Zusammengefasst von Anja Schirwinski
Seit meine Hündin Frida mit fünf Monaten aus einem rumänischen Shelter zu mir kam, beschäftige ich mich intensiv mit Hundethemen - von Alltagstraining bis Verhaltensbesonderheiten. Viele der Fragen, die in Podcasts besprochen werden, kenne ich aus unserer gemeinsamen Erfahrung nur zu gut. Deshalb fasse ich hier die für mich interessantesten Podcastfolgen zusammen und ergänze sie mit meinen eigenen Erlebnissen mit Frida.
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In dieser Episode des Hundsf(a)elle Podcasts sprechen die Hosts Yvonne Nawrat und Mustafa Irmak mit Nadja Falldorf, einer Expertin für Tierkrankenversicherungen von der BarmeniaGothaer. Nadja teilt nicht nur ihr berufliches Fachwissen, sondern auch persönliche Erfahrungen als Halterin einer Tierschutzhündin und ehrenamtliche Tierschützerin.
Die zentrale Frage der Episode ist, warum eine umfassende Krankenversicherung für Hunde heutzutage kein Luxus mehr, sondern eine finanzielle und emotionale Notwendigkeit ist. Die Diskussion beleuchtet die drastisch gestiegenen Tierarztkosten, die Unterschiede zwischen reinen OP-Versicherungen und einem Vollkrankenschutz sowie die wichtigsten Kriterien bei der Wahl des richtigen Tarifs. Diese Folge ist eine unverzichtbare Ressource für alle Hundehalter:innen, die die bestmögliche Gesundheitsvorsorge für ihr vierbeiniges Familienmitglied sicherstellen und sich vor unvorhersehbaren, hohen Kosten schützen wollen.
Das Wichtigste auf einen Blick
- Steigende Tierarztkosten: Durch die Anpassung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) sind die Kosten für Behandlungen und Operationen immens gestiegen. Frühere Methoden wie das monatliche Sparen von 50 € reichen heute bei Weitem nicht mehr aus, um größere Eingriffe zu finanzieren.
- Vollkrankenschutz ist mehr als eine OP-Versicherung: Nadja Falldorf erklärt, dass eine reine OP-Versicherung nur Eingriffe mit einem „Schnitt“ abdeckt. Ein Vollkrankenschutz hingegen übernimmt auch Kosten für Diagnostik (z. B. MRT), Medikamente, Physiotherapie und Notfallbehandlungen ohne Operation, die oft den Großteil der Tierarztkosten ausmachen.
- Früh versichern lohnt sich: Je jünger und gesünder ein Hund bei Versicherungsabschluss ist, desto günstiger sind die Beiträge und desto umfassender der Schutz. Insbesondere bei Welpen und Junghunden werden oft kostspielige angeborene oder entwicklungsbedingte Probleme (z. B. HD, ED) festgestellt.
- Achte auf wichtige Tarifdetails: Unbegrenzte OP-Kostenübernahme, die Abdeckung von Notdienstgebühren und die Kostenübernahme für Physiotherapie sind laut Nadja Falldorf entscheidende Kriterien für einen guten Versicherungstarif, um im Ernstfall optimal abgesichert zu sein.
- Die persönliche Beratung ist entscheidend: Eine kompetente Ansprechperson, die selbst Hundeerfahrung hat, kann den passenden Schutz für die individuellen Bedürfnisse des Hundes und Halters finden. Die Expertise der beratenden Person ist oft wichtiger als der Name der Versicherungsgesellschaft.
- Nicht alle Hunde sind gleich versicherbar: Bestimmte Rassen mit hohem Krankheitsrisiko (z. B. Französische Bulldoggen) oder Hunde mit bekannten Vorerkrankungen können von Versicherungen ausgeschlossen oder nur mit Einschränkungen aufgenommen werden.
Warum eine Tierkrankenversicherung heute unverzichtbar ist
Nadja Falldorf stellt zu Beginn eine grundlegende Frage: Wenn wir Menschen uns selbstverständlich krankenversichern, warum tun wir das nicht auch für unsere Hunde, die wir als vollwertige Familienmitglieder betrachten? Die emotionale Bindung und die Verantwortung für die Gesundheit des Tieres machen eine Absicherung unerlässlich. Yvonne Nawrat und Mustafa Irmak bestätigen diesen Wandel: Hundehaltung ist zu einem kostspieligen Luxusgut geworden, und die medizinische Versorgung hat einen sehr hohen Stellenwert eingenommen.
Ein zentraler Punkt der Diskussion sind die explodierten Tierarztkosten, die seit der letzten Anpassung der Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) für viele Halter:innen zur finanziellen Belastung geworden sind. Eine einfache Kastration kann heute, wie Mustafa anmerkt, schnell 700 bis 1000 Euro kosten. Yvonne berichtet aus eigener, schmerzlicher Erfahrung: Die Behandlung ihres früheren Hundes kostete sie allein im letzten halben Jahr über 15.000 Euro - eine Summe, die ohne Versicherung kaum zu stemmen ist. Das früher oft empfohlene Modell, monatlich einen festen Betrag zur Seite zu legen, funktioniert laut den Expert:innen angesichts von OP-Kosten, die schnell 5.000 Euro und mehr erreichen, nicht mehr.
