Radiustraining für mehr Freiheit und Sicherheit - Hundsfa(e)lle Podcast

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts Hundsfa(e)lle erörtern die Hosts Yvonne Nawrat und Mustafa Irmak, warum ein gezieltes Radiustraining für viele Hunde nicht eine Einschränkung, sondern der Schlüssel zu mehr Freiheit und einem entspannteren Miteinander ist. Sie erklären die häufigsten Fehler von Hundehalter:innen und geben eine klare Schritt-für-Schritt-Anleitung für den erfolgreichen Aufbau.

Die Episode richtet sich an alle Hundebesitzer:innen, die sich einen zuverlässigen Freilauf für ihren Hund wünschen, aber mit Herausforderungen wie Jagdverhalten, übermäßiger Freundlichkeit gegenüber anderen Hunden oder genereller Eigenständigkeit konfrontiert sind. Die zentrale Frage ist, wie man dem Hund kontrollierte Freiheit gewähren kann, ohne die Sicherheit zu gefährden.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Weniger ist mehr: Ein kleiner, gut trainierter Radius (ca. 5 - 15 Meter) bietet dem Hund oft mehr echte Freiheit und Sicherheit als ein unkontrollierter, großer Aktionsraum.
  • Freiheit ist kein Kontrollverlust: Viele Hundehalter:innen gewähren einen zu großen Radius (20 - 50 Meter) in dem Glauben, ihrem Hund Gutes zu tun. Laut den Hosts führt dies jedoch oft dazu, dass der Hund eigene Entscheidungen trifft, sich verselbstständigt und für den Menschen nicht mehr erreichbar ist.
  • Der richtige Aufbau ist entscheidend: Es ist wesentlich einfacher, mit einem kleinen Radius zu beginnen und diesen schrittweise zu erweitern, als einen Hund nachträglich einzuschränken, der bereits an große Freiheiten gewöhnt ist.
  • Freiwilligkeit statt Kommando: Erfolgreiches Radiustraining basiert nicht auf ständigen Befehlen wie „Warte“ oder einem Rückruf. Ziel ist, dass der Hund lernt, von sich aus in der Nähe seines Menschen zu bleiben, weil es sich für ihn lohnt.
  • Belohne den „Check-in“: Der Kern des Trainings ist die positive Verstärkung. Belohne deinen Hund konsequent dafür, wenn er von sich aus den Kontakt zu dir sucht (z. B. durch einen Blick), um die Bindung und seine Aufmerksamkeit zu fördern.
  • Die Schleppleine als Hilfsmittel: Nutze in der Anfangsphase (mehrere Monate bis über ein Jahr) eine Schleppleine, um den Radius zu managen, Sicherheit zu gewährleisten und zu verhindern, dass der Hund unerwünschtes Verhalten selbstständig auslebt.
  • Jeder Spaziergang beginnt im Nahbereich: Yvonne betont, einen Hund niemals direkt aus dem Auto in den Freilauf zu entlassen. Beginne jeden Spaziergang mit einer Phase der Orientierung an der kurzen Leine, um sicherzustellen, dass dein Hund mental bei dir ist.

Das Missverständnis von Freiheit: Warum ein großer Radius problematisch sein kann

Yvonne Nawrat stellt die weitverbreitete Annahme infrage, dass ein großer Radius automatisch einen glücklichen Hund bedeutet. Sie argumentiert, dass Hunde, die sich zu weit entfernen, oft auf sich allein gestellt sind und gezwungen werden, eigene Entscheidungen zu treffen - eine Situation, die für viele Hunde Stress bedeutet. Mustafa Irmak ergänzt, dass bei Hunden mit Jagdambitionen oder starkem Interesse an Artgenossen ein unkontrollierter Radius gefährlich wird. Er definiert seine persönliche Kontrollzone auf maximal 10 bis 15 Meter. Außerhalb dieser Distanz sei ein verlässlicher Einfluss kaum noch möglich.

Mustafa untermauert dies mit einem Beispiel aus seinem Training: Ein Hund zeigte massive Probleme bei der Leinenführigkeit, weil er es gewohnt war, im Freilauf über große Distanzen (30 - 40 Meter) völlig eigenständig zu agieren. Er forderte dieselbe Freiheit auch an der kurzen Leine ein, was zu ständigem Ziehen führte.

Typische Fehler im Radiustraining

Die Hosts identifizieren drei zentrale Fehler, die den Trainingserfolg verhindern:

  1. Keine Grenzen setzen: Der häufigste Fehler, so Mustafa, ist, den Hund einfach laufen zu lassen, ohne ihm jemals eine Grenze aufzuzeigen. Der Hund lernt dadurch, sich immer weiter zu entfernen.
  2. Übermäßiger Einsatz von Kommandos: Yvonne kritisiert den Ansatz, den Radius ausschließlich über Signale wie „Warte“ oder den Rückruf zu steuern. Dies führe zu einem anstrengenden Spaziergang, bei dem der Mensch permanent agieren müsse. Der Hund lernt nicht, seinen Radius selbst zu verwalten, sondern wartet nur auf das nächste Kommando.
  3. Zu spätes Reagieren: Wer erst eingreift, wenn der Hund bereits 20 Meter oder weiter entfernt ist, lässt den Hund permanent in den Fehler laufen. Statt proaktiv erwünschtes Verhalten zu fördern, wird der Mensch zum reinen Korrektor, was für beide Seiten frustrierend ist.

