René Gumpinger über echte Führung und die Sprache der Hunde

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode von The Petfood Family spricht Moderator Jan Dießner mit dem österreichischen Hundecoach René Gumpinger. René ist nicht nur Hundecoach, sondern auch Familienvater und Schulleiter. Seine zentrale Botschaft lautet: Hunde benötigen keine Dressur oder Bestechung mit Leckerlis, sondern Menschen, die ihre Sprache verstehen und klare, souveräne Führung übernehmen.

Das Gespräch dreht sich um den fundamentalen Unterschied zwischen Hundetraining und Hundeerziehung, die oft missverstandene Rolle des Menschen als verantwortlicher „Gamechanger“ und die Kraft der nonverbalen Kommunikation über Körpersprache, Raum und Energie. Diese Episode ist ein Muss für alle Hundebesitzer, die das Gefühl haben, dass die Beziehung zu ihrem Hund tiefer und entspannter sein könnte und die bereit sind, die Verantwortung für eine positive Veränderung selbst in die Hand zu nehmen.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Erziehung ist nicht Training: Während Training Fertigkeiten wie „Sitz“ und „Platz“ vermittelt, geht es bei der Erziehung um das Meistern des Alltags und um soziales Verhalten.
  • Du bist der „Gamechanger“: Die Lösung für die meisten Probleme liegt nicht beim Hund, sondern bei dir. Deine veränderte Haltung und souveräne Führung sind der Schlüssel zum Erfolg.
  • Kommuniziere wie ein Hund: Lerne, über Körpersprache, die Verwaltung von Raum und die Regulierung von Energie zu kommunizieren, anstatt dich allein auf Worte zu verlassen.
  • Führung bedeutet Sicherheit: Klare Strukturen und unmissverständliche Grenzen geben deinem Hund die Sicherheit, die er braucht, um entspannt und ausgeglichen zu sein.
  • Eine faire Erziehung nutzt alle Werkzeuge: Ein Hund hat es verdient, nicht nur über Belohnung und Ignorieren erzogen zu werden, sondern auch klare und faire Korrekturen zu erhalten.
  • Verantwortung statt Hilfsmittel: Statt dich auf spezielle Geschirre oder Beruhigungstropfen zu verlassen, übernimm die Führung und werde zum Fels in der Brandung für deinen Hund.
  • Emotionen raus, Klarheit rein: Handle souverän und sachlich statt emotional. Eine rote Ampel ist eine neutrale Information, kein persönlicher Angriff.

Mehr als nur Training: Der Unterschied zwischen Erziehung und Dressur

René Gumpinger legt großen Wert auf die Unterscheidung zwischen Hundetraining und Hundeerziehung. Er erklärt, dass viele Hundeschulen sich auf das Training konzentrieren - das Lehren von Fertigkeiten wie „Sitz“, „Platz“ und „Bleib“. Dies vergleicht er mit einem Kind, das Klavierunterricht erhält. Nur weil das Kind eine Fertigkeit erlernt, bedeutet das nicht, dass es sich in der Schule sozial angemessen verhält, also nicht schubst, stiehlt oder mobbt. Die Hundeerziehung hingegen zielt auf genau dieses soziale Verhalten im Alltag ab. Sie schafft die Grundlage für ein entspanntes Zusammenleben in der Gesellschaft. Laut René glauben viele Menschen fälschlicherweise, ein trainierter Hund sei automatisch auch ein erzogener Hund, was im echten Leben oft zu Konflikten und Missverständnissen führt.

Der Mensch im Fokus: Warum du der „Gamechanger“ bist

Renés Ansatz stellt konsequent den Menschen in den Mittelpunkt. Er sieht sich selbst nicht als Hundetrainer, sondern als Coach für Menschen. Er betont immer wieder: „Du bist der Gamechanger.“ Der Hund, so René, ist oft nur der Spiegel des Menschen. Ein unsicherer, unklarer oder führungsschwacher Mensch kann von seinem Hund nicht ernst genommen werden. Statt die Verantwortung auf Hilfsmittel wie spezielle Geschirre, Futterbeutel oder Bachblütentropfen abzuschieben, fordert René die Besitzer auf, bei sich selbst anzusetzen. Er nutzt die Metapher des Piloten: Der Mensch muss das Cockpit besetzen und die Entscheidungen treffen, während der Hund entspannt als Passagier mitfliegen darf. Diese Übernahme von Verantwortung erfordert Mut und die Bereitschaft, die eigene Komfortzone zu verlassen, führt aber letztendlich zu einer tiefen und respektvollen Beziehung.

