Martin Rütter über Abschiede, Verantwortung und das, was im Leben wirklich zählt

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts "The Petfood Family" trifft Host Jan Dießner bereits zum zweiten Mal auf den Hundetrainer und Entertainer Martin Rütter. Die Aufnahme findet in der einzigartigen Atmosphäre von Rütters Tourbus, einem sogenannten "Nightliner", kurz vor dem Ende seiner aktuellen Tour statt. Das Gespräch entwickelt sich schnell zu einem tiefen Einblick in Rütters persönliche Welt, weit über das Thema Hundetraining hinaus.

Die zentralen Themen sind der emotionale Prozess des Abschiednehmens von seiner langjährigen Tour-Crew, die Balance zwischen einem Leben in der Öffentlichkeit und dem Rückzug ins Private sowie die Werte, die ihn als Vater und öffentliche Person antreiben. Die Episode beleuchtet die Frage, wie ein Mensch mit enormer Reichweite seine Verantwortung wahrnimmt und was ihn abseits von Bühne und Fernsehkameras wirklich bewegt.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Tour-Abschied als Wehmut: Für Martin Rütter ist das Ende einer Tour kein Grund zum Feiern, sondern ein melancholischer Prozess. Er beschreibt die enge Bindung zu seiner Crew als "Klassenfahrt" und empfindet den Abschied als emotional sehr herausfordernd.
  • Familie an erster Stelle: Die Zeit mit seinen fünf Kindern ist für Rütter das höchste Gut. Er legt Wert darauf, ihre Eigenständigkeit und ihr persönliches Glück zu fördern, anstatt sie nach schulischen oder beruflichen Leistungen zu bewerten.
  • Golf als mentaler Anker: Nach einem schweren Herzinfarkt vor vielen Jahren lernte Rütter, wie wichtig mentale Auszeiten sind. Golf ist für ihn wie "Yoga für einen Balljunkie" – eine Aktivität, die ihn zur vollen Konzentration zwingt und ihm hilft, komplett abzuschalten.
  • Bewusste Auszeit zur Neuorientierung: Rütter plant eine dreimonatige Pause, nachdem sein jüngstes Kind das Haus verlässt. Diese Zeit ohne feste Termine soll ihm Raum geben, sich auf einen neuen Lebensabschnitt einzustellen und neue Energie zu tanken.
  • Klare Haltung in Tierschutz und Gesellschaft: Mit zunehmendem Alter wird Rütter nach eigener Aussage kompromissloser, wenn es um seine Werte geht. Er nutzt seine Plattform aktiv, um auf Missstände im Tierschutz aufmerksam zu machen und sich klar gegen Rechtsextremismus zu positionieren.
  • Umgang mit Einfluss: Rütter ist sich der Wucht seiner öffentlichen Stimme bewusst geworden und setzt sie gezielt ein, um Veränderungen anzustoßen. Dabei achtet er darauf, seine Kritik auf Augenhöhe zu äußern und nicht auf Kosten Schwächerer auszutragen.
  • Ein optimistischer Blick auf die Gesellschaft: Trotz polarisierender Debatten ist Rütter überzeugt, dass die meisten Menschen einen guten moralischen Kompass und eine hohe Hilfsbereitschaft besitzen. Er plädiert dafür, das Glas als "halb voll" zu betrachten.

Hinter den Kulissen: Tour-Leben und der nahende Abschied

Das Gespräch beginnt mit einer Beschreibung des außergewöhnlichen Aufnahmeorts, dem Nightliner-Bus, der für die Crew als mobiler Rückzugsort dient. Martin Rütter erklärt, dass diese Art zu reisen ein Wunsch der Crew war, um zwischen Auf- und Abbau einen privaten Raum zu haben. Er selbst fährt nur selten mit, da er im Bus nicht die nötige Ruhe findet. Die bevorstehenden letzten Shows seiner Tour stimmen ihn melancholisch. Er beschreibt das enge Verhältnis zu seiner Crew, mit der er seit 15 Jahren zusammenarbeitet, als familiär. Der Abschied falle ihm extrem schwer, weshalb er traditionelle Streiche am letzten Tour-Tag ablehnt, da er emotional zu angefasst sei. Stattdessen plant er für die letzte Show in Oberhausen einen besonderen Gast, einen Helden seiner Kindheit aus dem Ruhrpott, als persönliche Wertschätzung für sein Team und das Programm.

