Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine HĂŒndin Frida mit fĂŒnf Monaten aus einem rumĂ€nischen Shelter zu mir kam, beschĂ€ftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die fĂŒr mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergĂ€nze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In Episode 5 des Podcasts napfcheck widmet sich die FachtierĂ€rztin fĂŒr TierernĂ€hrung, Dr. Julia Fritz, im GesprĂ€ch mit der Journalistin Manuela Bauer dem Thema kommerzielle Futtermittel. Die Episode bietet einen tiefen Einblick in die Herstellungsprozesse, Zusammensetzungen und Vor- sowie Nachteile von Nass- und Trockenfutter fĂŒr Hunde und Katzen.
Das zentrale Ziel ist es, Tierhalter:innen fundiertes Wissen zu vermitteln, damit sie Mythen von Fakten unterscheiden und eine informierte Entscheidung fĂŒr die ErnĂ€hrung ihres Haustieres treffen können. Die Diskussion klĂ€rt die Frage, was wirklich in der Dose oder im Sack steckt und welches Futter fĂŒr welches Tier am besten geeignet ist.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Herstellungsprozesse sind entscheidend: Nassfutter wird durch Sterilisation in der versiegelten Dose haltbar gemacht, wÀhrend Trockenfutter durch den Entzug von Wasser (Dehydrierung) und einen Backprozess (Extrusion) konserviert wird.
- Kohlenhydrate in Trockenfutter sind kein billiger FĂŒllstoff: Dr. Fritz erklĂ€rt, dass Getreide und andere Kohlenhydratquellen nicht nur Energie liefern, sondern auch technologisch notwendig sind, um der Krokette durch KlebereiweiĂe ihre feste Struktur zu geben.
- Feuchtigkeit ist ein SchlĂŒsselfaktor: Nassfutter unterstĂŒtzt durch seinen hohen Wassergehalt (ca. 80 %) die FlĂŒssigkeitsaufnahme, was besonders fĂŒr Katzen und trinkfaule Tiere vorteilhaft ist. Trockenfutter ist dagegen stark konzentriert und erfordert, dass das Tier ausreichend zusĂ€tzlich trinkt.
- Das Mischen von Nass- und Trockenfutter ist unbedenklich: Der Mythos, dass unterschiedliche Verdauungszeiten ein Problem darstellen, wird von Dr. Fritz entkrÀftet. Solange das Tier die Mischung gut vertrÀgt, ist sie eine gute Möglichkeit, die Vorteile beider Futterarten zu kombinieren.
- Marketing-Begriffe kritisch hinterfragen: AusdrĂŒcke wie âkalt abgefĂŒlltâ oder âschonend dampfgegartâ bei Nassfutter Ă€ndern nichts am grundlegenden Sterilisationsprozess bei hohen Temperaturen. Ăhnliches gilt fĂŒr âkaltgepresstesâ Trockenfutter, das lediglich ein anderes, nicht zwangslĂ€ufig besseres Herstellungsverfahren beschreibt.
- Zusatzstoffe sind streng reguliert: Zugelassene Konservierungs- oder Bindemittel (wie Agar-Agar) haben ein aufwendiges PrĂŒfverfahren durchlaufen und sind laut Dr. Fritz in den erlaubten Mengen unbedenklich.
- Die QualitĂ€t eines Futters erkennst du am Tier: Ein gutes Futter wird gern gefressen, sorgt fĂŒr eine gute Verdauung und Kotkonsistenz, fĂŒhrt zu einem gesunden, glĂ€nzenden Fell und ist als âAlleinfuttermittelâ deklariert, um eine ausgewogene NĂ€hrstoffversorgung zu gewĂ€hrleisten.
Die Grundbausteine eines jeden Futters
Dr. Julia Fritz erlÀutert, dass jedes vollwertige Futter, egal ob kommerziell oder selbst zubereitet, aus einem Baukastensystem von NÀhrstoffgruppen besteht. Diese sind:
- Proteinquellen: HauptsĂ€chlich tierische Komponenten wie Fleisch und Innereien, aber auch alternative Quellen wie Insekten oder HĂŒlsenfrĂŒchte. Sie liefern essenzielle AminosĂ€uren.
