Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Episode des Podcasts The Petfood Family spricht Moderator Jan Dießner erneut mit der Züchterin Mirjam Knauer über die zweite Lebenswoche ihres Basenji-Wurfs. Miri gibt detaillierte Einblicke in die Entwicklung der drei Welpen und der Mutterhündin Zazu und teilt ihre besonderen Methoden der frühen Prägung und Sozialisation.
Die zentralen Themen sind die erstaunliche Entwicklung der Mutterhündin Zazu, die überraschend entspannte Silvesternacht, innovative Ansätze zur sensorischen Förderung der Welpen und die ersten großen Meilensteine wie das Öffnen der Augen. Die Episode ist besonders relevant für (angehende) Züchter, Welpenbesitzer und alle, die sich für eine verantwortungsvolle und bewusste Aufzucht von Hunden interessieren.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Starke Mutterhündin: Zazu zeigt sich als souveräne und instinktsichere Mutter, deren neue Rolle ihr sichtlich mehr Selbstvertrauen gibt. Sie meisterte sogar Silvester ohne die sonst übliche Panik.
- Frühe Geruchsprägung: Mirjam setzt auf eine gezielte olfaktorische Stimulation, indem sie den Welpen täglich wechselnde natürliche Gerüche (Moos, Rinde, Tannennadeln) präsentiert. Dies soll die Wahrnehmung schulen und potenziell Allergien vorbeugen, insbesondere bei reinen Indoor-Würfen im Winter.
- Individuelle Charaktere: Bereits in der zweiten Woche zeigen die drei Welpen (Pinky, Mr. Green und Yellow) deutliche und sich wandelnde Persönlichkeitsmerkmale, von neugierig und laut bis hin zu ruhig und kuschelbedürftig.
- Ein großer Meilenstein: Gegen Ende der Woche hat die erste Hündin (Yellow) begonnen, ihre Augen zu öffnen. Dies markiert den Beginn einer neuen Entwicklungsphase, in der die Welpen ihre Umwelt visuell und bald auch auditiv wahrnehmen werden.
- Philosophie der Zucht: Für Mirjam ist die Zucht mehr als die reine Vermehrung. Sie legt Wert auf eine tiefe Bindung zu den Welpen und den zukünftigen Besitzern, die sie als Erweiterung ihrer „Hundefamilie“ betrachtet.
- Regeneration der Hündin: Neben der Welpenaufzucht unterstützt Mirjam aktiv die körperliche Rückbildung von Zazu durch gezielte Stabilisationsübungen und sorgt für bewusste Pausen vom Säugen.
Die Entwicklung der Hündin Zazu: Mutterinstinkt und körperliche Regeneration
Mirjam berichtet, dass Mutterhündin Zazu ihre Rolle vollkommen angenommen hat und eine außergewöhnlich fürsorgliche Mutter ist. Um eine Überfütterung der Welpen zu vermeiden, musste Mirjam die Säugezeiten bewusst regulieren, da Zazu die Welpen ununterbrochen trinken lassen würde. Gleichzeitig hat Zazu begonnen, sich wieder mehr vom Wurf zu lösen und genießt längere Spaziergänge sowie Zeit mit der Familie auf dem Sofa.
Ein besonderes Highlight war die Silvesternacht. Mirjam erklärt, dass sie im Vorfeld großen Respekt vor diesem Tag hatte, da Zazu in den Vorjahren stets panisch auf Feuerwerk reagierte. Zur Vorbereitung ließ Mirjam täglich Silvestergeräusche vom Laptop laufen. Überraschenderweise blieb Zazu während des gesamten Abends und auch um Mitternacht bemerkenswert entspannt. Selbst als draußen ein Böller explodierte, reagierte sie nur kurz und war danach wieder ruhig. Mirjam führt diese positive Veränderung auf Zazus neue Rolle als Mutter zurück: „Ich gehe jetzt mal so weit und sag, die Welpen tun ihr so gut, dass sich da echt charakterlich was bei ihr tut und zwar glaube ich, dass sie jetzt merkt, wie stark sie selber sein kann.“
Zusätzlich unterstützt Mirjam Zazus körperliche Regeneration. Während in der ersten Woche nur statische Übungen möglich waren, macht sie nun wieder Übungen auf instabilen Untergründen wie Wackelkissen, die Zazu bereits wieder souverän meistert.
Frühe Prägung: Die Welt durch Gerüche und Frequenzen entdecken
Ein zentraler Aspekt von Miris Aufzucht in dieser Woche ist die frühe sensorische Förderung. Basierend auf der Hypothese, dass Winterwürfe, die primär im Haus aufwachsen, aufgrund mangelnder Reize anfälliger für Allergien sein könnten, hat sie eine besondere Form der olfaktorischen Stimulation entwickelt. Miri sammelte bei Spaziergängen verschiedene natürliche Materialien wie Moos, Baumrinde, Harz, Kiefernnadeln, Tannenzapfen und sogar Steine aus einem Fluss.