Zwischen Öffentlichkeit und Privatleben: Umgang mit Ruhm und Familie

Jan Dießner gesteht seine anhaltende Nervosität, woraufhin Rütter reflektiert, dass er sich selbst nicht als Star wahrnimmt und sein Alltag "stinknormal" sei. Er glaubt, dass diese Bodenständigkeit ein Teil seines Erfolgsgeheimnisses ist. Er erzählt von eigenen Momenten der Ehrfurcht, etwa bei dem Gedanken, die Sängerin P!nk zu treffen, oder bei seiner ersten Begegnung mit seinem Kindheitsidol, dem Fußballer Klaus Fischer. Der wichtigste Anker in seinem Leben ist jedoch seine Familie. Rütter berichtet offen, wie sich sein Leben verändert, da nun auch sein jüngstes von fünf Kindern bald das Haus verlässt. Er beschreibt die Zeit mit seinen erwachsenen Kindern als das "Größte, was passieren kann". Seine Erziehungsphilosophie basiert darauf, ihre Eigenständigkeit und ihr kritisches Denken zu fördern. Es sei ihm "völlig scheißegal", welchen Schulabschluss sie machen, solange sie glücklich sind und für ihre Werte einstehen. Eine Anekdote über seine Tochter, die sich im Sportunterricht mutig gegen sexistische Aussagen ihres Lehrers wehrte, erfüllt ihn mit großem Stolz.

Work-Life-Balance: Von Herzproblemen zum Golf als mentaler Anker

Martin Rütter blickt auf eine Zeit zurück, in der er über ein Jahrzehnt fast pausenlos gearbeitet hat. Ein einschneidendes Erlebnis war ein Herzproblem im Jahr 2007, das ihn beinahe das Leben gekostet hätte. Er gesteht, dass es danach noch Jahre dauerte, bis er seinen Lebensstil wirklich änderte. Der "Gamechanger" war für ihn die Entdeckung des Golfsports. Er beschreibt Golf als eine hochkomplexe Aktivität, die ihn zu vollständiger Konzentration zwingt und es ihm so ermöglicht, von Arbeit und Alltagssorgen abzuschalten - etwas, was ihm zuvor selbst beim Sport nicht gelang. Heute hat er deutlich mehr Freizeit und plant bewusst eine dreimonatige Auszeit, um die neue Lebensphase ohne Kinder im Haus zu beginnen. Er hat keine konkreten Erwartungen an diese Zeit, sondern möchte sich treiben lassen, viel in der Natur sein und spontan entscheiden, wohin es ihn zieht.

Werte und Verantwortung: Martin Rütters Haltung zu Tierschutz und Gesellschaft

Rütter zieht eine direkte Parallele zwischen seiner Erziehungsphilosophie und seinem Ansatz im Hundetraining: In beiden Bereichen gehe es um Empathie, das Erkennen individueller Bedürfnisse und den Aufbau von Vertrauen. Seine grundlegenden Werte wurden stark von seiner Großmutter geprägt, die ihm beibrachte, dass alle Menschen gleich sind, unabhängig von ihrer Position - zusammengefasst in ihrem Satz über den Bürgermeister: "Der geht auch nur kacken." Diese Haltung führt zu seiner klaren Positionierung gegen jede Form von Diskriminierung. Im Bereich Tierschutz stellt er fest, dass er mit dem Alter immer "kompromissloser" wird. Themen wie Massentierhaltung oder der umstrittene Schutzhundesport bewegen ihn zutiefst. Gleichzeitig sieht er eine positive Entwicklung in der Hundeszene, in der Empathie und das Verständnis für die Bedürfnisse des Hundes heute eine viel größere Rolle spielen als zu Beginn seiner Karriere. Trotz der aktuellen politischen Spannungen und der Polarisierung in den sozialen Medien glaubt Rütter fest an das Gute im Menschen. Er erinnert an die enorme Hilfsbereitschaft nach der Flutkatastrophe im Ahrtal als Beweis dafür, dass die Gesellschaft im Kern solidarisch ist.

Praktische Lehren aus der Episode

  1. Individuelle Bedürfnisse erkennen: Ob bei Kindern, Hunden oder dir selbst  versuche, die wahren Bedürfnisse und Veranlagungen zu verstehen, anstatt starre Erwartungen zu erfüllen. Empathie ist die Grundlage für eine gesunde Beziehung.
  2. Für eigene Werte einstehen: Definiere, was dir wichtig ist, und habe den Mut, dafür einzustehen. Rütter zeigt, dass eine klare Haltung, sowohl im Privaten als auch in der Öffentlichkeit, zu persönlicher Stärke führt.
  3. Mentale Auszeiten aktiv gestalten: Finde eine Beschäftigung, die dich zwingt, mental abzuschalten. Ob Sport, Natur oder ein kreatives Hobby - eine echte Pause entsteht oft erst, wenn der Kopf keine andere Wahl hat, als sich auf eine neue Aufgabe zu konzentrieren.
  4. Verantwortung bewusst annehmen: Wenn du Einfluss hast, sei es als Elternteil, Vorgesetzter oder öffentliche Person, gehe verantwortungsvoll damit um. Nutze deine Stimme überlegt, um positive Veränderungen zu bewirken.
  5. Das Positive kultivieren: Lass dich nicht von negativen Schlagzeilen und lautstarken Minderheiten entmutigen. Rütter plädiert dafür, den Blick auf die Hilfsbereitschaft und das Positive in der Gesellschaft zu lenken, um ein konstruktives Klima zu schaffen.

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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