OP-Versicherung vs. Vollkrankenschutz: Der entscheidende Unterschied
Ein weit verbreiteter Irrtum ist, dass eine OP-Versicherung für den Ernstfall ausreicht. Nadja Falldorf klärt auf, dass diese Policen in der Regel nur dann greifen, wenn ein chirurgischer Eingriff mit einem Schnitt stattfindet. Viele teure Notfälle erfordern jedoch keine Operation. Als Beispiel nennt sie die Behandlung nach der Aufnahme eines Giftköders, die intensivmedizinische Betreuung erfordert, aber keinen chirurgischen Eingriff. Solche Kosten von mehreren tausend Euro wären von einer reinen OP-Versicherung nicht gedeckt.
Ein Vollkrankenschutz deckt hingegen ein weitaus breiteres Spektrum ab:
- Diagnostische Verfahren: Röntgen, MRT, CT und andere Untersuchungen zur Ursachenfindung.
- Konservative Behandlungen: Medikamente, Physiotherapie, alternative Heilmethoden.
- Vorsorgemaßnahmen: In vielen Tarifen sind auch Budgets für Impfungen oder Wurmkuren enthalten.
Nadja betont, dass Tierärzt:innen oft versuchen, eine Operation durch konservative Methoden wie Physiotherapie zu vermeiden. Ein Vollkrankenschutz unterstützt diesen Ansatz und deckt die Kosten dafür. Laut einer von ihr zitierten Tierklinik machen Behandlungsfälle rund 80 % der Kosten aus, während reine OP-Fälle nur 20 % ausmachen.
Worauf du bei der Wahl des richtigen Tarifs achten solltest
Die Auswahl des richtigen Tarifs kann überwältigend sein. Nadja Falldorf empfiehlt, auf einige Kernleistungen besonderen Wert zu legen:
- Unbegrenzte OP-Kosten: Da die Kosten für Operationen unvorhersehbar sind, ist eine unlimitierte Deckungssumme essenziell.
- Notdienstgebühren: Notfälle passieren oft am Wochenende oder nachts, wenn höhere Gebühren anfallen. Diese sollten im Tarif explizit abgedeckt sein.
- Physiotherapie: Da Behandlungen des Bewegungsapparats (z. B. nach einem Kreuzbandriss oder bei HD) häufig sind, ist die Kostenübernahme für Physiotherapie ein wichtiger Baustein.
Die Kosten eines Tarifs hängen von mehreren Faktoren ab, darunter die Hunderasse (ein Schäferhund hat ein höheres HD-Risiko als andere Rassen), das Alter bei Versicherungsabschluss und eventuelle Vorerkrankungen.
Die Rolle der persönlichen Beratung und die Abwicklung im Schadensfall
Nadja Falldorf hebt hervor, dass der entscheidende Faktor für eine gute Absicherung nicht allein die Versicherung, sondern die beratende Person ist. Ein:e Berater:in mit eigener Hundeerfahrung und Spezialisierung auf den Tierbereich kann die Bedürfnisse von Hund und Halter:in besser verstehen und einen passenden Tarif empfehlen. Dieses Fachwissen ist entscheidend, um die komplexen Bedingungen zu verstehen und im Schadensfall einen verlässlichen Ansprechpartner zu haben.
Im Leistungsfall gibt es zwei gängige Vorgehensweisen:
- Kostenerstattung: Der oder die Halter:in bezahlt die Tierarztrechnung zunächst selbst und reicht sie anschließend per App oder Post bei der Versicherung ein. Bei der BarmeniaGothaer erfolgt die Erstattung laut Nadja oft innerhalb weniger Tage.
- Direktabrechnung: Insbesondere bei hohen Rechnungen in Tierkliniken ist es oft möglich, dass die Klinik direkt mit der Versicherung abrechnet. Hierfür ist eine sogenannte Abtretungserklärung notwendig. Es empfiehlt sich, dies vorab mit der Praxis oder Klinik zu klären.
Praktische Schritte zur richtigen Absicherung
Basierend auf der Diskussion in der Episode lassen sich folgende Handlungsempfehlungen ableiten:
- Handle frühzeitig: Versichere deinen Hund so früh wie möglich, idealerweise bereits im Welpenalter, um von günstigeren Beiträgen zu profitieren und sicherzustellen, dass keine Vorerkrankungen den Schutz einschränken.
- Priorisiere einen Vollkrankenschutz: Wäge die Vorteile eines umfassenden Schutzes gegenüber einer reinen OP-Versicherung ab. Die Mehrkosten für einen Volltarif amortisieren sich oft schon bei der ersten größeren Behandlung.
- Prüfe die Tarifdetails sorgfältig: Achte auf unbegrenzte OP-Kosten, die Übernahme von Notdienstgebühren und die Inklusion von physiotherapeutischen Behandlungen.
- Suche eine spezialisierte Beratung: Wende dich an eine:n Expert:in, die oder der sich auf Tierkrankenversicherungen spezialisiert hat und deine Situation nachvollziehen kann.
- Kläre die Abrechnungsmodalitäten: Frage bei deinem Tierarzt oder in deiner Tierklinik nach, ob eine Direktabrechnung mit deiner Versicherung möglich ist, um im Notfall nicht in Vorkasse treten zu müssen.