Jeden Tag präsentiert sie den Welpen einen neuen Geruch, indem sie das Material zunächst vor ihre Nasen hält und es anschließend für den Rest des Tages neben die Wurfkiste legt. Die Welpen reagieren laut Mirjam sehr aktiv und neugierig auf die verschiedenen Düfte. Mirjam betont, dass ihr Ziel die Anregung von Sensibilität, Wahrnehmung und Regulationsprozessen ist.
Zusätzlich zu den Gerüchen nutzte Mirjam eine Klangschale im Welpenzimmer. Sie erklärt, dass auch wenn die Ohren der Welpen noch geschlossen sind, der Körper die Vibrationen und Frequenzen wahrnehmen kann, was stresslindernd wirken soll.
Individuelle Charaktere: Die Persönlichkeiten der drei Welpen
Jan und Mirjam besprechen die sich entwickelnden Charaktere der drei Welpen, die sich im Vergleich zur ersten Woche bereits verändert haben:
- Pinky (Hündin): Wurde in der Vorwoche als „wunderschön, laut und meckernd“ beschrieben. Mirjam stellt fest, dass sie in der Wurfkiste ruhiger geworden ist. Ihre neuen Attribute sind „wunderhübsch“, „neugierig“ und „zufrieden“.
- Mr. Green (Rüde): War anfangs „Everybody's Darling“, ist nun aber deutlich lauter und „quengeliger“ geworden. Er kommentiert lautstark fast jede seiner Aktionen. Gleichzeitig kuschelt und schläft er aber auch sehr gerne.
- Yellow (Hündin): Sie hat sich am wenigsten verändert und ist weiterhin die „Sonne“ im Wurf. Mirjam beschreibt sie als sehr zufrieden, ausgeglichen, ruhig und kuschelbedürftig, wobei sie nun vermehrt die Nähe ihrer Geschwister sucht.
Ein Meilenstein: Die Welpen öffnen die Augen
Der spannendste Moment der Woche ereignete sich kurz vor der Aufnahme: Der erste Welpe hat begonnen, die Augen zu öffnen. Mirjam erklärt, dass dies ein schrittweiser Prozess ist, bei dem sich zunächst ein kleiner Schlitz bildet, der sich über mehrere Tage weitet. Das volle Sehvermögen entwickelt sich erst einige Tage nach der vollständigen Öffnung.
Mirjam hatte mit den zukünftigen Besitzern ein Ratespiel veranstaltet, welcher Welpe als Erster die Augen öffnen würde. Entgegen ihrer eigenen Vermutung (Pinky) und der vieler anderer war es die ruhige und ausgeglichene Hündin Yellow. Mirjam freut sich nun auf die magischen Momente, wenn die Welpen zum ersten Mal bewusst auf Geräusche und visuelle Reize reagieren und sie nicht nur riechen, sondern auch sehen und hören können.
Die Rolle des Züchters: Vorbereitung auf die neuen Familien
Die ersten Besuchstermine für die zukünftigen Besitzer sind für die kommende Woche geplant. Mirjam betont, wie wichtig ihr eine ehrliche und offene Beziehung zu den neuen „Hundeeltern“ ist. Sie wünscht sich, dass diese sich beim Besuch authentisch verhalten und nicht verstellen. Ihr Ziel ist es, eine erweiterte „Hundefamilie“ zu schaffen, in der sie auch nach der Abgabe der Welpen die erste Anlaufstelle für alle Fragen bleibt.
Sie schätzt die positive Rückmeldung und Dankbarkeit, die sie von den Interessenten für ihre intensive und liebevolle Aufzucht erhält. Der Austausch mit anderen Züchtern, die ihre Methoden anerkennen und übernehmen, bestärkt sie in ihrem Weg.
Praktische Schritte für eine bewusste Welpenaufzucht
Basierend auf Mirjams Methoden lassen sich folgende praktische Tipps ableiten:
- Frühzeitige Desensibilisierung: Gewöhne die Mutterhündin und indirekt die Welpen schon früh an potenziell stressige Alltags- oder Sondergeräusche (z.B. Feuerwerk, Staubsauger), indem du sie kontrolliert und in geringer Lautstärke abspielst.
- Sensorische Vielfalt schaffen: Biete den Welpen, insbesondere bei reiner Hausaufzucht, eine breite Palette an sensorischen Reizen. Dazu gehören verschiedene natürliche Gerüche (Moos, Erde, Rinde) und unterschiedliche Untergründe.
- Taktile Reize setzen: Nutze sanfte Berührungen, um die Körperwahrnehmung zu fördern. Mirjam erwähnt das Streichen mit einem Q-Tip zwischen den Zehen oder das vorsichtige Auf-den-Rücken-Legen.
- Die Mutterhündin unterstützen: Sorge für die physische und mentale Regeneration der Hündin. Schaffe ihr Rückzugsorte und unterstütze die körperliche Rückbildung durch sanfte, angepasste Übungen.
- Individuelle Entwicklung beobachten: Dokumentiere die Fortschritte und Charakterzüge jedes Welpen. Dies hilft nicht nur bei der Gesundheitsvorsorge, sondern auch dabei, den passenden Welpen für die jeweilige Familie zu finden.