- Fette und Ăle: Tierische oder pflanzliche Fette, die Energie, essenzielle FettsĂ€uren (z. B. fĂŒr Haut und Fell) liefern und als wichtige GeschmackstrĂ€ger dienen.
- Kohlenhydrate: Energielieferanten wie Getreide (Mais, Weizen, Reis) oder Kartoffeln. Obwohl sie fĂŒr Hunde und Katzen nicht essenziell sind, sind sie eine wichtige Energiequelle und spielen bei der Herstellung von Trockenfutter eine entscheidende technologische Rolle.
- Ballaststoffe (Fasern): Bestandteile wie GemĂŒse, Kleie oder Zellulose, die die Verdauung regulieren und zur SĂ€ttigung beitragen können.
- Mineralstoffe und Vitamine: Werden entweder durch natĂŒrliche Zutaten (z. B. Kalzium aus Knochen) oder gezielt zugesetzte NĂ€hrstoffmischungen (ernĂ€hrungsphysiologische Zusatzstoffe) ergĂ€nzt, um eine bedarfsdeckende Versorgung sicherzustellen.
Herstellung von Nassfutter: Mehr als nur Kochen
Dr. Fritz beschreibt den Herstellungsprozess von Nassfutter als einen hochstandardisierten Vorgang, der mit dem Kochen in der heimischen KĂŒche nur bedingt vergleichbar ist. Die typische Zusammensetzung besteht zu 60 - 70 % aus Fleisch und Innereien, ergĂ€nzt durch geringe Mengen GemĂŒse, Ăle, Mineralstoffe und Kochwasser.
Der Prozess lÀuft wie folgt ab:
- Die rohen Zutaten werden gemÀà Rezeptur in einem groĂen Kutter zerkleinert und homogen vermischt.
- Die rohe Masse wird in Dosen oder Beutel abgefĂŒllt. Der Begriff âkalt abgefĂŒlltâ bezieht sich auf diesen Schritt, hat aber keine Aussagekraft ĂŒber die spĂ€tere Hitzebehandlung.
- Die Dosen werden luftdicht verschlossen und anschlieĂend in einem Autoklaven - einem industriellen Schnellkochtopf - unter Druck bei ca. 120 - 130 °C erhitzt.
- Dieser Prozess sterilisiert den Inhalt, macht ihn haltbar und tötet Keime wie Clostridien (Botulismus-Erreger) ab. Dadurch werden keine zusÀtzlichen Konservierungsstoffe benötigt.
Werbeaussagen wie âohne Konservierungsstoffeâ sind bei Nassfutter daher eine SelbstverstĂ€ndlichkeit, die durch das Herstellungsverfahren bedingt ist.
Herstellung von Trockenfutter: Das Extrusionsverfahren
Die Herstellung von Trockenfutter ist laut Dr. Fritz mit einem Backprozess vergleichbar. Die Zusammensetzung unterscheidet sich deutlich von Nassfutter: Es werden vorwiegend trockene Zutaten wie Fleischmehle (ca. 20 - 30 %) und ein hoher Anteil an Kohlenhydraten (30 - 60 %) verwendet. Die Kohlenhydrate sind technologisch notwendig, da ihre StĂ€rke als âKleberâ fungiert, der die Kroketten zusammenhĂ€lt.
Der Hauptprozess, die Extrusion, funktioniert so:
- Die trockenen Zutaten werden gemahlen und zu einer homogenen Mehlmischung vermengt.
- Diese Mischung gelangt in einen Extruder. Dort wird sie unter hohem Druck, Hitze und Wasserdampf in wenigen Minuten geknetet und gegart. Dieser Schritt sorgt fĂŒr den wichtigen âStĂ€rkeaufschlussâ, der die Kohlenhydrate fĂŒr das Tier verdaulich macht.
- Der heiĂe Teig wird durch eine Formplatte (Matrize) gepresst, wodurch die Kroketten ihre Form (z. B. Sternchen, Herzen) erhalten und geschnitten werden.
