Hinter den Kulissen der Filmhund-Welt

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode von The Petfood Family spricht Moderator Jan Dießner mit Marion Albers, der Gründerin und Inhaberin der Filmhund Agentur. Sie gibt einen tiefen Einblick in die faszinierende und anspruchsvolle Welt der Tiertrainer am Filmset. Das Gespräch beleuchtet den Weg zur professionellen Filmhundtrainerin, die entscheidenden Charaktereigenschaften eines erfolgreichen Filmhundes und die Realität des Alltags hinter der Kamera.

Diese Episode ist eine unverzichtbare Ressource für alle Hundebesitzer, die davon träumen, ihren Hund vor der Kamera zu sehen, sowie für jeden, der sich für die komplexen Prozesse und den hohen Tierschutzanspruch in der professionellen Filmarbeit mit Tieren interessiert. Die zentrale Frage lautet: Was braucht es wirklich, damit ein Hund nicht nur vor der Kamera funktioniert, sondern dabei auch glücklich und gesund bleibt?

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Charakter schlägt Trickliste: Die wichtigste Voraussetzung für einen Filmhund ist nicht die Anzahl der Tricks, sondern ein gefestigter Charakter. Marion Albers betont, dass ein Hund vor allem stressresistent, menschenfreundlich und motivierbar sein muss, um den Trubel am Set zu meistern.
  • Professionalität als Tierschutz: Die Arbeit als Filmhundtrainer unterliegt in Deutschland dem Paragrafen 11 des Tierschutzgesetzes. Diese Regelung schützt die Tiere vor Überforderung durch ambitionierte, aber unerfahrene Halter.
  • Der Trainer als Anwalt des Hundes: Die Hauptaufgabe am Set ist es, das Wohl des Hundes sicherzustellen. Dies bedeutet, klare Grenzen gegenüber der Produktion zu setzen und Alternativen für unrealistische oder tierschutzwidrige Anforderungen zu finden.
  • Flexibilität ist alles: Drehbücher und Anweisungen ändern sich am Set ständig. Ein guter Filmhund muss gelernt haben, sein Können universell und in immer neuen, unvorhersehbaren Situationen abzurufen.
  • Die Realität der Jobvergabe: Selbst für hochtalentierte Hunde in der Agentur ist ein Job keine Garantie. Die Vergabe gleicht laut Marion Albers oft einem Lottospiel, bei dem Optik und Zufall eine große Rolle spielen.
  • Die besten Hunde denken mit: Die beeindruckendsten Leistungen entstehen, wenn Hunde nicht nur Befehle ausführen, sondern eigene, kreative Entscheidungen in einer Szene treffen dürfen - eine Fähigkeit, die durch gezieltes Training gefördert wird.

Der Weg zur Filmhundtrainerin: Von der Leidenschaft zum Beruf

Marion Albers beschreibt ihren Einstieg in die Branche als eine Mischung aus Zufall und Leidenschaft. Bereits als Kind trainierte sie mit Hunden Tricks. Der entscheidende Moment kam, als sie bei einer Fotografin durch die besonderen Fähigkeiten ihres Hundes auffiel. Dies führte zu ersten Aufträgen für das Fressnapf-Magazin und offenbarte ihr, dass es Menschen gibt, die diese Tätigkeit hauptberuflich ausüben. Seit über 15 Jahren ist sie in der Branche tätig, davon sieben Jahre in voller Selbstständigkeit.

Ein zentraler Punkt, den Marion hervorhebt, ist die rechtliche Regulierung durch den Paragrafen 11 des Tierschutzgesetzes. Dieser regelt die "gewerbliche Zurschaustellung von Hunden" und stellt sicher, dass nur qualifizierte Personen diese Arbeit ausführen dürfen. Sie erklärt, dass diese Regelung essenziell für den Tierschutz ist, da Privatpersonen oft den Druck und die komplexen Anforderungen eines Filmsets unterschätzen und ihre Tiere unbewusst überfordern würden. Ihre Aufgabe sei es, als Puffer und Anwältin für den Hund zu agieren und sicherzustellen, dass sowohl der Hund, der Halter als auch die Produktion am Ende des Tages zufrieden sind.

Mehr als nur Tricks: Was einen professionellen Filmhund auszeichnet

Entgegen der landläufigen Meinung, ein Filmhund müsse unzählige spektakuläre Tricks beherrschen, stellt Marion Albers klar, dass die Grundlage ein stabiler Charakter ist. Die wichtigsten Eigenschaften sind:

  • Stressresistenz: Ein Filmset ist ein lauter, hektischer Ort mit vielen Menschen und unvorhersehbaren Ereignissen. Ein Hund muss diesen Trubel aushalten können, ohne ängstlich oder aggressiv zu werden.
  • Sozialverträglichkeit: Der Hund muss offen für fremde Menschen sein, insbesondere für Schauspieler, mit denen er eng interagieren muss.
  • Motivierbarkeit: Ob durch Futter, Spielzeug oder den Wunsch, dem Menschen zu gefallen - der Hund muss eine intrinsische Motivation haben, auch nach vielen Wiederholungen noch mitzuarbeiten.

