Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Episode des Podcasts "The Pet Food Family" ist Insa zu Gast, die Gründerin des erfolgreichen Instagram-Kanals "Mila Malidor". Angefangen als Zufallsprojekt, entwickelte sich ihr Kanal zu einer Plattform mit über 30.000 Followern. Insa teilt ihre Reise, ihre Motivation für eine professionelle Hundetrainer-Ausbildung und wie sie die damit verbundene Verantwortung wahrnimmt.
Das Gespräch beleuchtet zentrale Themen wie den Umgang mit ängstlichen Hunden, die Grenzen und Potenziale von Social Media im Hundetraining sowie die entscheidende Rolle der menschlichen Haltung und des eigenen Stresses. Diese Episode ist eine wertvolle Ressource für alle Hundebesitzer, die soziale Medien für Inspiration und Wissen nutzen, und wirft die zentrale Frage auf: Wie können wir online geteilte Inhalte verantwortungsvoll erstellen und konsumieren, um die Beziehung zu unseren Hunden wirklich zu verbessern?
Das Wichtigste auf einen Blick
- Authentizität als Erfolgsfaktor: Insas Kanal wuchs organisch, weil sie nicht nur Erfolge, sondern auch die realen Herausforderungen und Lernprozesse im Training mit ihrer ängstlichen Hündin Mila zeigte. Diese Ehrlichkeit schafft Vertrauen und eine starke Community.
- Verantwortung in sozialen Medien: Insa betont, dass Content Creator die Verantwortung haben, für ihre Zuschauer „mitzudenken“. Das bedeutet, nicht nur das Ergebnis, sondern auch den Prozess, mögliche Fehler und die individuellen Bedürfnisse des Hundes zu thematisieren.
- Social Media ist nur der Anfang: Instagram und andere Plattformen können wertvolle Anregungen geben, ersetzen aber bei ernsthaften Verhaltensproblemen keine professionelle Begleitung. Insa rät in solchen Fällen konsequent, einen qualifizierten Hundetrainer vor Ort aufzusuchen.
- Selbstreflexion durch Videoanalyse: Ein zentraler Tipp von Insa ist, sich selbst beim Training mit dem Hund zu filmen. Die nachträgliche Analyse, idealerweise in Zeitlupe, deckt oft unklare Kommunikation oder falsches Timing auf und fördert die Selbstwirksamkeit des Halters.
- Der Mensch als Schlüssel im Training: Dein eigener Stress und deine innere Haltung übertragen sich direkt auf deinen Hund. Insa erklärt, wie wichtig es ist, an eigenen Glaubenssätzen und Stressreaktionen zu arbeiten, anstatt nur das Verhalten des Hundes korrigieren zu wollen.
- Fokus auf das Positive lenken: Mit dem „Gute Momente Glas“ stellt Insa ein einfaches, aber wirkungsvolles Coaching-Tool vor. Indem du täglich positive Erlebnisse mit deinem Hund aufschreibst, trainierst du deine Wahrnehmung und stärkst die Beziehung, anstatt dich nur auf Probleme zu konzentrieren.
Vom privaten Account zum verantwortungsvollen Content Creator
Insa berichtet, dass die Entstehung ihres Instagram-Kanals "Mila Malidor" ein reiner Zufall war - ursprünglich wollte sie nur die Motorrad-Stunts ihres Sohnes im Auge behalten. Nachdem sie jedoch begann, Videos über die Tricks zu teilen, die sie ihrer eher ängstlichen Hündin Mila beibrachte, um deren Selbstvertrauen zu stärken, ging ein Tutorial viral. Innerhalb weniger Wochen wuchs ihr Kanal auf über 12.000 Follower. Dieser plötzliche Erfolg konfrontierte sie mit einer großen Verantwortung. Als Beamtin musste sie die Nebentätigkeit genehmigen lassen und entschied sich bewusst, den Weg weiterzugehen. Für sie ist es entscheidend, authentisch zu bleiben und auch die Schwierigkeiten und Fehler im Training zu zeigen. Sie sieht sich selbst weniger als „Influencerin“, sondern bevorzugt den von jemandem vorgeschlagenen Begriff „Ideengeberin“.
