderatorin Conny Sporrer mit auf eine Reise nach Lugoj, Rumänien. Direkt aus dem Tierheim Free Amely spricht sie mit dem Tierheimleiter Daniel Balaj über die täglichen Herausforderungen, die emotionalen Höhen und Tiefen seiner Arbeit und die Realität des Tierschutzes vor Ort. Die Episode beleuchtet die Ursachen des Straßenhund-Problems, die Bedeutung von nachhaltigen Lösungen wie Kastrationskampagnen und wie internationale Zusammenarbeit das Leben hunderter Hunde verbessert.

Diese Folge richtet sich an alle, die sich für Tierschutz, die Herkunft von Hunden aus dem Ausland und effektive Hilfsmöglichkeiten interessieren. Sie beantwortet die zentrale Frage, wie Tierschutz in Rumänien wirklich funktioniert und was es braucht, um die Situation für die Tiere nachhaltig zu verbessern.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Nachhaltigkeit durch Kastration: Daniel Balaj betont, dass die Vermittlung von Hunden allein keine langfristige Lösung ist. Die wichtigste Maßnahme zur Eindämmung des Straßenhund-Problems sind konsequente Kastrationskampagnen, um die unkontrollierte Vermehrung an der Wurzel zu bekämpfen.
  • Die Rolle der Kooperation: Die Zusammenarbeit mit Organisationen wie Pfotenherz hat die Situation des Tierheims grundlegend verändert. Sie ermöglicht mehr Vermittlungen, sichert die finanzielle Stabilität und stellt durch eine Helferkoordination dringend benötigte personelle Unterstützung bereit.
  • Nicht jeder Straßenhund braucht Rettung: Es gibt einen Unterschied zwischen wirklich ausgesetzten, hilflosen Hunden und solchen, die in Dorfgemeinschaften leben und von den Anwohnern versorgt werden. Daniel erklärt, dass Letztere oft ein zufriedenes Leben in ihrer gewohnten Umgebung führen.
  • Die emotionale Last des Tierschutzes: Die Arbeit ist von Frustration und Wut über die Gleichgültigkeit mancher Menschen geprägt. Momente der Hilflosigkeit, wenn das Tierheim voll ist und Welpen ausgesetzt werden, stellen eine enorme mentale Belastung dar.
  • Ein Appell gegen Vorurteile: Daniel wünscht sich, dass mehr Menschen sich vor Ort selbst ein Bild von der Tierschutzarbeit machen. Dies würde helfen, Vorurteile und Falschinformationen über angeblichen „illegalen Hundehandel“ zu entkräften.
  • Gesetze und Aufklärung fehlen: Die Tierschutzgesetze in Rumänien sind laut Daniel veraltet und werden kaum durchgesetzt. Es mangelt an staatlicher Unterstützung und Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung, um das Bewusstsein für Tierwohl zu schärfen.

Die Gründung und Mission des Tierheims Free Amely

Daniel, einer der fünf Gründungsmitglieder, leitet seit 14 Jahren das privat geführte Tierheim Free Amely in Lugoj. Die Initiative ging von seiner Mutter aus, die nach kurzer Zeit im städtischen Tierheim kündigte, weil sie die dortigen schlechten Bedingungen für die Hunde nicht verbessern konnte. Mit dem Ziel, es besser zu machen, gründete sie den Verein. Das Tierheim wurde nach eigenen Standards gebaut, um den Hunden, die oft lange bleiben, ausreichend Platz, Freilauf und eine bessere Lebensqualität zu bieten. Seit etwa zwei Jahren besteht eine enge Kooperation mit der Organisation Pfotenherz, die laut Daniel nicht nur die Anzahl der Vermittlungen (ca. 130 - 150 pro Jahr) deutlich erhöht, sondern auch die finanzielle Situation stabilisiert hat.

Der Alltag im Tierheim: Zwischen harter Arbeit und unschätzbarer Hilfe

Ein typischer Tag für Daniel ist streng durchgetaktet. Er beginnt mit einer Sicherheitsrunde, gefolgt von der Versorgung der Welpen in der Quarantänestation und dem Säubern und Füttern der Hunde in den Außenzwingern. Früher bewältigte er diese Arbeit oft allein, was zu 12- bis 14-Stunden-Tagen führte. Durch die Helferkoordination von Pfotenherz ist nun fast das ganze Jahr über Unterstützung vor Ort. Diese Helfer entlasten ihn bei den täglichen Routinen, sodass er sich wichtigen Reparaturen und anderen notwendigen Projekten im Tierheim widmen kann. Die meisten Hunde im Tierheim sind Fundtiere von der Straße, die entweder von Daniel selbst oder von Anwohnern gebracht werden.

