Live aus Rumänien: Einblicke in den Tierschutz an vorderster Front

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser besonderen Episode von "The Petfood Family" spricht Host Jan Dießner live mit den Hundetrainerinnen Johanna Henkel und Larissa Müller, die sich direkt aus Pitești, Rumänien, zuschalten. Sie sind vor Ort, um Tierschutzorganisationen wie PETA und die Tierhilfe Hoffnung aktiv zu unterstützen und geben ungefilterte Einblicke in ihre Arbeit.

Die Episode beleuchtet die erschütternde Realität rumänischer Tötungsstationen, die enorme emotionale Belastung für die Helfer und die nachhaltigen Lösungsansätze, die das Leid der Straßenhunde an der Wurzel bekämpfen sollen. Es ist ein tief bewegendes Gespräch, das die Komplexität des Auslandstierschutzes aufzeigt und jeden Tierfreund dazu anregt, über effektive Wege der Hilfe nachzudenken.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Tötungsstationen sind ein grausames Geschäft: In städtischen Tierheimen, sogenannten Tötungsstationen, werden Hunde nach einer Frist von oft nur 14 Tagen getötet - häufig auf brutale Weise, da humane Methoden als zu teuer gelten. Das Einfangen und Halten der Hunde ist ein lukratives Geschäft für Hundefänger und Betreiber.
  • Kastration ist der Schlüssel: Die einzig nachhaltige Lösung, um die Population der Straßenhunde zu kontrollieren und das Leid zu beenden, sind flächendeckende und kostenlose Kastrationskampagnen.
  • Emotionale Achterbahnfahrt: Die Arbeit vor Ort ist ein ständiger Wechsel zwischen der Freude, einzelne Leben zu retten, und der Verzweiflung, unzählige andere Hunde zurücklassen zu müssen. Ein starkes Team und bewusste psychische Abgrenzung sind überlebenswichtig.
  • Kooperation statt Konkurrenz: Organisationen wie PETA, die Tierhilfe Hoffnung (Betreiber der Smeura, des größten Tierheims der Welt) und Vereine wie For Animals arbeiten eng zusammen, um Hunde zu retten, zu versorgen und nach Deutschland zu vermitteln.
  • Kulturelles Verständnis ist entscheidend: Erfolgreicher Tierschutz in Rumänien erfordert einen respektvollen Dialog mit der lokalen Bevölkerung und den Behörden. Es geht darum, für die Vorteile von Kastrationen zu werben, anstatt westliche Wertevorstellungen aufzuzwingen.
  • Auslandstierschutz und Inlandshilfe schließen sich nicht aus: Viele deutsche Tierheime unterstützen die Arbeit im Ausland aktiv, indem sie Kapazitäten für gerettete Hunde zur Verfügung stellen. Hilfe ist kein Entweder-oder-Prinzip.

Die ungeschönte Realität: Einblicke in rumänische Tötungsstationen

Johanna und Larissa beschreiben ihre Erfahrungen in einer Tötungsstation in Alexandria als Grenzerfahrung. Larissa erklärt, dass diese städtischen Einrichtungen oft Orte unvorstellbaren Leids sind. Hunde werden nach einer Frist von gesetzlich 14 Tagen getötet, wenn sie niemand abholt. Die Tötung erfolge oft nicht durch Einschläfern, sondern durch brutale Methoden wie Erschlagen oder den Einsatz von qualvoll wirkenden Mitteln wie T61 oder Frostschutzmittel. Schon bei der Ankunft spüre man die Angst, die in der Luft liegt – sichtbar an den panischen Augen der Hunde und dem ohrenbetäubenden Lärm.

Die Situation wird durch ein perfides Geschäftsmodell verschärft. Hundefänger und die Betreiber der Stationen verdienen an jedem einzelnen Hund, den sie fangen und unterbringen. Laut Johanna und Larissa besteht daher ein großes finanzielles Interesse daran, das System aufrechtzuerhalten. Selbst wenn Tierschutzorganisationen Hunde freikaufen, um sie vor dem Tod zu bewahren, fließt Geld an die Stadt und die Betreiber.

Die Helferinnen schildern, dass die Mitarbeiter vor Ort oft einen distanzierten oder sogar brutalen Umgang mit den Tieren pflegen. Ein Arbeiter packte einen entlaufenen Husky am Nackenfell und schleifte ihn über den Asphalt zurück in seinen Zwinger - ein Mangel an Verständnis für das Tier als fühlendes Lebewesen.

Zwischen Freude und Verzweiflung: Die emotionale Belastung der Helfer

Auslöser für das Gespräch war eine Instagram-Story, in der Johanna einen kleinen Hund aus der Tötungsstation auf dem Arm hält und in Tränen ausbricht. Sie erklärt diesen Moment als eine Mischung aus Erleichterung für das gerettete Tier und tiefem Schmerz über all die anderen, die zurückbleiben müssen. „Es war kurz dieser Moment der Erleichterung, dass für diesen Hund jetzt gerade sich das Blatt wendet“, so Johanna, „aber als ich das dann irgendwie dachte, [...] hörst du und siehst du die ganzen anderen Hunde und weißt, okay, wir können die nicht alle mitnehmen.“

In diesen Extremsituationen, so berichten beide, funktioniere man vor allem durch Adrenalin. Um die psychische Last zu bewältigen, ist der Zusammenhalt im Team entscheidend. Larissa betont, wie wichtig es ist, abends bewusst über alltägliche Themen zu sprechen, gemeinsam zu lachen und Musik zu hören, um nicht in eine depressive Stimmung zu verfallen. Das Team stütze sich gegenseitig und schaffe so ein Netz, das die Arbeit erst möglich macht.