Die Sprache der Hunde: Kommunikation über Raum, Energie und Bewegung

Ein zentraler Baustein in Renés Arbeit ist die nonverbale Kommunikation. Er fordert Menschen auf, „vom hohen Ross herunterzusteigen“ und aufzuhören, den Hund zu vermenschlichen. Stattdessen sollten sie lernen, so zu kommunizieren, wie es für einen Hund am verständlichsten ist. Seine Methode basiert auf drei Parametern:

  • Raum: Wer den Raum verwaltet - also wer entscheidet, wer sich wo aufhalten darf -, der führt. Durch bewusste Körpersprache können Menschen Räume für ihren Hund öffnen oder schließen.
  • Energie: Die Energie des Menschen überträgt sich direkt auf den Hund. Ein hektischer, lauter Mensch erzeugt einen hektischen Hund. René vergleicht das mit dem Umschalten eines Fernsehsenders von einem lauten Kinderprogramm wie SpongeBob auf einen ruhigen Dokumentationskanal wie Arte. Ziel ist es, die eigene Energie und die des Hundes bewusst zu regulieren und niedrig zu halten.
  • Bewegung: Wer wen bewegt, ist eine entscheidende Frage in der Mensch-Hund-Beziehung. Zieht der Hund den Menschen zur nächsten Laterne oder entscheidet der Mensch, wann und wohin es geht?

Durch die meisterhafte Anwendung dieser drei Elemente entsteht eine klare und ehrliche Kommunikation, die keine Worte braucht.

Leadership ist keine Technik, sondern eine Haltung

René Gumpinger differenziert scharf zwischen einem „Boss“ und einem echten „Leader“. Ein Boss schreit und herrscht durch Einschüchterung. Ein Leader hingegen gibt Strukturen, schafft Sicherheit und trifft weitsichtige Entscheidungen zum Wohle der Gemeinschaft. Dieses Leadership ist für einen Hund essenziell, um sich sicher und geborgen zu fühlen. Um dieses Konzept greifbar zu machen, nutzt René das Bild einer grünen Wiese: Die Beziehung zum Hund ist eine weite, offene Wiese, auf der alles erlaubt und schön ist. An den Rändern dieser Wiese werden jedoch klare „Pfähle“ eingeschlagen - das sind die wenigen, aber unumstößlichen „Nicht-Botschaften“ oder Grenzen (z. B. „Du ziehst nicht an der Leine“). Innerhalb dieses klar definierten Rahmens herrscht Freiheit, außerhalb gibt es eine klare Grenze. Entscheidend ist, dass der Mensch zu 100 % hinter diesen Grenzen steht und sie konsequent durchsetzt, ohne zu „versuchen“, sondern indem er es einfach tut.

Praktische Schritte zur klaren Führung

Aus dem Gespräch mit René Gumpinger lassen sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten, um die eigene Führungsrolle zu stärken:

  1. Überprüfe deine Haltung: Der erste und wichtigste Schritt ist, selbst daran zu glauben, dass du deinen Hund führen kannst. Deine innere Überzeugung ist die Basis für den Erfolg.
  2. Definiere deine „Nicht-Botschaften“: Lege 3 - 4 klare Regeln fest, die für dich nicht verhandelbar sind und ausnahmslos gelten (z. B. nicht anspringen, nicht an der Leine ziehen).
  3. Arbeite mit deinem Körper: Nutze deine Körpersprache bewusst, um Räume zu verwalten. Ein aufrechter Gang und ein gezielter Schritt nach vorne können einen Raum schließen und deinem Hund eine klare Grenze signalisieren.
  4. Reguliere die Energie: Achte auf deine eigene innere Verfassung. Handle ruhig, souverän und bestimmt, anstatt hektisch, laut oder emotional zu werden. Atme tief durch, bevor du in eine potenziell stressige Situation gehst.
  5. Sei konsequent, nicht emotional: Setze Grenzen klar und sachlich. Ein „Stopp“ ist eine Information, keine Bestrafung. Sobald der Hund die Grenze akzeptiert, ist die Situation vorbei und die Ampel springt sofort wieder auf „grün“.
  6. Hör auf zu „versuchen“: Triff eine klare Entscheidung und handle danach. Das Wort „versuchen“ impliziert bereits die Möglichkeit des Scheiterns. Entweder du tust es oder du tust es nicht.

📌 Themen und Herausforderungen

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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