Das Straßenhund-Problem in Rumänien: Ursachen und Lösungsansätze

Daniel schätzt, dass es in Rumänien über eine Million Straßenhunde gibt. Er differenziert jedoch stark: Viele Hunde, die auf der Straße leben, gehören zu Dorfgemeinschaften oder Firmen und werden von den Menschen vor Ort versorgt. Er erklärt, dass er nur Hunde aufnimmt, die sichtlich verwahrlost, verletzt oder an abgelegenen Orten ohne Versorgung ausgesetzt sind. Das Kernproblem sieht er in der unkontrollierten Vermehrung. Daher sind für ihn Kastrationskampagnen, wie die im Oktober geplante und von Pfotenherz finanzierte Aktion, der einzig nachhaltige Weg, um die Situation zu verändern. Nur die Hunde zu vermitteln, ohne vor Ort an der Wurzel anzusetzen, sei keine langfristige Lösung.

Gesellschaftliche und rechtliche Hürden im Tierschutz

Ein großes Hindernis im rumänischen Tierschutz ist das mangelnde Bewusstsein in der Bevölkerung und die unzureichende staatliche Unterstützung. Daniel berichtet von veralteten Tierschutzgesetzen und einer ineffektiven Durchsetzung. So sei die sogenannte „Hundepolizei“ massiv unterbesetzt – für den gesamten westlichen Landesteil seien nur zwei Beamte zuständig. Die Gesetze, wie etwa eine neue Regelung, die das Anketten von Hunden auf zwei Stunden begrenzen soll, seien zwar ein winziger Schritt, aber in der Praxis kaum kontrollierbar. Die Hauptlast des Tierschutzes liegt daher bei privaten Initiativen wie Free Amely, die versuchen, durch ihre Arbeit auch Aufklärung zu betreiben.

Emotionale Belastung und unvergessliche Schicksale

Die tägliche Konfrontation mit ausgesetzten und vernachlässigten Tieren führt bei Daniel zu großer Frustration und Wut. Er kann nicht verstehen, wie Menschen ein Tier wie einen Gegenstand „entsorgen“ können. Besonders hilflos fühlt er sich, wenn das Tierheim an seine Kapazitätsgrenzen stößt und er keine neuen Hunde mehr aufnehmen kann, während Menschen drohen, die Tiere andernfalls zu töten. Trotz der Belastungen gibt es auch viele berührende Momente. Er erinnert sich an den Husky Jackie, der aufgrund schlechter Haltung aggressiv wurde und nie vermittelt werden konnte, aber auch an die ängstliche Hündin Fide, die nach fünf Jahren im Tierheim ein liebevolles Zuhause fand und dort regelrecht aufblühte. Diese positiven Entwicklungen und die Fotos aus dem neuen Zuhause geben ihm die Kraft, weiterzumachen.

Wie Du aktiv helfen kannst

Daniel und Conny zeigen konkrete Wege auf, wie jeder Einzelne die Tierschutzarbeit in Rumänien unterstützen kann:

  1. Vor Ort helfen: Melde dich über die Helferkoordination von Pfotenherz als freiwilliger Helfer im Tierheim. Die Arbeit ist körperlich, aber auch sehr erfüllend.
  2. Ein Zuhause schenken: Informiere dich über die Hunde, die zur Adoption stehen. Viele von ihnen, ob Welpe oder Senior, warten auf eine zweite Chance.
  3. Nachhaltig spenden: Unterstütze das Tierheim mit einer regelmäßigen Spende. Die erwähnte „2-Euro-Aktion“ schafft eine verlässliche finanzielle Grundlage für Futter- und Tierarztkosten.
  4. Kastrationen finanzieren: Spende gezielt für die Kastrationskampagne im Oktober. Dies ist die wirksamste Methode, um das Leid der Straßenhunde langfristig zu reduzieren.
  5. Ein eigenes Bild machen: Daniels größter Wunsch ist, dass Menschen sich die Situation vor Ort selbst ansehen, um die Realität zu verstehen und Vorurteile abzubauen.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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