Sami El Ayachi über Körpersprache, Stabilität und die Kunst, Hunden wirklich zuzuhören

Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida. 
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In dieser Episode des Podcasts The Petfood Family spricht Moderator Jan Dießner mit Sami El Ayachi, einem der führenden Experten für Hundetraining und körpersprachliche Kommunikation in Deutschland und zugleich auch Podcaster mit dem beliebten Podcast "Sitz! Platz! Bleibt!". Bekannt geworden durch das körpersprachliche Longieren, hat Sami seine Arbeit weit darüber hinaus entwickelt und konzentriert sich heute auf die grundlegende Beziehung zwischen Mensch und Hund.

Das zentrale Thema der Episode ist die Erkenntnis, dass nachhaltige Verhaltensänderungen beim Hund primär beim Menschen beginnen müssen. Es geht darum, die eigene Körperhaltung, Bewegung und innere Einstellung bewusst zu gestalten, um eine klare, verständliche und faire Kommunikation zu ermöglichen. Diese Folge ist für alle Hundebesitzer relevant, die über reine Trainingstechniken hinaus eine tiefere, auf gegenseitigem Verständnis basierende Beziehung zu ihrem Tier aufbauen möchten.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Veränderung beginnt bei dir: Echte Fortschritte im Hundetraining erreichst du nicht, indem du nur den Hund modifizierst, sondern indem du zuerst deine eigene Körperhaltung, Bewegung und dein Ausdrucksverhalten veränderst.
  • Die Kraft des "stabilen Stands": Übe, bewusst und stabil zu stehen (z. B. beim Zähneputzen). Diese Ruhe und Zentriertheit überträgt sich auf deinen Hund und macht dich zu einem verlässlichen Anker.
  • Weniger Worte, mehr Körper: Reduziere die verbale Flut an Kommandos. Nutze den Namen deines Hundes gezielt als Aufmerksamkeitssignal, gefolgt von einer klaren, körpersprachlichen Anweisung.
  • Kommunizieren statt bestechen: Anstatt einen Hund mit Futter zu überreden, etwas Unnatürliches (wie direkten Blickkontakt) auszuhalten, schaffe einen Raum, in dem er sich sicher fühlt, von sich aus Kontakt aufzunehmen.
  • "Klopfen" zur Entspannung: Sami stellt eine Akupressur-Technik vor, das sanfte "Klopfen" bestimmter Körperpunkte, um das Nervensystem des Hundes zu beruhigen und Stress, z. B. bei Autofahrten oder Gewitter, abzubauen.
  • Die Basis im Alltag schaffen: Übe grundlegende Dinge wie den Rückruf oder das Gehen an der Leine zuerst in einer ruhigen, ablenkungsfreien Umgebung wie deinem Zuhause, bevor du sie in stressigen Situationen erwartest.
  • Technik schafft Raum für Intuition: Eine klare, erlernte Technik in der Körpersprache gibt dir die Sicherheit, nicht ständig kontrollieren zu müssen. Das schafft mentalen Freiraum für dein Bauchgefühl und eine feinere Wahrnehmung deines Hundes.

Der Mensch als Schlüssel: Warum Veränderung bei dir beginnt

Der Kern von Sami Philosophie ist, dass die Beziehung zum Hund eine beidseitige Angelegenheit ist. Bevor man versucht, das Verhalten des Hundes zu modifizieren, müsse man die eigene Rolle als potenzieller Verursacher von Missverständnissen überprüfen. Sami erklärt, dass Menschen oft unbewusst widersprüchliche Signale senden. Sie erwarten vom Hund Ruhe und Konzentration, sind aber selbst innerlich und äußerlich permanent in Bewegung und gedanklich bereits beim nächsten Schritt.

Ein zentrales Werkzeug, um dies zu durchbrechen, ist der "stabile Stand". Sami leitet Menschen dazu an, eine bewusste, stabile Körperhaltung einzunehmen - hüftbreiter Stand, aufrechter Oberkörper, ruhige Atmung. Eine einfache Übung dafür sei das bewusste Zähneputzen, ohne dabei andere Tätigkeiten auszuführen. Allein diese Veränderung - vom permanent dynamischen zum stabilen, präsenten Menschen - kann laut Sami Hunde positiv irritieren. Sie lernen ihren Menschen neu kennen: als jemanden, der bei sich ist und nicht permanent emotional oder physisch bewegt werden kann. Diese Stabilität bildet die Grundlage für jede weitere klare Kommunikation.

Vom Longierkreis zum Alltag: Die Evolution einer Trainingsphilosophie

Sami beschreibt seinen Weg vom körpersprachlichen Longieren, bei dem die Kommunikation innerhalb eines abgesteckten Kreises trainiert wird, zu einem ganzheitlichen Ansatz. Ihm fiel auf, dass die klare Kommunikation zwischen Mensch und Hund oft am Ende der Übungseinheit zusammenbrach. Die im Kreis erlernten Prinzipien wurden nicht in den Alltag, wie z. B. die Leinenführigkeit, übertragen.

