Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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Im Podcast napfcheck tauchen die Fachtierärztin für Tierernährung, Dr. Julia Fritz, und die Fachjournalistin Manuela Bauer in die Welt der selbstgekochten Tiermahlzeiten ein. Viele Tierhalter empfinden Freude dabei, für ihre Vierbeiner zu kochen - es gibt ihnen das Gefühl, die Kontrolle über die Qualität der Zutaten zu haben und individuell auf die Bedürfnisse ihrer Lieblinge eingehen zu können. Doch das Kochen birgt auch Unsicherheiten: Wie stellt man eine ausgewogene Ration zusammen? Welche Zutaten sind geeignet und in welchem Verhältnis? Und welche Nahrungsergänzungsmittel sind wirklich notwendig?
Diese Episode beantwortet die häufigsten Fragen von Hunde- und Katzenbesitzern, die den Kochlöffel für ihre Tiere schwingen. Julia und Manuela gehen detailliert auf die richtige Zusammensetzung von Mahlzeiten ein, entkräften hartnäckige Mythen rund um Nierenschäden durch Proteine und geben praktische Tipps für den Alltag - von der Fütterung im Mehrkatzenhaushalt bis zur Anpassung der Ration für Senioren oder bei Gewichtsproblemen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Ohne Ergänzung geht es nicht: Eine selbstgekochte Ration für Hund oder Katze ist niemals ohne ein passendes Mineralstoffpulver vollwertig. Nur so kannst du Mangelerscheinungen sicher vorbeugen.
- Das richtige Verhältnis für Hunde: Die Anteile von Fleisch und Kohlenhydraten in einer Hunderation sind flexibel. Üblich sind Verhältnisse von 80 % tierischen zu 20 % pflanzlichen Anteilen bis hin zu 40 % tierisch und 60 % pflanzlich. Für ältere Hunde empfiehlt sich ein geringerer Fleischanteil, um die Organe zu entlasten.
- Katzen sind spezielle Gourmets: Als strikte Fleischfresser bevorzugen Katzen eine deutlich fleischreichere Kost. Kohlenhydrate wie Reis oder Kartoffeln werden oft nur in sehr kleinen Mengen oder gar nicht akzeptiert.
- Keine Angst vor Nierenschäden: Die Sorge, dass eine proteinreiche Fütterung bei gesunden Tieren die Nieren schädigt, ist unbegründet. Der Körper nutzt zur Energiegewinnung bevorzugt Kohlenhydrate und Fette. Erst bei bereits bestehenden Nierenerkrankungen wird der Proteingehalt gezielt reduziert.
- Innereien sind optional: Anders als beim Barfen sind Innereien in einer gekochten Ration nicht zwingend erforderlich, sofern ein hochwertiges Mineralpulver verwendet wird, das alle notwendigen Vitamine und Spurenelemente liefert.
- Gewichtsmanagement leicht gemacht: Um das Gewicht deines Tieres zu regulieren, kannst du die Gesamtfuttermenge einfach um 10 - 20 % reduzieren oder erhöhen. Die Menge der zugesetzten Öle und Mineralpulver sollte dabei gleich bleiben.
- Blutwerte richtig deuten: Ein isoliert erhöhter Harnstoffwert im Blutbild ist oft fütterungsbedingt und kein alleiniger Beweis für eine Nierenerkrankung. Für eine verlässliche Diagnose sind weitere Werte und eine Untersuchung des Urins notwendig.
Grundlagen der selbstgekochten Fütterung: Zutaten und Verhältnisse
Wer für sein Haustier kochen möchte, kann sich an den Komponenten einer menschlichen Mahlzeit orientieren. Dr. Julia Fritz erklärt, dass eine typische Ration aus drei Hauptbausteinen besteht: einer Proteinquelle, einer Kohlenhydratquelle und Gemüse oder Ballaststoffen.
- Proteinquellen: Muskelfleisch, Herz, aber auch Innereien wie Leber sind ideal. Der Fettgehalt des Fleisches kann je nach Energiebedarf des Tieres variieren.
- Kohlenhydratquellen: Gekochte Kartoffeln, Reis, Nudeln oder auch Haferflocken liefern leicht verdauliche Energie.
- Gemüse und Ballaststoffe: Gekochtes und püriertes Gemüse liefert Faserstoffe für die Verdauung. Ballaststoffe wie Flohsamenschalen können das Volumen der Mahlzeit erhöhen und so das Sättigungsgefühl steigern.
Besonders beim Verhältnis von Fleisch zu Kohlenhydraten gibt es laut Julia große Unterschiede und persönliche Vorlieben. Während beim Barfen ein sehr hoher Fleischanteil (70 - 80 %) üblich ist, war vor 25 Jahren noch ein Verhältnis von einem Drittel Fleisch zu zwei Dritteln Kohlenhydraten die Norm. Heute ist alles dazwischen möglich. Julia betont, dass ein hoher Fleischanteil für gesunde Hunde nicht schädlich, aber auch nicht zwingend notwendig ist, um den Nährstoffbedarf zu decken. Für ältere Tiere empfiehlt sie einen moderateren Fleischanteil (z. B. 50:50), um Leber und Nieren zu entlasten.