- AnschlieĂend werden die noch weichen Kroketten getrocknet, bis sie nur noch eine Restfeuchte von unter 10 % haben.
- Zuletzt erfolgt oft ein âCoatingâ: Die Kroketten werden mit Fetten und hitzeempfindlichen Vitaminen besprĂŒht. Das erhöht die Schmackhaftigkeit und Energie, versiegelt die Poren und verhindert, dass die Kroketten zerbröseln.
Eine Variante ist das kaltgepresste Trockenfutter. Hier werden bereits thermisch aufgeschlossene Zutaten nur noch gemischt und durch eine Matrize gepresst. Dr. Fritz stellt klar, dass dies ein einfacheres und gĂŒnstigeres Verfahren ist, das aber nicht per se hochwertiger ist als die Extrusion.
Nassfutter vs. Trockenfutter: Ein direkter Vergleich
Dr. Fritz betont, dass es kein pauschal âbesseresâ Futter gibt. Die Wahl hĂ€ngt von den BedĂŒrfnissen des Tieres, des Halters und den LebensumstĂ€nden ab.
Vorteile von Nassfutter:
- Hohe Akzeptanz: Durch den hohen Gehalt an tierischen Proteinen und Fetten ist es fĂŒr die meisten Tiere sehr schmackhaft.
- Hohe Wasserzufuhr: Ideal zur UnterstĂŒtzung des FlĂŒssigkeitshaushalts, insbesondere bei Katzen, die zur Bildung von Harnsteinen neigen, oder bei Tieren mit Nierenerkrankungen.
Vorteile von Trockenfutter:
- Praktische Handhabung: Leicht zu lagern, zu transportieren und zu portionieren. Ideal fĂŒr groĂe Hunde oder zur FĂŒtterung unterwegs.
- Lange Haltbarkeit: Kann offen im Napf angeboten werden (z. B. fĂŒr Katzen, die viele kleine Mahlzeiten fressen - Achtung: Ăbergewichtsgefahr!).
- Zahnhygiene: Der mechanische Abrieb beim Kauen der Kroketten kann zur Zahnreinigung beitragen. Es gibt spezielle Dental-Futter mit angepasster Krokettenstruktur, die diesen Effekt verstÀrken. Dennoch ersetzt es nicht das ZÀhneputzen.
- Kosteneffizienz: Pro Kalorie ist Trockenfutter oft gĂŒnstiger.
So findest du das richtige Futter fĂŒr dein Tier
Am Ende der Episode gibt Dr. Fritz eine klare, handlungsorientierte Checkliste an die Hand, um die QualitĂ€t eines Futters fĂŒr das eigene Tier zu beurteilen. Ein Futter ist dann passend, wenn die folgenden Kriterien erfĂŒllt sind:
- Akzeptanz: Dein Tier frisst das Futter gerne und zuverlĂ€ssig. Das beste Futter nĂŒtzt nichts, wenn es im Napf bleibt.
- Verdaulichkeit: Dein Tier hat eine gute Kotkonsistenz - der Output ist fest, geformt und nicht ĂŒbermĂ€Ăig voluminös. Durchfall oder BlĂ€hungen können auf eine UnvertrĂ€glichkeit hindeuten.
- Fell- und Hautgesundheit: Das Fell deines Tieres ist glĂ€nzend und gesund, die Haut ist schuppenfrei. Dies ist oft ein Indikator fĂŒr eine gute Versorgung mit essenziellen FettsĂ€uren.
- Ausgewogenheit: Auf der Verpackung steht âAlleinfuttermittelâ. Nur so ist sichergestellt, dass das Futter alle notwendigen NĂ€hrstoffe im richtigen VerhĂ€ltnis enthĂ€lt und keine Mangelerscheinungen auftreten.
In dieser Episode erwÀhnt
- Online-Tool: FĂŒr Halter:innen, die unsicher sind, ob ihr Tier genug trinkt, empfiehlt Dr. Fritz ihre Webseite futter-rechner.de. Dort gibt es einen Rechner zur Ermittlung des individuellen Wasserbedarfs.