Angeregt durch die Trainerin Perdita Lübbe-Scheuermann begann er, diese Grundlagen zu isolieren und in Workshops wie dem "Smalltalker" zu vermitteln. Sein Ziel ist es, die Basis für eine funktionierende Kommunikation zu schaffen, bevor spezifische "Probleme" wie Leinenzerren oder ein unzuverlässiger Rückruf angegangen werden. Für ihn ist die Leinenführigkeit ("Tanz an der Leine") oder der Rückruf nur eine logische Fortsetzung der Grundlagen, die auf Aufmerksamkeit, klarer Ansprache und gemeinsamer Bewegung basieren. Er vergleicht diesen Ansatz mit Kampfkünsten oder Yoga, wo Meister täglich die Grundlagen wiederholen, um ihre Technik zu verfeinern - ein Prinzip, das im Hundetraining oft vernachlässigt wird.

Jenseits der Leine: "Klopfen" als Werkzeug zur Entspannung

Ein weiteres faszinierendes Werkzeug in Samis Arbeit ist das "Klopfen". Inspiriert durch das Buch "Klopfen mit Kindern" von Dr. Michael Bohne, übertrug er eine Technik aus dem Humanbereich auf Hunde. Dabei werden bestimmte Akupressurpunkte am Körper des Hundes sanft geklopft, um das zentrale Nervensystem zu beruhigen.

Er erzählt von seiner eigenen Hündin, die panische Angst vor dem Autofahren hatte. Nachdem er sie regelmäßig klopfte, stieg sie freiwillig ins Auto und konnte entspannt mitfahren. Ein weiteres eindrückliches Beispiel ist ein reaktiver Malinois-Mischling, der während eines Workshops nach einigen Klopf-Durchgängen mitten im Seminarraum tief und fest einschlief. Sami betont, dass diese Technik ohne Erwartungsdruck angewendet werden sollte und eine wunderbare Ergänzung sein kann, um eine tiefere, entspannte Verbindung zum Hund aufzubauen und ihm in Stresssituationen zu helfen.

Authentische Kommunikation: Blickkontakt und der Wert von Raum

Sami kritisiert Trainingsansätze, die Hunde mit Futter dazu "überreden", Verhalten zu zeigen, das ihrer Natur widerspricht. Ein Paradebeispiel sei der erzwungene, andauernde Blickkontakt. Innerartlich ist ein starrer Blick oft eine Drohung oder dient der Distanzvergrößerung. Wenn Menschen nun mit einem Leckerli an der Stirn einen Hund dazu bringen, sie anzusehen, wird der Hund zwar überredet, aber die Kommunikation ist nicht authentisch.

Gerade bei ursprünglichen Hunderassen oder Tierschutzhunden funktioniere dieser Ansatz oft nicht. Stattdessen plädiert Sami dafür, dem Hund Raum zu geben. Durch eine klare, aber nicht bedrohliche Körpersprache soll eine Atmosphäre geschaffen werden, in der der Hund von sich aus den Blickkontakt suchen kann. Es geht darum, durch eine präzise Steuerung von Nähe und Distanz ein echtes Gespräch zu beginnen, anstatt den Hund zu einer Handlung zu zwingen. Die Basis dafür ist die Beobachtung der innerartlichen Kommunikation von Hunden, die oft über subtile Verlagerungen in den Raum des anderen beginnt.

Praktische Schritte für eine bessere Verbindung

  1. Übe den stabilen Stand: Nutze alltägliche Momente wie das Warten auf den Kaffee oder das Zähneputzen, um bewusst und aufrecht zu stehen. Werde dir deiner eigenen Körperhaltung bewusst.
  2. Reduziere die Distanz zur Ansprache: Wenn du deinen Hund ansprechen möchtest, nutze seinen Namen und verringere gleichzeitig körpersprachlich die Distanz zu ihm (z. B. durch eine leichte Gewichtsverlagerung oder einen kleinen Schritt in seine Richtung). So lernt der Hund, dass sein Name eine Einladung zum Kontakt ist.
  3. Schaffe eine Trainingsbasis zu Hause: Fordere draußen keine Dinge ein, die du nicht zu Hause in Ruhe geübt hast. Leine deinen Hund auch mal im Wohnzimmer an und gehe mit ihm bewusst von einem Raum in den anderen, um die gemeinsame Bewegung zu festigen.
  4. Stelle einfache Fragen: Rufe deinen Hund auch mal aus einer entspannten Situation zu dir, nur um ihm zu zeigen, dass du da bist, und schicke ihn dann wieder weg. So wird der Rückruf nicht nur mit dem Ende von Spaß verknüpft.
  5. Probiere das "Klopfen" aus: Informiere dich über die Technik und wende sie in ruhigen Momenten an, um deinen Hund sanft zu beruhigen. Es kann eine wertvolle Methode sein, um Stress abzubauen und die Bindung zu stärken.

Hinweis: Diese Zusammenfassung wurde mit Hilfe von KI aus dem Transkript der Podcast-Episode generiert.
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