Chancen und Grenzen von Social Media im Hundetraining
Insa nutzt ihre Reichweite bewusst für Aufklärung und um für die Bedürfnisse von Hunden zu sensibilisieren. Sie thematisiert die feinen Signale der Körpersprache - etwa wenn ein Hund nicht angefasst werden möchte - und zeigt, dass Unbehagen nicht immer durch Zähnefletschen ausgedrückt wird. Sie ist überzeugt, dass Social Media ein wichtiger erster Schritt sein kann, um auf Themen aufmerksam zu machen und Menschen zu inspirieren. Gleichzeitig warnt sie davor, die Plattformen als Ersatz für eine professionelle Ausbildung zu sehen. Kurze Videos können komplexe Trainingsprozesse nur anreißen. Insa betont, wie viel wichtiger Kontext in den zugehörigen Texten (Captions) ist, stellt aber ernüchtert fest, dass viele Nutzer diese gar nicht lesen. Bei Problemverhalten wie starker Angst oder Aggression verweist sie daher konsequent an Hundetrainer vor Ort, da eine Ferndiagnose unverantwortlich wäre.
Angst und Stress: Der Weg zu einem handlungsfähigen Hund
Ein Herzensthema für Insa, das auch ihre zukünftige Arbeit als Hundetrainerin prägen soll, ist der Umgang mit Angst und Stress. Ihre Hündin Mila leidet unter anderem an Geräuschangst. Insa definiert Angst als einen Zustand der Hilflosigkeit und des Kontrollverlusts. Das Ziel des Trainings sei es nicht, die Angst vollständig zu eliminieren, sondern dem Hund zu helfen, „handlungsfähig“ zu bleiben. Ein Hund, der trotz seiner Angst mit der Situation umgehen kann, ohne in Panik zu verfallen, hat eine deutlich höhere Lebensqualität. Als Beispiel nennt sie das Autofahren, das Mila nie lieben wird, aber mittlerweile ohne extreme Stressreaktionen ertragen kann. Die Grenze, ab der Angst problematisch wird, ist für Insa erreicht, wenn die Lebensqualität des Hundes oder des Mensch-Hund-Teams massiv eingeschränkt ist - etwa, wenn der Hund das Haus nicht mehr verlassen will.
Die entscheidende Rolle des Menschen: Haltung, Stress und Selbstreflexion
Insa, die einen Master in Beratung und Coaching mit Schwerpunkt Stress besitzt, verknüpft ihr Wissen über menschliche Psychologie eng mit dem Hundetraining. Sie kritisiert den oft gehörten Rat „Dein Stress überträgt sich auf den Hund“, weil er den Menschen die Ursache aufzeigt, aber keine Lösung anbietet. Entscheidend sei es, die eigene Haltung und die zugrundeliegenden Glaubenssätze zu hinterfragen. Warum ist es mir so wichtig, die Kontrolle zu behalten? Was ist so schlimm daran, wenn mein Hund bellt und wir eine Situation verlassen müssen? Solange der Mensch seine eigenen Stressmuster nicht bearbeitet, wird er dem Hund nur schwer Sicherheit vermitteln können. Ein von ihr empfohlenes Werkzeug zur Selbstreflexion ist die Videoanalyse. Indem man sich selbst im Umgang mit dem Hund filmt, werden unbewusste Fehler in der Körpersprache und im Timing sichtbar, die man in der Situation selbst nicht wahrnimmt.
Praktische Schritte für einen bewussteren Umgang
- Filme dich und deinen Hund: Nutze dein Smartphone, um Trainingseinheiten oder Alltagssituationen aufzunehmen. Analysiere die Aufnahmen später in Ruhe und auch in Zeitlupe, um deine eigene Kommunikation und die deines Hundes besser zu verstehen.
- Führe ein „Gute Momente Glas“: Stelle ein leeres Glas an einen gut sichtbaren Ort. Schreibe jeden Tag mindestens einen positiven Moment oder einen kleinen Trainingserfolg mit deinem Hund auf einen Zettel und wirf ihn hinein. Das hilft, den Fokus vom Problem auf das Positive zu lenken.
- Lies die Captions auf Social Media: Konsumiere Videos nicht nur oberflächlich. Oft enthalten die Begleittexte wichtige Erklärungen, Sicherheitshinweise und den Kontext, der im Video selbst fehlt.
- Respektiere die Grenzen deines Hundes: Achte auf feine Signale von Unbehagen oder Desinteresse. Wenn dein Hund keine Lust auf Training hat, brich die Einheit ab. Echter Trainingserfolg basiert auf Freiwilligkeit.
- Suche dir professionelle Hilfe: Zögere nicht, einen qualifizierten Hundetrainer zu kontaktieren, wenn du bei einem Problem nicht weiterkommst. Je früher du Unterstützung suchst, desto leichter lässt sich das Verhalten positiv beeinflussen.