Strategien gegen das Leid: Die Arbeit der Tierschutzorganisationen

Die Episode zeigt eindrücklich das Kontrastprogramm zur Tötungsstation: die Smeura, das von der Tierhilfe Hoffnung betriebene größte Tierheim der Welt mit über 6.000 Hunden. Johanna beschreibt es als einen "heiligen Gral" der Tierschutzarbeit. Obwohl die schiere Masse an Hunden überwältigend ist, sind die Tiere dort gut versorgt. Ironischerweise wurde direkt vor den Toren der Smeura eine städtische Tötungsstation errichtet. Um die Tötungen dort zu verhindern, übernimmt die Smeura alle 14 Tage sämtliche Hunde aus dieser Einrichtung.

Die Rettungsaktionen, wie die, bei der 18 Hunde aus der Tötungsstation geholt wurden, sind strategisch geplant. Larissa erläutert, dass Vereine wie For Animals in Deutschland genau prüfen, wie viele Plätze verfügbar sind. Dennoch kommt es zu spontanen Rettungen, wie im Fall eines Huskys, der um sein Leben rannte, oder der Hündin Heidi, die auf dem Rückweg einfach ins Auto der Helferinnen sprang und nun bei Johanna eine Pflegestelle bekommt.

Die Wurzel des Problems: Warum Kastration der einzige nachhaltige Weg ist

Sowohl Johanna als auch Larissa sind sich einig: Das Retten und Vermitteln von Hunden ist wichtig, aber es bekämpft nur die Symptome. Die Ursache des Problems ist die unkontrollierte Vermehrung. „Man muss irgendwie diese Vermehrung der Hunde stoppen“, stellt Johanna klar. Der effektivste Hebel hierfür sind großangelegte, kostenlose Kastrationskampagnen, die von Organisationen wie PETA und der Tierhilfe Hoffnung direkt in den Dörfern durchgeführt werden.

Diese Kampagnen werden zunehmend von der jüngeren Generation angenommen. Dennoch stoßen die Helfer oft auf Widerstände oder müssen mühsame Überzeugungsarbeit leisten. Larissa berichtet von einer sechsstündigen Fahrt, um vier Hunde zur Kastration abzuholen, wobei die Besitzer erst nach langer Diskussion zustimmten. Solche Erlebnisse sind frustrierend, aber notwendig, um langfristig etwas zu verändern.

Kulturelle Brücken bauen: Tierschutz mit Respekt und Verständnis

Ein zentraler Punkt des Gesprächs ist die Notwendigkeit, die kulturellen Unterschiede zu verstehen. In vielen ländlichen Gebieten Rumäniens haben Hunde eine andere Rolle als in Deutschland; sie sind oft Wachhunde, die draußen leben. Johanna warnt davor, mit moralischer Überlegenheit aufzutreten: „Ich glaube, da muss man wirklich aufpassen, dass man sich da nicht irgendwie moralisch überlegen fühlt.“

Es geht darum, im Dialog die Vorteile von Kastrationen aufzuzeigen, die auch für die Menschen spürbar sind – etwa weniger streunende Hunde, die Futter stehlen. Nicht jeder Hund, der auf der Straße lebt, führt ein schlechtes Leben und muss nach Deutschland vermittelt werden. Viele leben in einer Symbiose mit den Menschen vor Ort. Wichtig ist, dass sie kastriert, registriert und medizinisch versorgt sind.

Praktische Schritte: Wie Du effektiv helfen kannst

Johanna und Larissa geben klare Empfehlungen, wie jeder Einzelne den Tierschutz sinnvoll unterstützen kann:

  1. Spende gezielt für Kastrationskampagnen: Dies ist der direkteste und nachhaltigste Weg, das Leid an der Wurzel zu bekämpfen. Organisationen wie die Tierhilfe Hoffnung oder PETA bieten hierfür Spendenmöglichkeiten und Kastrations-Patenschaften an.
  2. Unterstütze Vereine finanziell: Die Arbeit vor Ort – Rettung, Futter, medizinische Versorgung und Transport – ist extrem kostspielig. Jede Spende hilft.
  3. Informiere Dich und teile Dein Wissen: Kläre Dein Umfeld über die Realitäten des Auslandstierschutzes auf. Dies hilft, Vorurteile abzubauen und ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen.
  4. Engagiere Dich in Deutschland: Du musst nicht ins Ausland reisen, um zu helfen. Werde Gassigänger in Deinem lokalen Tierheim oder biete Dich als Pflegestelle für einen geretteten Hund an. Viele deutsche Tierheime kooperieren mit Auslandsorganisationen.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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