Der richtige Aufbau: So trainierst du das „Dranbleiben ohne Leine“

Yvonne und Mustafa skizzieren einen klaren, positiven Trainingsansatz:

  • Schritt 1: Radius definieren: Lege für dich einen klaren Radius fest, idealerweise zwischen 5 und 10 Metern. Dies ist zunächst eine mentale Übung für dich als Halter:in, um zu verinnerlichen, dass dieser Bereich ausreichend Freiraum bietet.
  • Schritt 2: Positive Verstärkung mit Schleppleine: Nutze eine Schleppleine, um den Radius zu sichern. Belohne deinen Hund mit hochwertigem Futter für jede freiwillige Kontaktaufnahme - jeden Blick, jede Annäherung. Dieses „Check-in“-Training macht es für den Hund lohnenswert, in deiner Nähe zu bleiben.
  • Schritt 3: Aufmerksamkeit aktiv einfordern: Wenn dein Hund gedanklich abwesend ist und dich ignoriert, nutze spontane Richtungswechsel. Laut Yvonne zwingt dies den Hund, aufmerksamer zu sein. Sobald er dich ansieht, um sich zu orientieren, belohnst du ihn sofort.
  • Schritt 4: Übergang zum Freilauf: Beginne das Training ohne Leine in einer sicheren, eingezäunten Umgebung. Variiere die Belohnungen: Nutze Futter, ein gemeinsames Spiel oder körperliche Interaktion, je nachdem, was dein Hund am meisten schätzt.
  • Schritt 5: Orientierung als Fundament: Etabliere eine Routine, bei der jeder Spaziergang mit einer Phase an der kurzen Leine beginnt (Leinenführigkeit). Erst wenn der Hund orientiert und ansprechbar ist, wird er in den Freilauf entlassen. Dies schafft eine „immaterielle Verbindung“, die auch auf Distanz bestehen bleibt.

Individuelle Anpassungen: Fallbeispiele „Erna“ und „Rudi“

Die Hosts zeigen anhand zweier fiktiver Hunde, wie das Training an den jeweiligen Hundetyp angepasst wird:

  • Erna (energetischer Labrador): Für einen Hund wie Erna, der gerne vorausläuft, empfiehlt Mustafa, das Dranbleiben im Radius konsequent zu belohnen und zusätzlich hochwertige Spielsequenzen einzubauen. Ein ausgelassenes, körperliches Spiel kann für den Hund attraktiver werden als die Interaktion mit fremden Hunden.
  • Rudi (eigenständiger Tierschutzhund mit Jagdtrieb): Bei einem unabhängigen Hund wie Rudi, der auf Spiel weniger anspricht, steht die Kooperationsbereitschaft im Fokus. Yvonne rät, die gesamte Futterration auf dem Spaziergang zu geben und jeden „Check-in“ zu belohnen. Gleichzeitig wird das Verlassen des Radius klar begrenzt, notfalls auch durch ein Abbruchsignal. Der Hund lernt: Innerhalb des Radius ist es sicher und lohnenswert, außerhalb ist es unangenehm.

Praktische Schritte zum erfolgreichen Radiustraining

  1. Definiere dein Ziel: Lege einen klaren Radius fest (empfohlen: 5-10 Meter) und sei dir bewusst, dass dies für deinen Hund ausreichend Freiheit bedeutet.
  2. Nutze eine Schleppleine: Verwende sie in den ersten Monaten konsequent zur Absicherung und als Management-Tool. Sie ist ein temporäres Hilfsmittel, kein Dauerzustand.
  3. Fördere den „Check-in“: Belohne jede freiwillige Kontaktaufnahme deines Hundes. Trage dafür anfangs auf jedem Spaziergang hochwertige Belohnungen bei dir.
  4. Sei unvorhersehbar: Wenn dein Hund unaufmerksam ist, ändere spontan die Richtung. Sobald er auf dich achtet, folgt die Belohnung.
  5. Beginne den Spaziergang bewusst: Starte immer mit einer Phase der Orientierung an der kurzen Leine, bevor du deinem Hund mehr Freiraum gibst.
  6. Sei geduldig und konsequent: Radiustraining ist ein Prozess, der Zeit braucht. Ein halbes bis ganzes Jahr konsequentes Training kann dir viele Jahre entspannten Freilauf ermöglichen.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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