Die entscheidende Rolle von Nahrungsergänzungsmitteln
Eine der wichtigsten Botschaften der Episode ist: Selbstgekochte Rationen müssen immer mit einem Mineralstoff-Vitamin-Pulver ergänzt werden. Julia stellt klar, dass Fleisch, Kohlenhydrate und Gemüse allein den Bedarf an Nährstoffen wie Kalzium, Zink, Jod und bestimmten Vitaminen nicht decken können. Fehlende Mineralstoffe können langfristig zu schweren gesundheitlichen Problemen führen.
Um Haltern die Auswahl zu erleichtern, hat Julia verschiedene Ergänzungspulver entwickelt, die auf unterschiedliche Bedürfnisse zugeschnitten sind. Zum Beispiel ist Novomineral Sensitiv für Allergiker geeignet, da es aus Reinsubstanzen besteht, während Cook It durch zugesetzte Bierhefe besonders schmackhaft ist. Für Tiere, die auf herkömmliche Kalziumquellen mit Sodbrennen reagieren, gibt es eine spezielle Variante namens Organics.
Häufige Sorgen von Tierhaltern: Nieren, Fett und Proteine
Ein wiederkehrendes Thema in den Hörerfragen ist die Angst vor Nierenschäden durch eine falsche Fütterung. Mehrere Tierhalter befürchten, dass der Körper bei zu wenig Fett oder Kohlenhydraten wertvolles Protein zur Energiegewinnung „verbrennt“, was die Nieren belasten könnte. Julia entkräftet diesen Mythos: Der Organismus eines gesunden Tieres nutzt immer zuerst die leicht verfügbaren Energiequellen, also Kohlenhydrate und Fette. Die Verstoffwechselung von Eiweiß zur reinen Energiegewinnung findet nur in extremen Mangelsituationen statt.
Die Verwirrung entsteht oft durch einen falschen Umkehrschluss, wie Julia erklärt: Bei Tieren mit bestehenden Leber- oder Nierenerkrankungen wird der Proteingehalt in der Diät tatsächlich reduziert und der Fettgehalt erhöht. Das dient aber der Entlastung der bereits geschädigten Organe und ist keine präventive Maßnahme für gesunde Tiere. Ein alleiniger, leicht erhöhter Harnstoffwert im Blutbild ist ebenfalls kein Grund zur Panik, da dieser Wert stark von der letzten Mahlzeit abhängt und für eine sichere Diagnose weitere Parameter entscheidend sind.
Spezialfälle: Fütterung bei Krankheit und nach einer Umstellung
Die Episode zeigt auch, wie flexibel eine gekochte Ration an besondere Bedürfnisse angepasst werden kann. Ein Beispiel ist die Hündin Nuri, die nach einer sehr proteinlastigen Barf-Fütterung Verhaltensprobleme entwickelte, die an eine Schilddrüsenüberfunktion erinnerten. Eine Umstellung auf eine Ration mit einem deutlich höheren Kohlenhydratanteil löste das Problem. Ihre Besitzerin war verunsichert, weil die neue Ration keine Innereien oder Knochen enthielt. Julia erklärt, dass dies bei einer gekochten Mahlzeit mit passender Mineralstoffergänzung völlig korrekt ist, da diese Konzepte unterschiedlich aufgebaut sind.
Auch bei chronischen Darmerkrankungen wie IBD (Inflammatory Bowel Disease) ist Kochen oft die beste Lösung. Hier kann gezielt eine Ausschlussdiät mit nur einer Protein- und einer Kohlenhydratquelle (z. B. Pferd und Süßkartoffel) umgesetzt werden, um das Verdauungssystem zu beruhigen.
Praktische Schritte zur selbstgekochten Ration
Basierend auf den Diskussionen in der Episode lassen sich folgende praktische Schritte für die Zubereitung von Tierfutter ableiten:
- Das Verhältnis festlegen: Wähle für deinen Hund ein passendes Verhältnis von tierischen zu pflanzlichen Anteilen. Ein guter und ausgewogener Startpunkt für gesunde, erwachsene Hunde ist oft ein 50:50-Verhältnis von Fleisch zu Kohlenhydraten.
- Zutaten auswählen: Besorge hochwertiges Muskelfleisch und eine gut verträgliche Kohlenhydratquelle wie Kartoffeln, Reis oder Nudeln. Gemüse wie Karotten oder Kürbis rundet die Mahlzeit ab.
- Schonend zubereiten: Koche Fleisch und Kohlenhydrate gar. Gemüse sollte ebenfalls gekocht (ca. 20 - 30 Minuten) und anschließend püriert werden, um die Nährstoffaufnahme für den Hund zu verbessern.
- Unverzichtbare Ergänzungen hinzufügen: Mische nach dem Abkühlen der Mahlzeit immer ein für Kochrationen konzipiertes Mineralpulver sowie ein hochwertiges Öl (z. B. Fischöl für Omega-3-Fettsäuren) unter das Futter.
- Gewicht im Auge behalten: Wiege dein Tier regelmäßig. Wenn es ungewollt zu- oder abnimmt, passe die Gesamtfuttermenge um etwa 10-20 % an, aber behalte die Dosierung des Mineralpulvers und des Öls bei.
- Im Mehrkatzenhaushalt entspannt bleiben: Bereite für jede Katze ihre individuelle Portion inklusive Pulver vor. Wenn die Tiere gelegentlich die Näpfe tauschen, ist das bei gesunden Katzen unbedenklich. Wichtiger ist die regelmäßige Gewichtskontrolle, um sicherzustellen, dass keine Katze dauerhaft zu viel oder zu wenig frisst.