Der Bewerbungsprozess für ihre Agentur ist entsprechend streng. Marion Albers schätzt, dass bei offenen Castings nur etwa 10 - 15 % der vorgestellten Hunde die grundlegenden Voraussetzungen erfüllen und in die engere Auswahl kommen. Sie warnt davor, sich einen Hund gezielt für eine Filmkarriere anzuschaffen. Stattdessen solle der Hund zum eigenen Leben passen. Wenn er dann die passenden Eigenschaften mitbringt, kann man eine Bewerbung in Erwägung ziehen.

Die Realität am Set: Zwischen Warten, Improvisation und Tierschutz

Der Alltag am Set besteht zu einem großen Teil aus Warten. Die Tiere müssen oft stundenlang ruhig bleiben, bis ihre Szene gedreht wird. Die eigentliche Arbeit vor der Kamera ist oft nur ein kleiner Teil des Tages. Eine der größten Herausforderungen ist die ständige Planänderung. Marion Albers berichtet von einem Dreh, bei dem sie bis ins kleinste Detail alles mit der Produktion besprochen hatte, nur um am Set festzustellen, dass der Hund seine Szenen auf einer tischtennisplattengroßen, erhöhten Plattform spielen sollte - eine Information, die nie kommuniziert wurde. Solche Situationen erfordern höchste Flexibilität von Trainer und Hund.

Marion beschreibt ihre Rolle als Vermittlerin zwischen den kreativen Wünschen der Regie und den Fähigkeiten und Grenzen des Tieres. Es komme regelmäßig vor, dass Produktionen mehr verlangen, als ursprünglich vereinbart war. Hier sei es ihre Aufgabe, bestimmt, aber konstruktiv zu kommunizieren, was möglich ist und wo zum Schutz des Tieres eine Grenze gezogen werden muss. Die Reaktionen der Filmcrews reichen von totaler Begeisterung über die einfachsten Kommandos bis hin zu Regisseuren, die Hunden gegenüber skeptisch sind und die Fähigkeiten der Tiere gezielt auf die Probe stellen.

Vom Welpen zum Filmstar: Einblicke in langfristige Trainingsprojekte

Für große Produktionen, wie eine Netflix-Serie, kann die Vorbereitungszeit mehrere Monate dauern. Marion Albers erzählt von einem vier Monate alten Welpen namens Clooney, den sie vier Monate lang intensiv trainierte, um als Double für einen anderen Hund zu fungieren. Solche Doubles sind bei großen Projekten üblich, um den Stress für das Einzeltier zu minimieren und Ausfälle, z. B. durch Krankheit, abzusichern. Das Training umfasste auch unkonventionelle Aufgaben, wie das gezielte Beißen in einen Finger, was bei einem normalen Welpen abtrainiert würde.

Die Chance auf einen Job ist jedoch unvorhersehbar. Als Beispiel nennt Marion den schwarzen Labrador Vitus. Obwohl schwarze Hunde aufgrund der Lichtverhältnisse als schwierig zu filmen gelten, startete Vitus seine Karriere direkt mit einer Kinoproduktion („Lassie“), gefolgt von einer Rolle in einem in Deutschland gedrehten Hollywood-Film. Dies illustriert, dass neben Können auch eine große Portion Glück und das passende Aussehen zur richtigen Zeit entscheidend sind.

Die Synergie von Mensch und Hund: Das Geheimnis erfolgreicher Teams

Die wirklich magischen Momente am Set entstehen laut Marion Albers dann, wenn ein Hund nicht nur mechanisch Kommandos ausführt, sondern beginnt, die Szene zu verstehen und eigene kreative Impulse einzubringen. Sie vergleicht dies mit menschlichen Schauspielern: Wer nur stur nach Drehbuch agiert, wird selten brillant. Ein Hund, dem erlaubt wird, eigene Entscheidungen zu treffen und Angebote zu machen - etwa den Kopf auf eine bestimmte Weise zu neigen oder mit einem Requisit zu interagieren -, kann einer Szene eine unerwartete Tiefe verleihen. Dieses "Mitdenken" sei ein Zeichen für eine exzellente Ausbildung und eine starke, vertrauensvolle Bindung zwischen Hund und Halter.

Innerhalb ihrer Agentur fördert sie eine starke Gemeinschaft. Die Mitglieder haben selbstständig eine Trainingsgruppe gegründet, in der sie sich gegenseitig unterstützen, neue Ideen ausprobieren und sich auf mögliche Jobs vorbereiten. Diese Eigeninitiative und Leidenschaft sind für Marion der Schlüssel zum Erfolg und zeigen, dass es um mehr als nur einen Job geht - es ist eine geteilte Passion.

Praktische Schritte für angehende Filmhunde

Wenn du glaubst, dass dein Hund das Zeug zum Filmstar hat, empfiehlt Marion Albers folgenden Weg:

  1. Ehrliche Selbsteinschätzung: Prüfe kritisch, ob dein Hund die grundlegenden Charaktereigenschaften wie Gelassenheit, Menschenfreundlichkeit und eine hohe Motivation wirklich mitbringt.
  2. Online-Bewerbung: Besuche die Webseite der Filmhund Agentur und fülle das dort bereitgestellte, bewusst detaillierte Bewerbungsformular aus.
  3. Live-Casting besuchen: Halte Ausschau nach Terminen für offene Castings, die auf der Webseite oder auf Social-Media-Kanälen bekannt gegeben werden. Eine wiederkehrende Möglichkeit bietet sich beispielsweise auf der Messe DOG Live in Münster.

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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